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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Blut tropfte von seiner Stirn auf den Teppich und verteilte sich in Schlieren auf dem zerbrochenen Glas. Es war ein schauriges Schauspiel; Stern war nicht mehr Herr seiner Sinne und gehorchte einzig und allein den stummen Befehlen des Baron Samedi, dessen Zeigefinger noch immer im selben Takt zuckte, in dem Stern vor und zurück taumelte.
    Thummm, thummm, thummm.
    Bei jedem Aufprall verschoben sich die Glasscherben im Spiegel und zeigten eine andere zersplitterte Sicht des Raumes. Plötzlich schreckte Ondragon zusammen.
    War da nicht das Gesicht seines Bruders gewesen?
    Irritiert blinzelte er in den zersprungenen Spiegel. Dort, in dem sich bewegenden Netz aus Scherben, war er kurz aufgetaucht.
    Per!
    Das Gesicht eines Kindes.
    Ondragon biss die Zähne zusammen, dass es laut knirschte. Das konnte nicht sein! Das war ganz und gar unmöglich. Per war tot! Mausetot! Beerdigt und begraben auf einem Friedhof.
    Und wer herrscht über den Friedhof?
    Richtig. Baron Samedi!
    Glaubst du noch immer, dass ich tot bin, Paul?
    „Stop!“, brüllte er und schüttelte Pers geisterhafte Kinderstimme aus seinem Ohr. „Aufhören! Reverend Zombie, wir haben Ihr schmutziges Spiel durchschaut!“ Er trat einen drohenden Schritt auf den Baron zu, der in seinen Bewegungen innehielt. Sofort erstarrte auch Stern zur Salzsäule. Stumpfsinnig gaffte der Zombie vor sich auf den zerstörten Spiegel.
    „Rod! Mari!“, rief Ondragon nach hinten über seine Schulter. „Ihr schnappt euch den Reverend und ich nehme mir den Zombie vor!“
    „ Aye! “, hörte er seinen Freund hinter sich antworten und stürzte los.
    Doch noch bevor er einen seiner Füße vom Boden lösen konnte, die sich gleichfalls anfühlten, als seien sie aus Beton, machte der Baron eine herrische Armbewegung, und der Zombie drehte sich ruckartig zu ihm um. Wie bei einer elektronischen Zielvorrichtung richteten sich seine getrübten Augen auf Ondragon, und nach einer weiteren Armbewegung des Barons stapfte der Zombie schwerfällig los, das blutbeschmierte Gesicht grotesk verzerrt und die Arme vor sich ausgestreckt wie in einem schlechten Horrorfilm.
    Allerdings mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass das hier kein Film war.
    Ondragon ließ den Zombie nicht aus den Augen und legte seinen Finger auf den Abzug der Waffe. Während er noch darüber nachdachte, ob die Madame ihm irgendwann einmal erzählt hatte, wie man Zombies tötete, sprang der Untote plötzlich mit überraschender Gewandtheit auf ihn zu und packte mit den Händen seinen Hals. Unbarmherzig drückten sie zu. Ondragon spürte, wie sein Kehlkopf nachgab und seine Augen aus den Höhlen quollen. Grelle Lichtpunkte tanzten in seinem immer enger werdenden Sichtfeld. Hätte er doch bloß vorher besser zugehört! Aber das alles war jetzt egal.
    Er hob die Waffe, stieß sie dem Zombie in den Bauch und drückte ab.
    Es gab einen dumpfen Knall.
    Stern riss die Augen auf und gab einen erstickten Laut von sich. Er taumelte zurück, prallte mit dem Rücken gegen den geborstenen Spiegel und schlitterte an ihm entlang zu Boden. Spiegelscherben prasselten auf seinen Kopf, als sein Kinn auf die Brust sackte, und er die Augen schloss.
    Der Zombie war tot. So einfach.
    Schnell wandte sich Ondragon um, um Rod und der Madame zu Hilfe zu eilen. Er sah wie sein Freund scheinbar paralysiert vor dem Baron stand. Er konnte gerade noch wahrnehmen, wie der Herr der Friedhöfe blitzschnell in seine Fracktasche griff und Rod etwas entgegenschleuderte.
    Im selben Moment feuerte die Madame ihre Waffe ab. Ein gleißender Blitz füllte das Zimmer und blendete sie. Ondragon schloss die Augen.
    Als er sie wieder öffnete, hing eine Rauchwolke an der Zimmerdecke, und der Baron war verschwunden. An seiner Stelle lag Rod ausgestreckt auf dem Rücken. Ein glitzerndes Pulver rieselte auf ihn nieder. Instinktiv hielt sich Ondragon eine Hand vor Mund und Nase und sah hilfesuchend die Madame an. Sie hielt ihre Waffe noch immer auf den Punkt gerichtet, an dem kurz zuvor noch der Baron gestanden hatte.
    „Ich … ich habe auf ihn geschossen, aber ich habe ihn nicht erwischt! Putain de merde! “, fluchte sie. „Ich hätte wissen müssen, was er vorhat!“ Sie lief zu Rod hinüber, beugte sich mit vorgehaltener Hand über ihn und fluchte erneut.
    „Ist er getroffen?“, fragte Ondragon besorgt und wollte sich ebenfalls neben seinem Freund niederlassen, aber die Madame stieß ihn grob zurück. „Bleiben Sie von ihm fern! Er ist nicht verletzt, aber er

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