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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Zombie-Unsinn zu verlieren.
    Verdrossen ignorierte Ondragon ihre ausführliche Predigt darüber, was sie zu tun hätten, falls sie erneut dem Zombie begegneten, und schaute immer wieder in den Rückspiegel. Aber niemand folgte ihnen, auch wenn manche Autofahrer zu so später Stunde fuhren wie der buchstäbliche Zombie.
    Sie erreichten das Wohnviertel von Stern, und Ondragon drehte zur Vorsicht eine weitere Aufklärungsrunde um den Block. Danach ließ er den Wagen mit ausgeschaltetem Motor und Lichtern auf die Auffahrt des Hauses rollen. Bevor er aus dem Auto stieg, drehte er sich zu der Madame um und legte bedeutungsvoll einen Finger an die Lippen. Sie hörte augenblicklich auf zu reden und nickte, dass sie verstanden habe. Good girl .
    Auf leisen Sohlen verließen sie den Wagen und drangen auf bewährte Weise durch die Hintertür in das Haus ein. Im Erdgeschoss verharrten sie einen Moment lauschend, um sich zu vergewissern, dass sie auch tatsächlich alleine in dem Gebäude waren. Dann schlichen sie nach oben in das Gästezimmer, wo Ondragon den großen Spiegel beiseiteschwenkte, der den Eingang zum secret room verdeckte. Er trat in den schmalen Raum dahinter und zog an der Strippe der Glühbirne. Das Licht übergoss die Regale und das, was darin gestapelt war. Madame Tombeau pfiff leise durch die Zähne, während sie die Koffer und Kästen begutachtete.
    „Damit könnte man ja eine ganze Terroreinheit ausrüsten“, flüsterte sie schließlich. „Was nehmen wir mit?“ Sie blickte zu ihm auf.
    Ondragon öffnete den Koffer mit den Pistolen, nahm eine Desert Eagle heraus und drückte sie der Madame in die Hand. „Gewöhnen Sie sich schon mal daran, das wird ihr Schutzengel sein!“
    Die Madame griff die Waffe, wog sie fachmännisch in der Hand und zielte probeweise auf die Wand. Einigermaßen erleichtert erkannte Ondragon, dass sie nicht zum ersten Mal eine Feuerwaffe in den Händen hielt.
    „Gibt es nichts Handlicheres?“, fragte sie schließlich. In der Tat sah die Pistole in ihren schmalen Händen aus wie ein klobiges Gerät aus der Steinzeit.
    Ondragon öffnete einen weiteren Koffer und zuckte mit den Schultern. „Nein.“ Er nahm einen Schalldämpfer aus dem ersten Koffer, dazu vier Magazine und ein Holster und tat alles in die leere Duffelbag, die er mitgebracht hatte. „Tut mir leid, Sie müssen sich damit anfreunden, Madame.“ Er ging zu den Wandhaltern, auf denen waagerecht mehrere Gewehre lagen. Nach kurzer Überlegung griff er sich nicht das Präzisionsmodell von Browning, wie es sein erster Impuls gewesen war, sondern das Sturmgewehr, welches auch vom US Marine Corps benutzt wurde. Für den Einsatz in Haiti brauchten sie etwas Robustes, das gleichzeitig auch zu ihrer Tarnung passte. Schließlich hatte er vor, als UN-Soldat getarnt ins Land zu gehen.
    Gewehr und Munition verschwanden ebenfalls in der Tasche, genau wie vier Handgranaten, zehn Stangen Dynamit und zwei Marinetauchermesser mit mattschwarzen Klingen. Wortlos beobachtet von der Madame füllte Ondragon die Tasche wie ein kauflustiger Kunde im Kaufhaus für böse Jungs. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er einen Schlagring in der Hand hielt, an dem ein Schlüsselanhänger in Form eines möhrenknabbernden Bugs Bunny baumelte. Das Lächeln verschwand jedoch jäh, als ihm das Tattoo der eingeschworenen Gemeinschaft der Mailmen in den Sinn kam und der tote Bolič vor seinem inneren Auge erschien wie ein Geist. Oder besser, wie ein scheintoter Geist?
    Ondragon stieß verdrießlich Luft aus und warf den Schlagring zurück in das Regal. Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte und was nicht. Er stopfte noch einen kleinen Beutel mit Werkzeug, einen olivgrünen Combat Helm und Magnesiumfackeln in die Tasche und zog den Reißverschluss zu. Zuviel Ausrüstung durften sie nicht mitnehmen, dafür war die von ihm gemietete Cessna Stationair nicht groß genug, zudem mussten sie mit maximal vollem Tank fliegen.
    „Das war’s. Kommen Sie.“ Er knipste das Licht aus und verließ den secret room . Die Madame folgte ihm, die Desert Eagle verschwand in der Känguru-Tasche ihres Kapuzenpullis.
    Sie verließen das Haus, stiegen unbemerkt in den Mustang und fuhren zurück nach New Orleans. Ohne von einem Zombie belästigt zu werden, erreichten sie die Tiefgarage des Hotels, wo Ondragon die Voodoo-Priesterin mit der Aufforderung entließ, sich weiterhin achtsam zu verhalten und am nächsten Morgen mit ihrem Gepäck hier im Sonesta einzufinden.

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