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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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Deutschland kannte. Der bevorstehende Regen kündigte sich durch einen würzigen Duft an. Er inhalierte tief und war froh über die Kindheitserinnerungen, die vor seinem inneren Auge vorbeizogen und die dunklen Gedanken verdrängten. Der kleine Weg neben ihrem Haus. Die Spiele auf der Straße. Der Garten von Gregor mit den Obstbäumen und das Lager, das sie sich zwischen Büschen und Sträuchern gebaut hatten.
    »Hast du die Katze gerettet oder so?«, fragte der Mann.
    »Gerettet?«
    »Mir musst du nichts vormachen. Ich hab schon oft Leute gefahren, die von irgendwoher Tiere mitgebracht haben. Gibt ja Stellen, die das mit den Papieren regeln. Ist mafiamäßig organisiert.«
    »Badawi ist mein Kater.«
    »Badawi? Cooler Name.« Der Mann lächelte zum ersten Mal. Sein Gebiss war nicht bloß verfärbt, wie Samuel vorhin gedacht hatte. Ein Schneidezahn war abgebrochen und das Zahnfleisch sah ziemlich entzündet aus.
    Sie verließen die Autobahn. Die Skyline tauchte links von ihnen auf. Samuel wunderte sich. Im Internet hatte es so ausgesehen, als würde der Treffpunkt ziemlich genau im Zentrum liegen.
    »Der Weg ist schneller«, sagte der Mann, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Wegen der Demos haben sie die Hauptzufahrtsstraßen abgeriegelt. Seit den Anschlägen haben sie Panik, dass irgendein Verrückter noch ’ne Bombe hochjagt. Wenn man da in der Kontrolle steckt, kann’s ewig dauern. Die machen nicht mal vor uns halt. Als würde so jemand mit ’nem Taxi vorfahren. Geil war nur die Aktion mit der Börse. An dem Tag, als die ganzen Anzugtypen in ihren Bunker geflüchtet sind, hab ich fünf Fahrten gemacht.«
    »Was für einen Bunker?«
    »Na ja, die sind clever, diese Jungs. Die lassen sich das Geschäft nicht von ein paar Hacker-Nerds versauen, die meinen, sie müssten mal eben alle Börsenrechner lahmlegen. Anscheinend haben die alle wichtigen Programme und so noch mal in einem Bunker aufgebaut.«
    »Und das haben Ihnen die Banker erzählt?«
    »Was?«
    »Das mit dem Bunker?«
    »Natürlich nicht. Wollten nur alle in dieselbe Straße. Und ein Kollege, einer, der richtig studiert hat, hat das neulich bei einem Bierchen erzählt. Von den Reichen kann man lernen. Die lassen sich nicht so leicht ans Bein pinkeln.«
    Samuel nickte.
    »Essen die Leute in China wirklich Hunde?«, fragte der Taxifahrer.
    »Eigentlich nur im Süden. Beliebter sind Froschhoden und getrocknete Echseneier.« Samuel lachte über seinen eigenen Witz. Die melancholische Stimmung war der Vorfreude auf die kommenden Tage gewichen. Wenn das Wetter wieder besser würde, könnte er einen halben Tag im Freibad verbringen und in Erinnerungen schwelgen. Vielleicht traf er ja sogar jemanden von früher.
    »Echt?«, fragte der Taxifahrer mit ungläubigem Staunen. »Krass.«
    »Soll gut sein für die Potenz«, fügte Samuel hinzu.
    »Viagra für Ökos.« Der Mann lachte los und schlug mit der flachen Hand gegen das Lenkrad. Auch die Backenzähne sahen nicht gesund aus, wie Samuel im Rückspiegel sehen konnte. »Das ist gut. Viagra für Ökos.« Der Fahrer kriegte sich kaum wieder ein.
    Samuels Blick streifte die Transportbox. Er öffnete das Gitter. »Haben Sie zufällig Wasser dabei?«
    »Wasser?«
    »Mein Kater, ich glaub, er hat Durst.«
    »Ich dachte, Katzen trinken Milch.«
    »Badawi verträgt keine Milch.«
    »Also Wasser. Auch gut.« Der Mann stoppte den Wagen am Straßenrand. Etwa fünfzig Meter vor ihnen stand ein bunt bemalter Van. Er hatte das Warnblinklicht angeschaltet. Eine dünne Frau mit Trägershirt und Bermudas stieg aus. Sie trat wütend gegen die Radkappe und fluchte so laut, dass man es bis zu ihnen herüber hörte. Dampfschwaden stiegen aus dem Motorraum. Samuel öffnete die Tür und stieg aus. Er fühlte sich wackelig auf den Beinen.
    »Sorry, hab nur noch Cola oder Red Bull«, sagte der Mann jetzt vom Heck des Wagens. »Trinkt der Kater auch Energydrinks?«
    »Heute ausnahmsweise nicht«, witzelte Samuel. Er behielt die Frau im Blick. Sie öffnete die Motorhaube und eine Dampfwolke schlug ihr entgegen. Sie fuchtelte mit den Händen herum. Dann fing sie seinen Blick auf und kam mit energischen Schritten auf ihn zu. Samuel erkannte, dass sie ein Mädchen war, das kaum älter als er selbst sein durfte.
    »Könnt ihr mich mitnehmen?«, fragte sie, kaum dass sie auf ihrer Höhe war, und hielt ihr Handy in die Luft. »Das Scheißnetz ist schon wieder zusammengebrochen und die Karre hat keinen Bock mehr.« Die dunklen Sommersprossen

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