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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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aus dem Krav Maga anzuwenden. Aus einem gehörigen Sicherheitsabstand sah er die beiden Blondies von oben bis unten an.
    „Es würde mich nicht wundern, wenn es mir gelänge, jenen jungen Mann aufzutreiben, den Sie, Mr. Shamgood, im letzten Jahr bei der Modenschau in Mailand sexuell belästigt haben, und ihn dazu zu bringen, seine Anzeige gegen Sie wieder aufzunehmen. Ich gehe davon aus, er schweigt nur, weil Sie ihn großzügig für seine Diskretion bezahlen. Maurice Bernard war doch sein Name, richtig?“ Versteckt fuhr Ondragon mit den Fingern über das Telefon in seiner Hosentasche. Die Waffe des modernen Menschen, am liebsten hätte er es sofort herausgeholt und Shamgood damit gedroht, diesen Maurice Bernard anzurufen. Aber das Handy war sein Geheimnis, sein kleiner Vorteil, und von dem sollte niemand etwas wissen.
    „Mal sehen, ob Maurice Bernard mit einem Scheck zufrieden ist, der eine Null mehr vor‘m Komma hat. Er sitzt bestimmt gerade bei Eclairs und Champagner, aber ich denke, er wird Zeit für mich haben, wenn ich ihm erstmal erklä rt habe, wer ich bin. ‚ Hallo, Maurice Bernard, je suis Monsieur Ondragon, avocat aux Etats-Unis. Je voudrais parler à Monsieur Shamgood… ‘“ Aus den Augenwinkeln registrierte er, wie der Teint von Shamgood von Schoko zu Karamell wechselte. Gotcha !
    „Ich könnte wetten, es ist eine Nummer in Paris, richtig? Mon Dieu “, er sah auf seine Uhr, „es ist ‘öchste Zeit, isch muss gleisch mit ihm spreschen. In Pari‘ ist es jetzt vier Uhr nachmittags, vielleischt lässt misch die gute Sheila ja mal von der Lodge aus telefonieren.“
    Shamgoods Gesichtsfarbe transformierte von Karamell zu Milch. Er zog Norrfoss am Ärmel.
    „Wir sind hier fertig. Aber glauben Sie nicht, ich würde mich geschlagen geben, Mr. Ondragon!“
    Als die beiden Nervensägen außer Sicht waren, eilte Ondragon nach drinnen, stürmte die Treppe hinauf in sein Zimmer und bemerkte erst, wie schnell sein Herz schlug, als er sich an die geschlossene Tür lehnte.
    Hastig riss er das Handy aus seiner Hosentasche und wählte eine Nummer in Berlin. Eine Nummer, die er seit vielen Jahren nicht gewählt hatte.
    Es rauschte in der Leitung, und dann klingelte es. Einmal, zweimal, dreimal. Doch plötzlich legte Ondragon auf. Was sollte er seine Eltern fragen? Ob seine Mutter eine Agentin war? Das war lächerlich. Er schlug sich mit dem iPhone hart vor die Stirn und atmete ein paar Mal tief durch. Früher oder später würde er mit ihnen sprechen müssen. Aber nicht jetzt und nicht am Telefon. Er würde seine Eltern besuchen, um beide endlich nach den vielen Dingen zu fragen, die ihm schon seit Langem auf der Seele brannten. Ondragon blickte nachdenklich aus dem Fenster. Die Anschuldigungen Shamgoods, so wahnwitzig sie auch sein mochten, hatten etwas bei ihm ausgelöst. Lange verschüttete Gefühle brachen sich unaufhaltsam ihren Weg ans Licht, wie einst ein kleiner Junge sich unter einem tonnenschweren Bücherhaufen hervorgequält hatte, der ihn zu ersticken drohte. Und noch ein undeutlicher Schatten gesellte sich zu seinen Erinnerungen. Es war das erschrockene Gesicht seiner Mutter und der Wutanfall seines Vaters, als beide die Bibliothek betraten und das Unheil erblickten, welches der kleine Paul angerichtet hatte. Ein Schatten, der so groß war wie er selbst. Er schwebte über den Büchern und verschwand schließlich nach oben durch die Decke. Dann sah er nur noch die Tränen seiner Eltern und verstand nicht. Ihm war doch nichts passiert. Er war am Leben. Was machte sie so traurig so als sei jemand gestorben?
    Schluss damit! Ondragon schüttelte mit Gewalt seinen Kopf und zwang sich, die Zentrifuge anzuhalten, die sich gegen ihn selbst gerichtet hatte.
    Reiß dich zusammen, Paul Eckbert! Was ist nur mit dir los, dass du solch einem Schmarrn auf den Leim gehst? Die beiden Arschlöcher wollten nichts weiter als dich foppen. Sicher, sie haben einige Informationen über dich zu Tage gebracht, aber das ist völliger Unsinn! Und der Scheiß mit der Bibliothek kocht jetzt nur hoch, weil Dr. Arthur darin herumgewühlt hat. Wenigstens hast du Shamgood ordentlich abserviert. Der wird ein paar Tage brauchen, um sich von dieser Niederlage zu erholen. Und bis dahin hast du dir eine neue Strategie gegen ihn ausgedacht.
    Ein wenig beruhigter setzte er sich auf das Bett und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Die beiden blondierten Pavianärsche würde er genauer im Auge behalten, sie würden schon noch

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