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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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wieder ruhig. Ondragon atmete gleichmäßig. Nur nicht aufregen, erfahrungsgemäß gingen solche Träume auch wieder vorbei. Doch die Stimmen erklangen erneut und plötzlich wurde der Türspalt größer, immer heller werdendes Licht fiel in das Zimmer auf sein Bett. Auf ihn!
    Ein Schatten erschien in der Tür. Ein kleiner zwergenhafter Schatten.
    Ondragon drehte den Kopf, er wollte sehen, wer das war.
    Der Zwerg kam langsam auf ihn zu, streckte eine Hand nach ihm aus und krächzte fremdartig tonlos … und auf Schwedisch „Paul, du bist schuld. Du bist schuld an meinem Tod!“
    Oh mein Gott, das war Per!
    Sein Bruder! Jetzt, da er neben dem Bett stand, konnte Ondragon auch dessen blasse Züge erkennen. Ein tiefer Spalt klaffte in seiner Stirn. Blut und noch etwas Anderes quoll in dickflüssigen Fäden daraus hervor und lief wie schwarze Tränen über das Gesicht des Jungen.
    Ondragon wollte den Mund öffnen, um Per zu beschwichtigen, um sich zu entschuldigen, doch es gelang ihm nicht. Sein Mund war plötzlich voll mit dieser zähen, schwarzen Masse, die immer mehr wurde, je öfter er sie auszuspucken versuchte. Verzweifelt nahm er seine Hände zu Hilfe und zog sich das widerliche Zeug aus dem Mund. Doch schnell waren auch sie verklebt mit dem teerartigen Brei, der ihn zu ersticken drohte …
    Ersticken wie Per unter den Büchern!
    Flehend hob Ondragon seinem Bruder die Hände entgegen. Der starrte ihn nur verständnislos an.
    Nach einem schrecklich langen Moment, in dem er dachte, Per würde ihn einfach so sterben lassen, hob dieser ganz zaghaft eine Hand. Ondragon streckte sich, um sie zu berühren, um die Hilfe anzunehmen. Er wollte auf die Knie sinken und seinen Bruder für dessen Vergebung danken, doch kurz bevor sich ihre Fingerspitzen berührten, riss der Zehnjährige die Hand zurück. Sein Mund tat sich auf und ein fürchterliches Lachen drang daraus hervor. Zuerst gurgelnd und unartikuliert, dann satt und voller Verachtung. Er lachte und lachte, bis das Blut aus der Wunde an seiner Stirn zu sprudeln begann. In einem satten, heißen Strahl pulsierte es hervor, besudelte Bett, Kleidung und Ondragons Gesicht. Schnell schloss er die Lippen, doch es war zu spät. Der warme Lebenssaft seines Bruders vermischte sich mit der schwarzen Masse in seinem Mund zu einem süßlichen Mus, das ihn würgen ließ. Erfüllt von Ekel drehte er sich weg und spuckte aus. Immer wieder.
    Als er sich nach einer Weile umwandte, war Per verschwunden und endlich auch das Zeug aus seinem Mund. Dafür stand ein neuer Schatten im hell erleuchteten Türspalt. Diesmal ein sehr großer, denn er reichte bis an den Türsturz. Der Schatten trug einen langen, dünnen Gegenstand in der Hand und hatte einen seltsam unförmigen Kopf, lang und eckig.
    Wieder ertönte das fürchterliche Lachen. Diesmal wechselte es zu einem schrillen und hysterischen Stakkato. Ondragon bemühte sich, aus dem Albtraum zu erwachen und die Augen zu öffnen, doch seine Lider waren wie zugeklebt. Nur verschwommen konnte er beobachten, wie der Schatten sich langsam auf ihn zubewegte und dabei ein französisches Lied zu singen begann.
    Fieberhaft warf Ondragon sich im Bett hin und her. Wenn er schon seine Augen nicht ganz aufbekam, so wollte er sich wenigstens von seiner Schlafstatt erheben und seinem Angreifer kampfbereit entgegenstellen. Mit Gewalt versuchte er, sich aus dem lähmenden Griff des Schlafs zu befreien, doch dieser hielt ihn wie einen Patienten in der psychiatrischen Anstalt auf seinem Bett festgeschnallt. Schreckensstarr blinzelte er dem Schatten entgegen, der mittlerweile bei ihm angelangt war und sich hinabbeugte. Ein Totenkopfgesicht schwebte auf ihn zu. Und erst jetzt registrierte Ondragon, dass die Schattengestalt einen Zylinder auf dem Kopf trug.
    Baron Samedi!
    War er gekommen, um einen Zombie aus ihm zu machen? Einen wandelnden Toten, wie sein Bruder Per einer war?
    Ondragon wollte schreien, doch eine Hand legte sich auf seinen Mund. Der Totenkopf grinste. „Schlafe, Mensch, schlafe ein!“, flüsterte er und blies ihm ein Pulver ins Gesicht. Ondragon verspürte ein Jucken in der Nase und den Drang zu niesen, durch seinen Kopf schoss der Apell an seinen Körper, sich verdammt noch mal zu wehren, doch im selben Moment verschwamm das Bild des Totenschädels vor seinem Auge, und ein dunkler Wirbel aus feuchter Erde und zermalmten Knochen nahm dessen Stelle ein. Langsam, aber unaufhaltsam zerrte ihn dieser mahlende Sog zurück in die beklemmende

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