Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
auf den vermeintlichen Zombie verschwommen, aber er war sich ziemlich sicher gewesen, sein Wagen stünde noch immer dort draußen in Chalmette.
„Eine gewisse Madame Tombeau hat den Wagen hierhergebracht und mit mir Kontakt aufgenommen. Sie war es auch, die das Zimmer für dich weiterbezahlt hat, bevor ich nach New Orleans kam.“
„Ach, ja? Und wie hat sie das Auto ohne Schlüssel gefahren? Und überhaupt, wo hat sie gesteckt, als ich entführt wurde? Sie war plötzlich verschwunden.“
Charlize nickte. „Sie hat mir von eurem Besuch in Sterns Haus berichtet und, dass ihr jemanden verfolgt habt. Mari-Jeanne …“
„Mari-Jeanne?“
„Ja, Madame Tombeau.“
Ondragon schürzte die Lippen. Seine Assistentin und die Voodoo-Queen duzten sich also schon.
„Nun, sie hat jedenfalls berichtet, dass du zu schnell warst und sie nicht hinterherkam, weil sie Highheels trug, und dann hat sie aus dem Nichts einen Schlag auf den Kopf bekommen. Als sie wieder zu sich kam, warst du verschwunden. Sie hat dich noch gesucht, aber nicht finden können. Dann ist sie zum Auto zurück und hat festgestellt, dass es offen war. Sie hat dort bis zum Morgengrauen auf dich gewartet. Als du aber auch dann nicht aufgekreuzt bist, hat sie das Auto kurzgeschlossen und es zum Hotel in die Tiefgarage gefahren. Beinahe jede Stunde hat sie an der Rezeption nach dir fragen lassen und dein Zimmer schließlich verlängert, nachdem man ihr mitgeteilt hatte, dass die Reservierung auslaufen würde. Sie begann sich ernsthaft Sorgen zu machen und rief mich schließlich an.“
„Und woher hat sie deine Nummer?“ Ondragon wusste nicht, was er davon halten sollte. Irgendwie hegte er Misstrauen gegen die Voodoo-Priesterin. Vielleicht hatte sie das alles eingefädelt, um ihn von der Existenz ihres Hokuspokus‘ zu überzeugen.
„Du hattest ihr am selben Abend eine deiner Visitenkarten gegeben, eine von denen mit meiner Nummer drauf.“
„Oh, habe ich das?“
Charlize nickte, schlug die Decke zurück und stieg aus dem Bett.
Ondragon kam nicht umhin zu registrieren, dass der Saum ihres Negligés nur bis kurz unter ihren wohlgeformten Po reichte. Er wandte den Blick ab und betrachtete die Kunstrepliken an der Wand, während Charlize in ihrer Handtasche kramte. Als sie gefunden hatte, wonach sie suchte, trat sie vor ihn und hielt ihm den Gegenstand unter die Nase. Es war ein iPhone.
„Ich habe es vorgestern im Applestore gekauft. Neue Sim-Karte, alte Nummer. Du musst es nur noch neu einrichten.“
„Woher wusstest du …?“
Sie machte eine wegwerfende Geste. „Ich hab‘s mir gedacht.“
Lächelnd nahm Ondragon das Handy entgegen. Charlize war manchmal selbst ihm einen Schritt voraus. Was würde er nur ohne sie tun? Er schaltete das Handy ein, loggte sich ins Internet ein und lud sich über eine sichere Verbindung sämtliche Daten, Nummern und alles, was sonst noch auf dem alten Telefon gewesen war, in verschlüsselter Form auf das neue. Dann musste er nur noch ein Passwort eingeben und die Dateien installierten sich von allein. Kinderleicht und idiotensicher. Rudee, sein thailändisches Computergenie, hatte auf einem geschützten Server eine Cloud für ihn eingerichtet, in der alle seine sensiblen Daten gespeichert waren. Verlor er sein Handy oder seinen Laptop, brauchte er nur ein neues Gerät, und mit einem Klick war alles wieder da. Zusätzlich hatte Rudee die Software so programmiert, dass sich niemand in das Telefon einhacken konnte. Alle Inhalte löschten sich automatisch, wenn das Passwort nur zweimal falsch eingegeben wurde. Einem Unbefugten war es somit quasi unmöglich, seine Daten zu lesen.
Das iPhone gab einen Piepton von sich und die gewohnten Icons erschienen auf dem Display. Ondragon öffnete die App für das Aufspüren von Wanzen – ein Spezial-Gimmick von Rudee – und marschierte eine Weile mit Blick auf das Display durch das Zimmer. Derweil nutzte Charlize die Gelegenheit und verschwand im Bad. Ondragon hörte die Dusche und stellte sich lieber nicht vor, wie seine Assistentin darunter aussehen mochte.
Nachdem er keine versteckte Abhöreinrichtung hatte entdecken können, beendete er den Scan und checkte im Schnelldurchgang seine Mails und entgangenen Anrufe. Er sah die Nummer von Roderick DeForce und drückte auf Rückruf. Es war an der Zeit, Klartext zu reden.
„Hi, Ecks. Mann, bin ich froh, dass du dich meldest! Deine Assistentin hat mich vor zwei Tagen angerufen und mir mitgeteilt, du seiest verschwunden“,
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