Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
Versuch unternahm, ihn davon zu überzeugen, doch besser einen Arzt zu konsultieren, und spürte, dass sie Angst hatte. Um ihn. Das war wirklich (und er meinte wirklich wirklich) rührend. Schon sehr lange hatte sich niemand mehr um ihn gesorgt. Dennoch konnte er nicht darauf eingehen, so gerne er ihr den Gefallen getan hätte.
„Ich habe dir doch erklärt, warum das nicht geht, Charlize. Keine Sorge, ich werde schon nicht draufgehen.“ Ondragon war sich nicht sicher, ob er seinen eigenen Worten glauben konnte, denn er selbst hatte eine Scheißangst. Aber er wollte nicht, dass seine Assistentin sich weiter seinetwegen verrückt machte. „Konzentriere dich auf Bolič, und ruf mich sofort an, wenn du etwas Neues herausgefunden hast. In ein paar Stunden bin ich in New Orleans – The Big Easy . Da kann ich mich ein bisschen amüsieren und bin abgelenkt.“
Das Schweigen am anderen Ende ließ ihn ahnen, dass ihr noch etwas auf der Seele lag. „Frag mich, Charlize!“
„Also … ähm, bist du nicht ansteckend und solltest dich von anderen Menschen fernhalten? Ich meine, falls du überhaupt infiziert bist.“
„Ich habe recherchiert. Milzbrand ist nicht ansteckend, zumindest nicht von Mensch zu Mensch. Beruhigt?“
„ Hai , Paul- san . Du sagst mir Bescheid, wenn Strangelove das Ergebnis hat? Ich möchte schließlich noch etwas länger für dich arbeiten, Chef!“ Charlize lachte, aber Ondragon konnte ihre Anspannung hören. Er verabschiedete sich von seiner Assistentin und starrte danach weiter auf die Straße … und dachte natürlich mit jeder Minute, die verstrich, an das mögliche Ergebnis des Biosensor-Tests.
In der Pause, die er einige Meilen vor Baton Rouge einlegte, um sich Wasser zu kaufen und weitere Tabletten gegen seine Kopfschmerzen einzuwerfen, klingelte erneut sein Handy. Die Sonne brannte vom Himmel, und Ondragon ging in den schützenden Schatten eines Baumes. Dort nahm er das Gespräch entgegen. „Ja?“
„Alejandro Green hier.“
„Hallo, Mr. Green, gut, dass Sie zurückrufen. Sicherlichhaben Sie die Nachricht von Spider bekommen, dass ich Sie dringend sprechen muss.”
„Ja. Geht es um Ty?“
„In gewisser Weise.“ Ondragon blickte über den Parkplatz zu der Tankstelle hinüber und überlegte, wie er die Geschichte formulieren sollte, ohne zu viel preiszugeben. „Wissen Sie, ob jemand es auf Ihren Kollegen Ellys abgesehen haben könnte?“
„Abgesehen? Auf Ty? Ist er tot?“ Green klang neutral. Ondragon schob das auf das knallharte Arbeitsklima, schließlich erlebte man als Mailman ständig unangenehme Überraschungen. Und damit umzugehen, war eine von den vielen Überlebensstrategien, die man sich bei DeForce zulegen musste.
„Das wissen wir nicht, es fehlt noch immer jede Spur von ihm“, beantwortete er Greens Frage wahrheitsgemäß.
„Ich habe keine Ahnung, ob Ty Feinde hatte, Mr. O. Sicher, er trieb sich manchmal mit zweifelhaften Typen herum, aber …“
„… mit Leuten von der White-Power Bewegung?“
„Genau mit denen, aber davon hat man bei den Jobs nie etwas gemerkt. Ich weiß auch nicht, warum Ty sich mit diesen Nazi-Spinnern trifft. Er selbst ist nämlich gar nicht so extrem. Ty war immer cool und zuverlässig, müssen Sie wissen. Er ist ein Kamerad und Freund, auf den man sich verlassen kann, auch wenn‘s brenzlig wird. Sie wissen schon, wovon ich spreche.“ Green machte eine Pause und sagte dann unvermittelt: „Spider hat mir erzählt, dass Sie der legendäre Mr. O sind.“
Ondragon rollte mit den Augen und wünschte sich, Rod hätte die Klappe gehalten. Er ignorierte die unverhohlene Bewunderung in Greens Stimme und fragte ihn nach den letzten Einsätzen von Tyler Ellys.
„Spider sagte, dass Sie sein absolutes Vertrauen genießen. Ich werde Sie unterstützen, Mr. O, schließlich will auch ich wissen, was mit Ty geschehen ist.“ Ondragon hörte im Hintergrund Tippgeräusche, dann sprach Green weiter: „Am vierten Januar waren wir für drei Tage in Kolumbien, am sechzehnten Januar direkt nach dem großen Erdbeben in Haiti und danach in Mexiko, Leichentransport. Das kennen Sie ja.“
„Was war das für ein Job in Haiti?“ Das passte zu dem Voodoo-Hokuspokus, dachte Ondragon.
„Der Auftrag kam direkt nach dem Erdbeben am zwölften Januar rein. Die MSC bekam die Anweisung …“
„MSC?“, unterbrach Ondragon.
„Die Mittel- und Südamerika Crew.“
„Und die besteht aus wie vielen Leuten?“
„Tyler Ellys, Sylvester Stern und
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