Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
sich Pandora jetzt befindet?“
„Woher soll ich das wissen?“
„Vielleicht, weil Sie diese Finte organisiert haben?“
Ondragon schwieg mit versteinerter Miene. War es möglich, dass der BND von seiner geplanten Version der Übergabe wusste, oder war es bloß eine Vermutung? Ondragon kannte solche Verhörmethoden und war auf der Hut. Ohne zu antworten, wartete er ab.
„Der Täter floh in dem Wagen, den wir Ihnen zur Verfügung gestellt haben. Das lässt die Annahme zu, dass Sie an der Sache beteiligt waren.“
„Ich hatte den Wagen an der Straße geparkt. Jeder hätte ihn stehlen können.“
„Das stimmt, aber woher wusste der Kerl, dass die Übergabe an Position 1 nicht klappen würde, weil Sie bei der Aktion zu früh aufgeflogen sind? Und wie konnte er so schnell zu Position 2 kommen?“
Das wüsste ich auch gerne, dachte Ondragon und sagte: „Vielleicht hat er uns schon vorher beobachtet. Haben Sie uns nicht angeblich ununterbrochen überwacht? Ist Ihnen dabei nicht jemand aufgefallen?“ Fragen-Pingpong war immer noch die beste Verteidigung.
Kubicki schwieg.
Also doch alles nur Show. Vogelscheuche hatte lediglich geblufft. Keiner vom BND war ihnen rund um die Uhr auf den Fersen gewesen, folglich hatte auch keiner einen Beweis dafür, dass er etwas anderes geplant hatte. Schon auf dem Flug nach Brasilien war ihm klar geworden, dass etwas an der Sache faul sein könnte. Dass der BND seine Vereinbarung nach Erledigen des Auftrages möglicherweise nicht einhielt. So wie es jetzt anscheinend der Fall war. Aus diesem Grund hatte er sich mit Hilfe von Charlize und diesem ominösen Sem eine kleine Rückversicherung verschaffen wollen, eine kleine Geisel, die er nach dem Austausch, Akte gegen Pandora, wieder freigegeben hätte. Aber irgendjemand war ihm in die Quere gekommen und nun hatten sie den Salat.
„Uns ist niemand aufgefallen“, täuschte Kubicki indes Souveränität vor. „Mich würde im Übrigen sehr interessieren, wo sich Ihre Assistentin im Moment aufhält.“
Sie hatten Charlize also nicht einkassiert. Gut, dachte Ondragon und sah durstig auf die leere Flasche. Er bezweifelte jedoch, dass man ihm neues Wasser bringen würde. Gleichgültig zuckte er mit den Schultern. „Da Sie mir mein Handy verweigern, kann ich auch nicht herausfinden, wo sie steckt. Vermutlich hat sie gesehen, wie Sie mit mir umspringen, und hat sich deshalb aus dem Staub gemacht. Vielleicht sitzt sie auch schon im Flieger zurück nach Hause. Wer weiß.“ Er hoffte, dass Charlize in Sicherheit war. Wenn er doch bloß mit ihr telefonieren könnte. Vielleicht hatte sie etwas gesehen oder wusste sogar längst, wer der Unbekannte war. So aber tappte er vollkommen im Dunklen. Es war ein Pokerspiel mit verbunden Augen.
Kubicki sah ihn abschätzend an. „Herr Ondragon, Ihre mangelnde Mitarbeit enttäuscht mich. Gerade von Ihnen hatte ich mehr Professionalität erwartet.“ Er schüttelte den Kopf. „Außerdem ist bei dem Einsatz eine Agentin schwer verletzt worden. Tangiert Sie das gar nicht?“
Ah, jetzt versuchte er es auf die Mitleidstour und appellierte an sein Gewissen. Aber da biss er auf Granit. Dennoch war Ondragon erleichtert zu hören, dass Ritter den Angriff mit dem Auto überlebt hatte. Schließlich hatte er nichts gegen sie persönlich, nur gegen die Behörde, für die sie arbeitete.
„Wie geht es ihr?“, erkundigte er sich.
„Frau Ritter hat einen Schädelbasisbruch, mehrere Rippenfrakturen und eine Quetschung des rechten Oberschenkels. Sie liegt im künstlichen Koma auf der Intensivstation der medizinischen Hochschule von Fortaleza. Die Ärzte sagen, sie wissen noch nicht, ob sie durchkommt, geschweige denn, wann sie ansprechbar sein wird. Wir müssen abwarten.“
Ondragon nickte. Ritter konnte zu dem Vorfall also schon mal nichts erzählen. Blieb nur noch Steiner. „Könnte doch sein, dass sich die undichte Stelle auf Ihrer Seite befindet“, sagte er spitz. „Pandora ist bestimmt ein hübsches Sümmchen wert, für das man seine Loyalität leicht mal verlagert.“
„Glauben Sie, dass sich einer meiner Agenten freiwillig überfahren lässt, nur damit der Verdacht nicht auf ihn fällt?“
Ondragon zuckte erneut mit den Schultern. „Ich habe schon so einiges erlebt.“
„Auf Ritter und Steiner ist absolut Verlass!“
„Wenn dem so ist, dann denken Sie doch lieber mal angestrengt darüber nach, wer der große Unbekannte sein könnte.“ Ondragon wurde bewusst, dass er ein Problem hatte. Sie
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