Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Original.“
Ondragon stieß belustigt Luft aus. „Das Ding fasse ich nicht mal mit ‘ner Kneifzange an! Es ist immer noch ein verdammtes Buch, hast du das vergessen? Außerdem glaubst du doch wohl nicht, dass der BND uns auch nur für eine Sekunde gestatten wird, darin rumzublättern. Die Übergabe findet unmittelbar nach Abschluss der Operation statt.“
Charlize legte ihm eine Hand auf den Unterarm. „Keine Sorge, Chef, ich beschaff dir die Bilder. Und jetzt schau mal schön nach, was es mit der Junkers 390 auf sich hat. Bis gleich.“ Sie stellte die leere Bierflasche auf den Tisch und verschwand im Bad. Ondragon holte das Netbook aus dem Rucksack und wollte es anschalten, doch dann überlegte er es sich anders. Die Rechner waren bestimmt so konfiguriert worden, dass jede Aktion, die man damit ausführte, zurückverfolgt werden konnte, also auch seine Surfaktivität im Netz. Charlize hatte den richtigen Riecher, da war er sicher. Der Ausfall der Kamera war kein Zufall. Er konnte Ritter und Steiner nicht trauen.
Über sein Handy loggte er sich in eine sichere Internetverbindung ein. Für die JU 390 gab es mehrere Einträge, die meisten auf Deutsch. Nun verstand Ondragon auch, warum Charlize ihm die Aufgabe zugeteilt hatte. Sie hatte die Sache vorab gecheckt, aber feststellen müssen, dass sie ohne Deutsch nicht weiterkam. Clevere Charlize.
Als er fertig mit lesen war, zückte er seinen Notizblock und trug die gesammelten Fakten ein:
Junkers 390 – auch „Das Geisterflugzeug“ genannt:
– geplant von den Nazis als Fernaufklärer und Transportflugzeug mit einer Reichweite von bis zu 8.000 km
– Maschine war bestückt mit sechs Propellermotoren zu je 1750 PS, Höchstgeschwindigkeit beladen 450 km/h, unbeladen 505 km/h
– Besatzung 8-10
– max. Startgewicht angeblich 75,5 Tonnen, davon 8 Tonnen Nutzlast (Anmerkung: also Bombe oder ähnliches)
– Länge 32,60 m, Spannweite 50,32 m, Höhe 6,89 m
– Sollte ab 1943 in Serie produziert werden, es wurden aber nur zwei Prototypen gebaut, die Version I und Version II. Eine davon zündeten die Deutschen vor Kriegsende selbst an, damit sie nicht den Amerikanern in die Hände fällt. Die zweite Maschine gilt als verschollen (könnte die vor Brasilien abgestürzte Maschine sein)
Gerücht Nr. 1: das Flugzeug sollte mit einer Atombombe an Bord bis nach New York fliegen (mit einem Zwischentankstopp wäre also auch Südamerika als Ziel möglich, natürlich ohne Bombe an Bord)
Gerücht Nr. 2: Die Version II soll im März 1945 einen Testflug nach Japan unternommen haben, es gibt dafür aber keine Bestätigung, weder von den Deutschen noch von den Japanern
Gerücht Nr. 3: Bei einer Flucht ranghoher Nazi-Offiziere mit Zwischenlandung in ehemals Spanisch-Sahara sollen an Bord angeblich mehrere Wissenschaftler und technische Gerätschaften gewesen sein, darunter auch das geheime Flugobjekt „Die Glocke“. Das Projekt stand unter der Leitung eines gewissen SS-Obergruppenführer Dr. Hans Kammler (das gehört jetzt aber ganz tief in die Verschwörungskiste!)
Ondragon gab „Die Glocke“ und „Hans Kammler“ bei Google ein und fand sich kurz darauf ganz tief im braunen Sumpf der Nazi-Mystik wieder. Etliche Seiten ergingen sich in der Lobpreisung der Wunderwaffen des Dritten Reiches. Nazi-Ufotechnologie, Reichsflugscheibe, Antigravitationsantrieb und Repulsine. Lächerlich! Ondragon beendete die Suche ganz schnell als Fehlanzeige. Auf so einen Quatsch wollte er sich gar nicht erst einlassen. Und es war auch nicht anzunehmen, dass der BND hinter einem derartigen Humbug her war. Nein, an Bord der JU 390 musste etwas viel Bedeutenderes gewesen sein als ein angebliches mysteriöses Flugobjekt.
Charlize kam in einem Bademantel und mit einem Handtuch auf dem Kopf aus dem Bad und ließ sich ihm gegenüber erschöpft in den Sessel fallen.
„Und?“, fragte sie. „Was hat es mit dem Flugzeug auf sich?“
Ondragon zwang sich, nicht auf ihre glatten, gebräunten Schenkel zu sehen, die unter dem Bademantel hervorblitzten, und erzählte ihr rasch, was er herausgefunden hatte.
Charlize kicherte, als er bei dem Nazi-Klischee mit den geheimen Flugscheiben angekommen war. „Eine wunderbare Story: SS-Kommandant flieht mit einem Geisterflugzeug und einem geheimnisvollen Fluggerät an Bord und gilt seitdem als verschollen. Das klingt nach einem Drehbuch für einen Film von Roland Emmerich. Aber wer weiß, an Gerüchten ist immer etwas dran.“
„Ich bitte dich! Das
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