Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
Reverend hatte offensichtlich das Weite gesucht. Vermutlich hockte er schon in seinem Tempel und spielte dort mit dem nächsten Zombie. Aber auch dort würden sie ihn aufstöbern. Das letzte Wort war noch nicht gesprochen. Schließlich arbeitete der Reverend für Darwin Inc. und ihm musste das Handwerk gelegt werden. In diesem Punkt war er ausnahmsweise einer Meinung mit der Madame. Verdammt, wo blieb sie nur?
Er sah auf die Uhr. Wie lange war sie jetzt schon weg? Besorgt kehrte er in das Zimmer zurück, in dem der tote Zombie und Rod lagen.
So nah wie möglich ging Ondragon an seinen Freund heran, damit dieser ihn sehen konnte. Strangelove hatte gesagt, dass man nach einer Vergiftung mit dem Zombiepulver zwar gelähmt sei, aber immer noch sehen und hören könne.
Er winkte mit der Hand vor Rods Augen und sagte: „Es wird Hilfe kommen, mein Freund. Die Madame ist unterwegs. Sei unbesorgt.“
Rod gab keine Antwort. Natürlich nicht. Er war ja auch gelähmt. Ondragon biss sich auf die Lippen. Verdammt, Kumpel, halt durch!
Hinter ihm ertönte ein Geräusch wie das Rieseln von Glassplittern, und Ondragon fuhr herum. Seine Augen weiteten sich ungläubig. Er wollte seine Waffe heben, war aber unfähig, sich zu rühren. Versteinert musste er mit ansehen, wie der tot geglaubte Stern sich mit steifen Gliedern hochstemmte und ganz langsam auf seine Füße kam. Der Zombie hob seinen blutüberströmten Kopf und die trüben Augen sahen Ondragon direkt an. Kurz darauf streckte er einen Arm aus und stöhnte.
Mit einer Verzögerung so lang wie eine Ewigkeit gelang es Ondragon endlich, seine Waffe zu heben. Er schoss. Doch der Knall explodierte nicht in der Waffe, sondern direkt in seinem Kopf. Ein glühender Dorn aus Schmerzen bohrte sich von hinten durch sein Hirn bis zu seinen Augäpfeln, und ein roter Schleier legte sich über seine Sicht wie der Umhang eines Matadors, nachdem der Stier den Todesstoß erhalten hatte. Mit getrübter Sicht und unkontrolliert zuckenden Augenlidern sah er, wie der Zombie auf ihn zuging. Ein breites Lächeln erschien auf dessen aufgeplatzten Lippen, als er sich zu ihm herabbeugte … und die Dunkelheit mit sich brachte.
34. Kapitel
17. Februar 2010
New Orleans
20.37 Uhr
Die Dunkelheit wich einem schweren Grau, das von innen gegen seine Lider drückte. Dann folgte ein greller Blitz, und Schmerz zuckte durch das graue Gewölk der Bewusstlosigkeit, hinterließ rote Punkte aus heißer Pein. Die Punkte begannen zu pulsieren, wurden größer und kleiner im Takt mit einem dumpfen Pochen, das direkt aus seinem Kopf zu kommen schien. Anschwellen. Abschwellen. Der Schmerz presste sich in sein Bewusstsein wie ein Flutlicht, das immer wieder ein- und ausgeschaltet wurde. Licht. Dunkel. Schmerz. Erlösung. Schmerz. Die roten Punkte wuchsen zusammen zu einer Fläche und gelbe Punkte erschienen darauf. Ein seltsam verzerrtes Quaken drang von sehr weit weg an seine Ohren. Kam langsam näher. Wurde deutlicher. Ein erneuter Blitz durchschnitt das zähe Erwachen, und ein unfreiwilliges Stöhnen entrang sich dem, was wohl seine Kehle war. Der Schmerz sprang hin und her. Kehle, Kopf, Gesicht, Kehle. Ein unerträgliches Feuerwerk aus blendend weißen Blitzen. Dann hielt der Schmerz plötzlich inne und floss schlagartig in seine Augen, als seine Lider sich endlich hoben.
Das Rot vor seinen Augen löste sich in einem gelben Funkenregen auf, und ein Bild erschien. Zuerst verschwommen wie bei einer Wärmebildkamera, dann mit weißgeränderten Konturen.
Das Quaken in seinen Ohren schwoll zu einem Donnern an. Es klang, als hätten sich zwei Donnergötter in den Haaren und schleuderten einander Worte entgegen, die sich mit einem lauten Getöse entluden. Nur ganz langsam erhielten die Worte eine Bedeutung, und Ondragon verstand, was die Donnergötter sich zuriefen.
„Hab ich es dir doch gesagt. Es war eine Scheißidee! Außerdem jucken diese verdammten Kontaktlinsen wie blöd! Hätten wir uns doch bloß etwas Einfacheres ausgedacht als diese Zombie-Kacke!“
„Stell dich nicht so an! Du wolltest dir doch einen Spaß daraus machen!“
„Ich soll mich nicht so anstellen? Hast du schon mal aus nächster Nähe eine Kugel in die schusssichere Weste gekriegt. Tut höllisch weh!“
„Aber es hat doch funktioniert. Er ist hier!“
„Ach was. Du und dein beschissener Mailmen-Ehrenkodex! Wir hätten ihn damals gleich erledigen sollen, als wir ihn hatten. Das hätte uns diese ganze Scheiße hier erspart!“
„Aber
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