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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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klopfte er sämtliche Wände nach dem secret room des Mailmanab. Er fand ihn nach nicht allzu langer Zeit hinter einem Spiegel im Gästezimmer, das sich neben Sterns Schlafzimmer befand. Der Spiegel war mannshoch und ließ sich öffnen wie eine Tür. Von innen hatte er einen Griff, damit man ihn zuziehen konnte. Dabei stellte Ondragon fest, dass der Spiegel durchsichtig war. Man konnte von innen nach außen gucken, und er vermutete, dass der secret room gleichzeitig auch so etwas wie ein Zufluchtsort war, von dem aus man mögliche Eindringlinge geschützt beobachten konnte. So genial wie einfach.
    Ondragon knipste die Glühbirne an, und das gelbliche Licht erhellte einen schmalen Raum, der ähnlich ausgestattet war wie der von Tyler Ellys: Regale an beiden Wänden, ordentlich gefüllt mit Waffen und Spezialausrüstung in Koffern – aber dieses Mal ohne unliebsame Büchersammlung. Überhaupt war hier kein Hinweis auf eine ähnlich rechtsgerichtete Gesinnung zu finden, wie sie Ellys gepflegt hatte. Ondragon klappte die Koffer auf. Pistolen, Handgranaten und Munition kamen zum Vorschein, aber kein Voodoo-Kram.
    Nachdem er einige Fotos geschossen hatte, verließ er den Raum und kehrte zu dem Toten zurück, der immer noch genauso dalag.
    Was hast du erwartet? Ondragon schnaubte verächtlich über seine eigenen närrischen Gedanken. Er legte seine Waffe griffbereit auf das Bett und begann mühsam, den Leichnam zu entkleiden. Er hatte schon viele Tote gesehen, manche waren harmlos gewesen, einige aber auch äußerst unappetitlich. Aber im Laufe der Zeit hatte er in der äußerlichen Untersuchung von Leichen einige Erfahrungen gesammelt, die ihm nun half, die Zeichen und Male zu deuten, die ein toter Körper tragen konnte.
    Die Haut von Stern war blass und kühl und der Körper schlaff, was bedeutete, dass der Todeszeitpunkt entweder weniger als sechs Stunden oder über drei Tage zurückliegen musste. Die Leichenstarre galt als eines der sogenannten sicheren Todeszeichen und war bei Zimmertemperatur nach sechs bis zwölf Stunden vollständig ausgeprägt. Nach drei bis vier Tagen löste sie sich wieder und der Körper erschlaffte. Da Ondragon von Alejandro Green wusste, dass er vor knappen 40 Stunden mit Stern telefoniert hatte (vorausgesetzt, Green sagte die Wahrheit), musste Stern also in den vergangenen sechs Stunden gestorben oder ermordet worden sein.
    Er begutachtete die Gliedmaßen des Toten. An den Händen und Unterarmen waren blutige Striemen zu erkennen und unter Sterns Fingernägeln fand er Hautpartikel. Entweder hatte Stern sich gewehrt oder er hatte sich die Kratzspuren selbst beigebracht. Warum, war Ondragon jedoch nicht klar. Er hielt die Luft an und drehte Stern auf den Bauch. Der Gestank war überwältigend – süßlich dumpf, so als sei der Leichnam mit Parfüm einbalsamiert worden. Aufmerksam betrachtete er die Haut auf dem Rücken. Sie wies ein paar gerötete Stellen auf, die aber keine Leichenflecken sein konnten, da der Tote dafür noch nicht lange genug dalag. Auch sonst fand er keine Auffälligkeiten oder Anzeichen für eine Todesursache. Ondragon rollte den Leichnam zurück auf seine ursprüngliche Position, dabei rutschte seine Waffe von der Matratze und fiel polternd zu Boden. Fluchend kniete er sich hin und griff unter das Bett. Doch anstatt auf hartes Metall trafen seine Finger auf etwas Raschelndes. Ondragon beugte sich hinab und sah unter das Bett. Dort lag ein zerknülltes Blatt Papier. Noch während er es hervorzog, ahnte er bereits, was es war. Heiße Wogen der Furcht überschlugen sich in seinem Magen. Hatte er sich erneut unwissentlich in Gefahr begeben?
    Mit angehaltenem Atem und möglichst viel Abstand strich er das Papier glatt. Auf dem Blatt stand ein einziger Satz: „Sylvester Stern, dein Körper soll eine leere Flasche sein!“ Daneben erkannte Ondragon die gleiche krakelige Zeichnung eines Sarges wie bei Ellys.
    Er bemerkte seinen eigenen hektischen Herzschlag erst, nachdem er seine Augen von dem Papier hatte lösen können. Mit Mühe versuchte er, sich zu besinnen.
    Nicht der Brief war das Gefährliche, sondern das Pulver.
    Er beugte sich hinab. Wo war der Umschlag?
    Er lag neben seiner Waffe. Ondragon griff in seine Jackentasche, denn in weiser Voraussicht hatte er mehrere Zipbags mitgenommen. Vorsichtig steckte er Brief und Umschlag in einen Plastikbeutel, und diesen wiederum in drei weitere. Kein einziges Nanopartikel dieser Substanz sollte nach außen dringen können.
    Danach

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