Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
Vom Netzwerk:
zusammen mit dem fehlenden Wellengang war es ein sicheres Indiz dafür, dass er noch nicht auf das offene Meer hinausschwamm. Auf der anderen Seite konnte er es auch nicht trinken, ohne von Montezumas Rache heimgesucht zu werden. Und als sei mit diesem Gedanken seine trockene Kehle an den Mangel an Flüssigkeit erinnert worden, spürte er plötzlich fürchterlichen Durst.
    Welch Ironie! Du bist von Wasser umgeben, kannst es aber nicht zu dir nehmen. Unvermittelt kam ihm noch ein weiterer Gedanke. Was, wenn du dich mitten auf dem Mississippi befindest? Er hielt Arme und Beine ruhig und prüfte, ob es eine Strömung gab. Doch das Wasser war still wie in einem Glas.
    Schwimm weiter!
    Nach einigen Dutzend Zügen spürte Ondragon etwas sein Bein streifen. Er versuchte sich zu beruhigen, indem er sich sagte, es sei ein Stück Treibholz oder Algen gewesen und kein tauchendes Reptil mit zwei Reihen spitzer Zähne im Maul. Er beschleunigte sein Tempo, bis seine Muskeln brannten und seine Lunge schmerzte. Wenn er hier lebend rauskam, musste er seine Schwimmkondition dringend auffrischen.
    Sein Atem stockte, als seine Finger schmerzhaft gegen ein Hindernis stießen. Schnell zog er sie zurück und tastete sich dann etwas vorsichtiger wieder vor. Ein erleichtertes Lachen drang aus seiner Kehle. Es war eine Wurzel! Und die Wurzel gehörte zu einem dichten Flechtwerk von vielen weiteren Wurzeln, die wiederum zu einem schenkeldicken Baumstamm hinaufführten. Eine Mangrove! Mit zitternden Armen zog Ondragon sich hinauf in das Geflecht, wo er eine Möglichkeit fand, sich etwas oberhalb der Wasserlinie hinzusetzen und anzulehnen. Dort verharrte er – in den Ästen hängend wie ein nasses Kleidungsstück – bis zum Morgengrauen.

    Mit einem Ruck erwachte er aus einem kurzen unruhigen Schlaf. Blendendes Licht, juckende Haut und taube Druckstellen am Hintern quälten ihn, und Kleidung, die nach Moder stank. Noch während Ondragon all diese Dinge registrierte, stellte er fest, dass seine Sicht wieder klar war. Sogleich blickte er sich um und checkte seine Umgebung im Licht der aufgehenden Sonne.
    Vor ihm lag der zirka achtzig Yards breite Wasserarm, den er gestern Nacht durchquert haben musste und dahinter das schlammige Ufer, gesäumt von Bäumen, deren Wurzelballen direkt im Wasser standen. Es waren massive Sumpfeichen, von deren knorrigen Ästen graue Moosfahnen hinabhingen wie das Haar von alternden Hexen. Er drehte sich um. Hinter ihm erstreckte sich ein schier undurchdringliches Gestrüpp aus Mangroven und anderen Sumpfgewächsen, das von einem schattigen Blätterdach überspannt war. Nicht besonders einladend, aber immerhin gab es hier eine Möglichkeit, sich trockenen Fußes fortzubewegen. Außerdem wusste er jetzt auch, wo Osten war, nämlich zu seiner Linken. Von dort sandte die Sonne ihre ersten Strahlen durch das Geäst und besprenkelte die Wasseroberfläche mit goldenen Lichtpunkten. Ein hübscher Anblick … doch momentan stand ihm der Sinn ganz und gar nicht nach entzückter Naturbetrachtung.
    Er schaute nach unten und zog eilig seine baumelnden Beine ein. Keine zwei Armeslängen unter ihm lauerte zwischen den Wurzeln im Wasser geduldig ein Alligator. Er war keine sechs Fuß lang, aber sein breites Maul hatte eine Größe, in die locker ein Basketball hineingepasst hätte. Und das reichte, um bösartige Wunden zu reißen.
    Ondragon erhob sich mit steifen Gliedern auf dem schwankenden Geäst und balancierte zum nächsten Wurzelballen, weg von der Bestie im Kroko-Look. Er hatte wenig Lust, herauszufinden, ob irgendwo dort draußen im freien Wasser noch der große Bruder des Reptils wartete. Ein unwillkürlicher Schauer packte ihn bei der Erinnerung an seine Bayou-Überquerung in völliger Dunkelheit. Er hatte mal gehört, dass ein Mississippi-Alligator an die zwanzig Fuß lang werden konnte. Das Vieh konnte einen Menschen binnen weniger Augenblicke verschlingen, ohne auch nur ein Haar übrig zu lassen.
    Ondragon verdrängte den Gedanken und versuchte, sich auf seine aktuelle Situation zu fokussieren. Er sah an sich hinab. Wieder ein Anzug versaut!
    Ein Moskito wollte sich auf seiner Wange niederlassen und er schlug danach. Diese fliegende Pest hatte ihm noch gefehlt! Fahrig strich er sich den Schweiß von der Stirn. Mit der Sonne war auch die Temperatur rasch gestiegen und erreichte den Punkt des unangenehmen Schwitzens. Ondragon wusste, dass dieser bei einer Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent bei um die 80 Grad Fahrenheit

Weitere Kostenlose Bücher