Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
gezogen?
„Scheiße!“, entfuhr es ihm, und Steiner fluchte ebenfalls. Offensichtlich hatte auch der BND-Agent erkannt, wo sie sich befanden. Hektisch sprach er ins Funkgerät und trat gleichzeitig aufs Gas. Der Wagen machte einen Satz nach vorn und Ondragon wurde in den Sitz gepresst. Der Motor heulte auf, fast so wie bei dem Wagen, der Agentin Ritter überfahren hatte, und kam dann mit quietschenden Reifen zum Stehen. Ondragon sprang aus dem Wagen und rannte auf das große Gittertor zu, das gerade dabei war, sich zu schließen. Den lauten Protesten des Wachmannes davor zum Trotz schlüpfte er durch die kleiner werdende Lücke, zückte seine Pistole und lief hinaus auf das nächtliche Areal. Steiner und der Wachmann waren ihm dicht auf den Fersen. Er hörte das Schnaufen des Agenten und die hektischen Rufe des Sicherheitsangestellten hinter sich.
Das grelle Flutlicht eines Krans wies ihm die Richtung. Er sah, wie das Taxi mit dem Unbekannten am Kai hielt und der Kerl mit Charlize ausstieg. Vor ihm führte eine schmale Gangway zu einer Öffnung in einem rostigen Schiffsrumpf. Der Typ betrat die Gangway, doch dann drehte er sich zu ihnen um. Er hielt Charlize umklammert und hob eine Pistole über seinen Kopf. Er feuert einmal in die Luft und drückte den Lauf danach an Charlizes Schläfe. Der Knall hallte mehrfach vom Stahl des Schiffes wieder und verebbte über der Weite des dunklen Meeres. Augenblicklich hielt Ondragon an. Hinter ihm stoppten auch Steiner und der Wachmann.
„Keiner rührt sich! Sonst ist die Mademoiselle Fischfutter!“, rief der Kerl zu ihnen herüber und ging langsam weiter rückwärts die Gangway hinauf, die Waffe unbeirrt an Charlizes Kopf. Am anderen Ende erwarteten ihn die dunkle Öffnung im Schiffsrumpf und ein ängstlich dreinblickender Matrose, der seinen Kopf herausstreckte. Er verschwand, nachdem der Unbekannte ihm etwas über die Schulter zugerufen hatte. Ondragon sah bläulichen Rauch aus dem Schornstein des Öltankers quellen, sah, dass die Leinen längst eingeholt waren. Das Schiff würde ablegen, sobald der Kerl an Bord war, und dann wären Pandora und Charlize außerhalb seiner Reichweite. Er biss sich auf die Lippen. Was konnte er tun, um Charlize zu befreien?
Der Typ erreichte die Öffnung. Plötzlich hörte Ondragon seine Assistentin aufschreien. „Schieß doch endlich, Chef! Worauf wartest du noch?!“ Sie wirkte benommen, begann sich aber gegen den Kerl zu wehren.
„Nein!“, brüllte Ondragon und riss beide Hände hoch. „Tu das nicht, Charlize!“
Doch es war zu spät. Ein zweiter Schuss ertönte, dumpfer, als der zuvor, und kurz darauf sackte Charlize auf den Brettern der Gangway zusammen. Im selben Augenblick tauchte der Kerl in die Öffnung, und die Tür schloss sich hinter ihm mit einem lauten Quietschen. Ein Schiffsignal ertönte und der Tanker legte träge wie ein Eisberg ab. Langsam verschwand der rostige Rumpf aus dem Lichtkegel und glitt in die Nacht hinaus. Nur die Positionslichter zeigten noch an, wo er sich befand.
Ondragon kümmerte sich nicht darum, er stürmte die wackelige Gangway hinauf und kniete sich neben Charlize. Blut hatte die vordere Seite ihres Kleides getränkt.
„Oh nein!“ Mit fliegenden Händen tastete er ihren Körper nach der Verwundung ab und fand ein Einschussloch über ihrer rechten Hüfte. Er presste seine Hand darauf und sah sich mit wildem Blick nach Steiner um. Der kam die Gangway hinaufgelaufen, gefolgt von dem gehetzt wirkenden Wachmann.
„Rufen Sie verdammt nochmal Hilfe! Und zwar schnell!“
Steiner hob das Funkgerät an den Mund. Doch Ondragon bekam mehr nicht mit, was er sprach, denn er hatte sich über Charlizes blasses Gesicht gebeugt und hielt sie sanft im Arm. Der Blutfleck auf ihrem Kleid wurde unaufhaltsam größer.
„Bitte nicht“, flüsterte er. „Bitte, bleib bei mir. Hörst du? Ich brauche dich doch, Charlize-Honey!“
33. Kapitel
25. Mai 2011 Atlantischer Ozean 2.45 Uhr
Unruhig warf sich Clandestin in seiner Koje hin und her. Er hatte eine Kabine für sich, das hatte sein Auftraggeber so organisiert. Aber es war knapp gewesen. Beinahe wäre es ihm nicht gelungen, auf das Schiff zu kommen. Gut, dass ihm die List mit der Assistentin geglückt war. Dieser Mr. Ondragon war ihm verdammt dicht auf den Fersen gewesen. Viel zu dicht! Außerdem hatte der Kerl seinen Namen herausbekommen. Monsieur Noire . Das war nahe dran.
Merde! Clandestin schlug mit der Faust gegen die Wand der Kabine. Mr. Big war
Weitere Kostenlose Bücher