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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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einbringen. Die anderen, so sie nicht zu den Profiteuren des aktuellen Systems zählen, müssen sich wohl oder übel neu orientieren. Von vorne beginnen.«
    »Klingt nach Größenwahn«, sagte Samuel.
    »In den nächsten Tagen kannst du dabei zuschauen, wie sich die Welt verändert«, sagte Kyoti ungerührt. »Der Countdown läuft. Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
    »Und wenn ich euch verpfeife?«
    Kyoti lächelte, zog Fabienne zu sich heran und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, was ihr überhaupt nicht gefiel. »Dann werden wir dich töten. Kein Krieg ohne Kollateralschäden.«

Elf
    Schönefeld | 25 Grad | Wolkenlos
    Es gab mehrere Schlafsäle. Sie befanden sich auf einer zweiten unterirdischen Ebene. Nie zuvor hatte Samuel so ein großes Bettenlager gesehen. Hundert, vielleicht auch zweihundert Pritschen standen militärisch korrekt Seite an Seite und reichten bis in den hintersten Winkel. Die Luft roch stickig und feucht vom Dampf, der aus den Gemeinschaftsduschen herüberwaberte. Noch nie hatte er mit so vielen Leuten nackt geduscht. Frauen und Männer, junge und alte. Keiner hatte den anderen begafft, kaum einer gesprochen. Zum Duschen hatte er sich eine Plastiktüte über den Kopf gezogen. Trotzdem hatte er jeden Tropfen auf der Wunde gespürt wie einen Hammerschlag. Aus einer großen Kammer, die wie der Fundus eines Filmstudios aussah, durfte er sich ein paar Klamotten aussuchen. Nur die Unterwäsche, die war eingeschweißt und hatte nicht gerochen, als hätte sie schon mal jemand getragen. Aber selbst wenn es so gewesen wäre, hätte es Samuel nicht gekümmert. Mit jeder Minute, die er seine Augen aufhalten musste, wurde ihm alles gleichgültiger. Sogar die Bilder des ermordeten Kaspar Weinfeld verloren ihre erschütternde Wirkung, als er wie ein geschlagener Hund durch die Reihen strich und nach einem freien Platz suchte. Es roch nach Schweiß und Turnschuhen, die man zu lange getragen hatte. Samuel nahm sich eine Decke vom Stapel und legte sich auf eine Pritsche direkt bei der Tür. Der Stoff fühlte sich rau und klamm an und roch modrig. Er spürte einen kleinen Luftzug. Sollte hier drin Panik ausbrechen, war er schnell draußen. Fabienne wollte ihn morgen früh zum nächsten Bahnhof bringen. Die letzte halbe Stunde hatte sie sich wortkarg gegeben. Bestimmt hasste sie ihn dafür, dass er ihren Freund infrage gestellt hatte. Aber Samuel konnte Leute nicht ausstehen, die damit angaben, auf irgendeinem Gebiet talentiert zu sein. Sein Vater neigte zu einem anderen Extrem. Ihm war es fast peinlich, neben dem Professorentitel noch zwei Doktortitel zu haben. Auf seinen Visitenkarten stand nur der Doktor, den er für Mathematik bekommen hatte, mehr nicht.
    Vielleicht hatte Fabienne gedacht, Samuel würde sich ihnen anschließen, ganz spontan, aus heiterem Himmel, weil er erkennen würde, dass sie für eine gute Sache kämpften. Aber er fühlte sich diesen Computerfreaks – und es waren größtenteils Freaks – nicht zugehörig. Was war das auch für eine verrückte Idee, die Welt mit einem Computerspiel zu vergleichen? Sobald die Polizei sie entdeckt hatte, würden sie allesamt im Gefängnis landen. Genau wie er, wenn er nicht endlich eine Aussage über seine Version von dem Mord machte.
    Pablo hatte die Adresse seines Patenonkels aus der Polizeidatenbank gefischt. Justus war umgezogen. Glücklicherweise innerhalb von Berlin. Nach all den Jahren würde Samuel ihn also morgen wiedersehen. Er freute sich darauf. Sein Onkel hatte früher mit ihm Fußball gespielt. Stundenlang.
    Obwohl es nicht kalt war, zog Samuel sich die Decke bis zum Kinn. Wäre er nicht so müde gewesen, hätte er in diesem stickigen Bunker, eingepfercht zwischen schnaufenden und schnarchenden Menschen, kein Auge zugetan. Wahrscheinlich hätte er seine Sachen gepackt und wäre losgelaufen. Doch selbst die pochende Beule an seinem Hinterkopf hatte gegen das Verlangen nach Ruhe und Entspannung keine Chance. Kaum hatte er sich ausgestreckt, dämmerte er hinüber in einen unruhigen Schlaf. Inmitten von anderen Kriegern , wie er sie in Gedanken taufte. Vorhin, auf dem Weg in den Schlafsaal, war er einem alten Mann begegnet, der sich nach Badawi erkundigt hatte. Seit der Ankunft in Frankfurt wirkte sein Freund sehr müde. Wahrscheinlich machte auch ihm die Zeitumstellung zu schaffen.
    »Hab selbst zwei Katzen«, hatte der Mann gesagt, Badawi aus der Box genommen und gekrault. Badawi hatte sich nicht gewehrt. »Die Welt sollte von Katzen regiert

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