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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Elsäßer
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angerauchten Zigarillo aus dem Fenster und presste die Kiefer aufeinander. »Du Idiot!«, schimpfte er. »Du verdammter Idiot. Was soll diese Nachlässigkeit? Bist dir deiner Sache wohl besonders sicher.« Er zog das Handy heraus. Eine Karte der Umgebung wurde hochgeladen. Der zweimalige Piepton blieb aus. Seine erste Zielperson hatte das Handy immer noch nicht angeschaltet, über die andere hatte er keine weiteren Informationen. Auch wenn ihm sein Auftraggeber die genauen Koordinaten geschickt hatte, wo er die beiden antreffen würde, war er kein Freund unliebsamer Überraschungen. Nachher hatten sie ihre Pläne geändert, weil ihnen der Sprit zu teuer war. Dann würde er sich die Mühe umsonst machen. Vielleicht war es besser, hier zu warten, bis er wieder ein Signal hatte. Wenn seine Zielpersonen doch in Zürich oder sonst wo waren, müsste er den ganzen Weg wieder zurückfahren. Das kostete unnötig Zeit. Er könnte die Pause ja dafür nutzen, sich mit seinem neuen Arbeitsgerät vertraut zu machen. Ja, so gesehen war das Warten keine verlorene Zeit. So gesehen war es eine Chance, gut vorbereitet in den letzten Kampf zu gehen.

    »Mama«, sagte Samuel. »Ich kann dir das jetzt nicht erklären. Ich hab niemanden umgebracht. Das ist ein Missverständnis. Ich hab die ganze Zeit versucht, dich zu erreichen.«
    »Wo – bist – du?«
    »In Zürich.«
    »Und wie kommst du dahin?«
    »Das ist eine komplizierte Geschichte.«
    »Ich will sie hören. Jetzt!«
    »Das geht nicht. Wir müssen los.«
    »Wer ist wir?«
    »Das erklär ich dir später. Jemand will Papa umbringen.«
    »Umbringen? Hast du Drogen genommen? Hast du irgendein Dreckszeug ausprobiert?«
    »Mama, ich leg jetzt auf.«
    »Das wirst du auf keinen Fall tun!«
    Samuel drückte auf den roten Button. Dann schaltete er das Handy aus.
    »Sie wird es verstehen«, sagte Fabienne. Sie machte eine Geste, als wollte sie ihre Hand auf seinen Arm legen, ließ es dann jedoch bleiben.
    »Hat sich Kyoti endlich gemeldet? Weiß er, wo mein Vater steckt? Was, wenn er gar nicht mehr in Zürich ist, sondern woanders?«
    »Auf einem Flughafen hätten ihn die Kameras aufgespürt. Er muss hier irgendwo sein. Hast du denn wirklich keine Ahnung? Ich dachte, ihr habt hier mal gewohnt.«
    »Das ist ewig her.«
    »Hatte dein Vater ein Büro in der Stadt?«
    »Ja, aber das gehörte zu der Firma, für die er damals gearbeitet hat.« Samuel stockte. Er erinnerte sich an die Familienausflüge. Er erinnerte sich daran, wie sein Vater immer davon geschwärmt hatte, dass einer seiner Freunde ein Chalet in den Bergen hatte.
    »Ist dir was eingefallen?«
    »Ich weiß nicht, aber ein Freund meines Vaters hatte ein Chalet in den Bergen. Lass mich die Fotos noch mal sehen.«
    Fabienne trat hinter ihn und zog den Umschlag aus seinem Rucksack. Samuel betrachtete die Bilder. Außer seinem Onkel, seinem Vater und Weinfeld konnte er keinen erkennen.
    »Und?«, fragte Fabienne. »Hat es klick gemacht?«
    »Nein. Und wenn ich doch zur Polizei gehe? Alleine? Die haben vielleicht bessere Möglichkeiten, meinen Vater zu finden, als ihr.«
    »Haben sie nicht. Wir haben die besten Hacker. Wenn sie nichts finden, findet keiner was. Solange dein Vater nicht sein Handy einschaltet, irgendwo Geld abhebt oder an einer Kamera vorbeiläuft, bleibt er unsichtbar. Vielleicht weiß er das. Vielleicht will er das.«
    »Aber warum sollte er das tun? Er weiß doch, dass ihr mich entführt habt. Warum sollte er dieses Risiko eingehen?«
    »Er hat zu uns gesagt, dass die Pläne nicht bei ihm sind, sich vierundzwanzig Stunden Zeit erbeten und ist dann untergetaucht.«
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Ich wollte dich nicht unnötig beunruhigen.«
    »Mein Vater kennt sich nicht besonders gut mit Technik aus. Was ist, wenn er das Handy nicht mehr ankriegt oder der Akku leer ist? Könnte doch auch sein.«
    »Das glaub ich nicht. Vielleicht … vielleicht hat er sich an die Polizei gewandt …«
    Samuel schüttelte den Kopf. Er legte die Bilder nebeneinander auf die Parkbank. Irgendetwas störte ihn daran. Er konnte nur nicht sagen, was es war. »Wer ist der Fotograf?«, murmelte er vor sich hin. »Wer ist der sechste Mann? Du hast doch gesagt, dass die Gruppe geheim war. Also musste doch auch der sechste Mann, der Fotograf, eingeweiht sein.«
    »Du hast recht«, sagte Fabienne. »Aber Marietta … sie hat immer nur von fünf Leuten erzählt, und von denen hat sie uns auch die Namen und die Adressen gegeben. Ein

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