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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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kommen, ich–“
    Ihre Mutter konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, denn ein großer Schatten fiel von oberhalb des Hangs auf sie herab. Mit eiskaltem Entsetzen erkannte Christine das unförmige Gesicht ihres Vaters. Doch ehe sie eine Warnung ausstoßen konnte, packte der Zombie ihre Mutter brutal an den Haaren und zerrte sie mit Gewalt zu sich hin.
    Cécile Dadou schrie schrill auf und versuchte verzweifelt, sich aus dem Griff zu befreien. Todesmutig warf sich Christine, die Machete zum Schlag erhoben, auf das albtraumhafte Monster. Sie musste ihrer Mutter helfen. Cécile war die Einzige, die von ihrer Familie noch übrig war!
    Der Zombie aber sah sie kommen. Mit einem Ruck seiner Faust brach er Cécile Dadou das Genick und hob die andere zur Abwehr. Christine hörte zuerst das Knacken der Halswirbel ihrer Mutter und dann das Knirschen ihres eigenen Jochbeins, bevor die Faust ihres Vaters ihr das Gesicht zerschmetterte. Wie ein Feuerwerk aus grellen Lichtnadeln explodierten die Schmerzen in der plötzlichen Stille ihrer Gedanken. Benommen prallte Christine von der Faust zurück und stürzte mit dem Rücken voran ins Leere. Nach einer vermeintlichen Ewigkeit des Fallens schlug sie heftig auf dem Boden auf und verlor das Bewusstsein.

15. Kapitel
    Im Sumpf – zweiter Tag

    Ondragon öffnete die Augen und blinzelte in das orangefarbene Licht, das durch das Blätterdach der Sumpfeiche fiel. Höllische Schmerzen begleiteten den Ablauf des Erwachens. Sein Rücken fühlte sich an, als sei er mit der Rinde des Baumes verwachsen, und sein Hintern war taub vom harten Holz. Nur knirschend bekam er beides aus der verkrampften Position gelöst.
    Ondragon entfuhr ein Stöhnen. Wer immer ihm dies hier angetan hatte, er würde es ihm dreifach zurückzahlen! In seinem Kopf pochte es infernalisch und sein Hals war steif. Es dauerte, bis seine Muskeln und Gelenke soweit geschmeidig waren, dass sie sich bewegen ließen, ohne zu versagen. Erst jetzt löste er seinen Sicherheitsgurt. An den Stamm geklammert richtete er sich auf und wagte einen ersten Blick hinab. Er erwartete dort sieben dunkle Silhouetten zu sehen und war einigermaßen überrascht, als dies nicht der Fall war. Schnell kletterte er weiter nach unten und suchte die Umgebung rund um den Baum ab. Das Wasser war spiegelglatt und ruhig. Kein Alligator zu entdecken. Aber der Schein konnte trügen, das wusste er. Womöglich lauerten die Biester unter der Oberfläche. Er bastelte sich die Angelleine vom Vortag und ließ sie mehrmals ins schmutzige Wasser platschen.
    Während er dies tat, entsann er sich der Vorkommnisse der vergangenen Nacht. Die Alligator-Gang hatte Besuch bekommen – vermutlich von einem Hirsch, oder einem vergleichbaren Säugetier. Und die hungrigen Reptilien hatten sich ihm in der freundlichsten Art angenommen, zu der sie fähig waren: Sie hatten dem Hirsch zuerst ihr Lächeln gezeigt und ihn dann bei lebendigem Leib zerfetzt.
    Ondragon kontrollierte noch einmal die Oberfläche. Nichts deutete auf das Massaker hin, das sich vor wenigen Stunden dort abgespielt hatte. Keine Kadaverteile trieben im Wasser oder sonst irgendwelche Rückstände des Festmahls. Nirgendwo war Blut zu sehen. Auch auf die Schuhangel gab es null Reaktion. Die Alligatoren waren entweder satt oder verschwunden. Der Zufall hatte ihm eine Lücke in der Aufmerksamkeit seiner Belagerer beschert. Im Geiste dankte Ondragon dem Hirsch für sein hingebungsvolles Opfer und schwang sich kurzerhand vom Baum. Er musste diese Gelegenheit nutzen.

    Nach einem weiteren erfolglosen Tag Wanderung durch Schlamm und Wasser, das in seiner Tiefe von knöcheltief bis hüfthoch variierte, lehnte Ondragon sich erschöpft an einen Baumstamm, um zu verschnaufen. Ihm war schwindelig vor Hunger und Durst, und Hitze und Moskitos machten ihn zusätzlich fertig. An einem abgestorbenen Gewächs hatte er sich einen soliden Ast abgebrochen, den er wahlweise als Gehstütze, Lot oder Knüppel verwendete.
    Er sah hinauf in den Himmel und versuchte, anhand des Sonnenstandes seine Richtung zu bestimmen. Leider gab es einen riesigen Unterschied zwischen dem urbanen Orientierungsinn des modernen Menschen (der bei ihm hervorragend funktionierte) und dem urtümlichen Umgebungs-Instinkt, der dem Homo Erectus vor Tausenden von Jahren auf der ersten Sprosse der Evolutionsleiter zu eigen gewesen war. Der Cro-Magnon-Mensch hätte bestimmt genau gewusst, wie spät es war und in welcher Richtung Norden lag. Aber man schrieb das Jahr

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