Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
geforscht, nie des Geldes wegen. Und ich erlaube mir, viele Menschen an meiner Seite Freunde und Gönner zu nennen. In meinem Umfeld befinden sich jedoch leider auch gewisse Leute, die mir meine Erfindungen neiden oder sogar Angst vor ihnen haben. Das Schlimmste aber sind jene Individuen, die meine Theorien für ausgemachten Blödsinn halten und mich deshalb verachten.“
„Aber, Dr. Tesla, wie könnte man Sie und ihre großartige Arbeit angreifen?“, warf Philemon ein.
Der Doktor hob eine seiner behandschuhten Hände. „Das ist nicht so schwer zu verstehen. Unter meinen Feinden befinden sich schließlich auch Konkurrenten, namhafte Wissenschaftler, die es eigentlich besser wissen müssten, die sich aber in ihrem wissenschaftlichen Geist verwirren ließen. Merken Sie sich eines, Mr. Ailey: Das größte Hindernis für neue und bahnbrechende Erfindungen sind Neid und Vorurteile! Vorurteile, die durch eine bewusst handelnde Opposition in die Köpfe der Experten gepflanzt werden. Ich bekomme diese bornierte Ablehnung sehr oft zu spüren. Vor einigen Jahren habe ich durch sie einen schmerzlichen Verlust erlitten, der mich sehr erschüttert hat, aber keineswegs von meiner Arbeit abbringen wird!“
Philemon wusste, das der Doktor auf den Brand seines Labors anspielte. Er sah, wie der hagere Mann die Augen schloss und mit den Fingerspitzen seine Nasenwurzel knetete. Ein verhaltener Seufzer entstieg seiner schmalen Brust, so als trauere er um die Zeit, die nicht nur ihm, sondern der gesamten Menschheit verloren gegangen war. Nach einer Weile fuhr Tesla mit seiner Rede über das grundlegende Misstrauen gegenüber dem Unbekannten fort.
„Auch in dieser Stadt gibt es Personen, denen meine Forschung ein Dorn in ihrem verblendeten und kleinbürgerlichen Auge ist, und sie würden es nur allzu gerne sehen, wenn ich noch heute meine Sachen packte und hier verschwände. Auch wenn diese Persönlichkeiten es niemals zugeben würden, tun sie doch alles, um mich und meine Arbeit in Misskredit zu bringen. Die Leute von Colorado Springs reden viel und gerne, wie Sie bereits erfahren haben dürften, und nicht immer ist das, was sie so geflissentlich und brühwarm weitertragen, wahr. Diesem Umstand haben wir es zu verdanken, dass Sie, Mr. Löwenstein, Mr. Czito und ich hier nicht wohlgelitten sind. Aber ich habe nicht vor, mich von solch unbedeutenden Kleinigkeiten in meiner Arbeit beeinflussen zu lassen. Ich werde meine Experimente so lange fortsetzen, bis ich ruhigen Gewissens sagen kann, dass ich erfolgreich war. Schenken Sie dem Gerede auf den Straßen und in den Lokalen keine Aufmerksamkeit, Mr. Ailey. Und falls Sie doch etwaige Zweifel plagen sollten, wenden Sie sich vertrauensvoll an Mr. Löwenstein.“
Philemon nickte. „Das werde ich. Haben Sie vielen Dank für Ihren Ratschlag, Doktor.“
Teslas Blick wurde wieder lebendig. „Famos, dann können wir uns ja jetzt Ihrer eigentlichen Frage zuwenden.“ Er richtete sich beinahe erwartungsvoll in seinem Stuhl auf.
Philemon sah ihn verdutzt an. Er hatte doch gar keine Frage gestellt.
Der Doktor lächelte geheimnisvoll. „Sie wollen doch wissen, woran wir hier forschen, oder nicht?“
„Ja, sicher.“
„Schön. Es verhält sich nämlich so, mein junger Freund, dass unser Planet angefüllt ist mit elektrischen Schwingungen, er ist sozusagen ein Reservoir an elektrischer Energie. Ich bin nach Colorado Springs gekommen, um zu beweisen, dass die Erde auch als ein gigantischer Leiter fungieren kann. Wenn dem so ist, wie ich es vermute, werden wir in Zukunft unsere Nachrichten einfach durch die Erdkugel schicken können – Telegraphieren ohne Kabel sozusagen.“
„ Durch die Erde?“, fragte Philemon verwirrt. „Aber sagten Sie nicht anfangs, Sie würden Energie mit Hilfe der großen Antenne draußen auf dem Dach an entfernte Orte übertagen?“
„Das stimmt, aber zu der Antenne kommen wir später. Es gibt verschiedene Wege, Energie zu übertragen. Zunächst wollen wir uns dem Potenzial der Erdkugel widmen. Sie ist lebendig, in ihr pulsieren gewaltige Mengen an Energie! Das ist eine Tatsache, die ich unlängst bewiesen habe. Während andere noch an dieser Tatsache zweifeln, arbeite ich bereits daran, eine praktikable Methode für mein Weltensystem zu liefern! Und ich bin sicher, dass mir dies gelingen wird!“
„Und wie kommen Sie darauf, dass die Erde ein Leiter ist?“, fragte Philemon.
Tesla hob beide Hände wie ein Zauberer, der kurz davor war, seinen Trick zu
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