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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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2010 und der Ondragon-Mensch war ohne technische Hilfsmittel so gut wie hilflos.
    So gut wie.
    Immerhin gab es noch rudimentäre Erinnerungsfetzen an den Kampf des Überlebens seiner Vorfahren – das instinktive Bauchgefühl sozusagen. Leider war das bei ihm eher im Blinddarm angesiedelt. Und dieser sagte ihm, dass dort vor ihm auf dem Wasser etwas schwamm, das da nicht hingehörte.
    Ondragon beugte sich vor und fischte den Gegenstand aus dem Wasser. Es war eine Plastikflasche. Dr. Pepper! Leider leer.
    „Wenigstens ein Behältnis, in dem ich Wasser sammeln kann“, dachte er laut und band sich die Flasche mit seiner Krawatte am Gürtel fest. Plötzlich erhellte ein Lächeln seine müden Züge. „Du warst schon immer unverwüstlich zuversichtlich, Paul Eckbert!“, sagte er und kicherte. „Nicht unterkriegen lassen. Das ist die Devise. Auch wenn dich nur noch geschätzte zwölf Stunden vom Tod durch Verdursten trennen.“
    Immer noch hysterisch kichernd ging er weiter, während die Sonne tiefer sank und die Schatten der Dämmerung den Sumpf eroberten. Auch setzte das obligatorische Froschkonzert wieder ein. Vielleicht das Letzte, was er hören sollte, dachte Ondragon, riss sich aber zusammen. Was hatte er sich eben noch gesagt? Nicht unterkriegen lassen!
    Er watete durch einen flachen Wasserarm und stieß im Kraut des bewachsenen Ufers auf eine zweite Plastikflasche und wenig später auf eine dritte. Müll, den Touristen weggeworfen hatten, oder die typische Entsorgungsmentalität der amerikanischen Unterschicht. Einfach wegwerfen – aus den Augen, aus dem Sinn!
    Nachdenklich hielt er inne. Neben den PET-Flaschen dümpelten noch Bierdosen und Plastikverpackungen von Chips und Grillfleisch im schmutzigen Wasser. Grillfleisch?
    Ondragon spürte einen Schub an Energie durch seine Adern pulsieren. Er betrachtete die Verpackung. Porterhouse Steak. Demnach musste hier irgendwo ein Barbecue stattgefunden haben, was wiederrum bedeutete, dass es eine größere Fläche festen Landes geben musste. Oder hatte jemand auf einem Boot gegrillt?
    Ondragon sah sich um und verfolgte die Müllspur, in der er noch weitere Indizien für einen ausschweifenden Grillabend fand. Bei dem Anblick knurrte sein Magen, der seit annähernd drei Tagen auf Zwangsdiät war. Suchend wandte Ondragon sich um die eigene Achse und spähte in die Umgebung. Eine dunkle Struktur hob sich vor einem Gebüsch zu seiner Linken ab wie eine Verdichtung von Schatten. Er ging in die Richtung, und der Schatten nahm Kontur an. Er wurde eckig. Ondragon spürte, wie ihn unglaubliche Freude überwältigte.
    Es war eine Hütte! Verborgen im Schilf stand sie im Schatten hoher Sumpfzypressen. Von der Holzveranda ragte ein Steg ins offene Wasser des Bayou. Der Ort sah verlassen aus, aber, hey, es war eine Hütte!
    „Siehst du, niemals unterkriegen lassen!“, flüsterte Ondragon triumphierend und stapfte mit einem breiten Grinsen los.

16. Kapitel
    Im Sumpf - dritte Nacht

    Im letzten Licht der Dämmerung durchsuchte Ondragon die Hütte, in der schon lange niemand mehr gewesen war. Das verrieten ihm die dicke Staubschicht und die Spinnweben auf der spärlichen Einrichtung, die aus zwei wackeligen Stühlen, einem Tisch, einer vermoderten Matratze und mehreren Bierkästen bestand. In einem schiefen Regal fand Ondragon weiteren Müll, zerfledderte Pornomagazine, eine Kiste mit Angelködern, schmutzige Blechteller mit Besteck, einen Eimer, einen löchrigen Kescher, eine Öllampe, Streichhölzer und Konservendosen, die bis auf eine alle leer waren. Ondragon widerstand dem ersten Impuls, sich auf die Dose zu stürzen, und sah sich weiter um.
    An der gegenüberliegenden Wand hingen an Nägeln eine ausgeblichene Baseballmütze und ein Sweatshirt mit undefinierbarer Farbe. Desweiteren entdeckte er ein Messer, das im Balken des Türsturzes streckte. Leider war es stumpf. Ende der Bestandaufnahme.
    Er kehrte zu dem Regal zurück und holte die Lampe sowie die Streichhölzer hervor. Besonders viel Öl war nicht mehr in dem kleinen Container, dennoch gelang es ihm, den kurzen Docht zum Brennen zu bringen. Im gelblichen Lichtschein sah das Innere der Hütte noch schmuddeliger aus. Aber wenn er so an sich herunterblickte, gab er auch keinen gepflegteren Eindruck ab. Und schließlich sollte er sich darüber freuen, die Nacht nicht auf einem Baum verbringen zu müssen, auch wenn er um die schimmlige Matratze einen großen Bogen zu machen gedachte.
    Mit der Laterne in der Hand schloss er

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