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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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vielleicht fünfunddreißig Jahre alt, hatte makellose, ebenholzfarbene Haut und tolle Beine. Und sie bewegte sich mit einer Grazie, die nur jenen Persönlichkeiten inne war, die sich ihrer Ausstrahlung sehr deutlich bewusst waren. Mit einem höflichen Lächeln stellte sie das Getränk vor ihm ab.
    „ Glace ?“
    „ Non, merci .“ Er goss sich ein und nahm einen erfrischenden Schluck. „Ein zweckmäßiges Büro haben Sie da.“ Er ließ seine Augen in dem minimal eingerichteten und von Neonröhren beleuchteten Raum umherwandern. Es gab darin nicht den geringsten Hinweis auf ihre absonderliche Profession und Ondragon fragte sich, was für eine Voodoo-Queen das war, die in einem sterilen Büro statt an einem verrauchten Götzenaltar arbeitete? Gerne wollte er sich noch ein weiteres Mal von dieser Frau überraschen lassen, deren Reize ihre Wirkung auf ihn nicht verfehlten. Eigentlich stand er eher auf den asiatischen Habitus, aber es war ja nie zu spät, seinen Geschmack zu verfeinern.
    Madame Tombeau ließ sich auf ihrem Stuhl nieder und faltete die Hände auf der gläsernen Tischplatte. „Natalie – das ist eine meiner Hunsi , meiner Tempelgehilfinnen, Sie haben sie vorne im Laden kennengelernt – sagte mir, Sie trügen ein verbotenes Vèvè bei sich. Würden Sie es mir bitte zeigen?“
    „Aber natürlich.“ Er holte sein Handy hervor, lud das Foto von Ellys‘ Veranda hoch und gab es Madame Tombeau. Ohne sich dazu zu äußern, sah sie sich auch die Bilder mit den anderen Voodoo-Paraphernalien an. Ihr Gesichtsausdruck behielt dabei ganz im Gegensatz zu ihrer Gehilfin vorn im Laden eine professionelle Kühle.
    „ Alors “, sagte sie nach einer Weile und gab Ondragon das iPhone zurück. „Sprechen wir zuerst über das Vèvè. Dieses spezielle hier ist ein verbotenes Bild, das nur Schwarzmagier benutzen. Es verbindet die Anrufung des Baron Samedi, Herr der Friedhöfe, und die des Maître Carrefour, Meister des Scheideweges. Dessen Hilfe erbittet man sich nur, wenn man einen Diab, einen Teufel, heraufbeschwören möchte. Das ist eine gefährliche Angelegenheit, denn ein Diab verlangt für seine Hilfe am Ende eine Bezahlung in Form eines Menschenopfers. Bekommt er dieses nicht, holt er sich den Bokor selbst. Man sollte sich also ganz sicher sein, dass man den Fluch, den man aussprechen möchte, auch bezahlen kann, sonst kehrt er sich um und vernichtet einen selbst. Das Vèvè auf Ihrem Bild sieht professionell aus, aber irgendetwas stört mich an der Art, wie es hergestellt wurde. Mit weißer Farbe, in die etwas Glitzerndes hineingemischt wurde. Ein Bokor würde eher Mehl oder Knochenpulver verwenden. Auch der tote Vogel – Sie sagten, er sei schwarz gewesen – stimmt mich nachdenklich, denn für Meister Carrefour hätte der Bokor einen roten wählen müssen. Nun, vielleicht hatte er seine Gründe.Kommen wir nun zu dem Anhänger. Es ist ein kleines Säckchen an einem Band mit einem Hühnerfuß und Federn. Das ist ein Gris-Gris, ein Schutzamulett.“
    „Schutz wovor?“, unterbrach Ondragon, der noch immer nicht wusste, ob er diesen Mumpitz für bare Münze nehmen sollte. Allerdings entfachte die Ernsthaftigkeit der Madame in ihm eine gewisse Neugier. Es war doch interessant, an was Menschen so alles glaubten.
    „Wenn sich das Amulett auf das Vèvè bezieht“, antwortete Madam Tombeau mit sachlicher Miene, „oder der Träger zumindest davon wusste, dass ein böser Zauber gegen ihn gesprochen werden sollte, dann schützt es ihn vor den niederträchtigen Machenschaften des Bokor.“
    „Ein Fluchabwender sozusagen? Oder so etwas wie das Mojo bei ‚Austin Powers‘?“
    Die Madame warf ihm einen tadelnden Blick zu. „ Oui et non . Ja, es ist eine Art Fluchabwehr, aber kein Mojo-Bag. Mojo ist ein Begriff aus dem Hoodoo. Das ist eine neumodische Abwandlung einiger Vodou -Rituale, hat aber zumeist nur die Praktiken der magischen Sprüche und Talismane im Sinn, nichts aber mit dem echten Glauben an die Loas zu tun. Im Vodou dagegen gibt es viele verschiedene Amulette. Die meisten werden Gris-Gris, Ouanga oder Makandal genannt.“ Sie machte eine Pause und sah Ondragon an, wie um ihn zu prüfen. „Ich rede keinen Unsinn, Monsieur Ondragon. Es gibt Menschen, die glauben an die Magie des Vodou , genauso wie es welche gibt, die an Gott oder an Allah glauben.“
    Verdammt, sie hatte erkannt, dass er sich heimlich über sie amüsierte. „Das mag schon sein“, sagte er beschwichtigend, „aber Sie müssen zugeben,

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