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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Licht
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sie schließlich.
    »Ich werde mich nicht mehr mit David treffen«, platzt es aus mir heraus.
    »Aha. Und warum nicht?«
    »Ich kann nicht!«
    »Es ist mal wieder wegen deines Plans, hm?« Die Missbilligung in ihrer Stimme ist unüberhörbar.
    »Ja«, antworte ich etwas beleidigt. Sie ist meine Freundin, sie muss zu mir halten. Doch Jule wechselt die Strategie.
    »Und was ist mit Lukas?«
    »Ach der …« Ich versuche, ruhig zu klingen, fahre mir jedoch gleichzeitig nervös durch die Haare.
    »Ach Lilly …«, sagt Jule nun zum zweiten Mal.
    »Was?«
    »Gib ihm doch ’ne Chance.«
    »Wem jetzt?«
    »Meine Güte, deinem Lieblings-Drummer, dem Typen mit den schönen Haaren, dem Kerl, der dir seit geraumer Zeit verzweifelte SMS schickt!«
    »Ich …«, setze ich an, »ich weiß gar nichts, im Moment. Und wenn ich einen von beiden anrufe, mache ich es noch schlimmer!« Jetzt schniefe ich schon wieder.
    »Lilly, weißt du was? Es ist bald Weihnachten, fahr erst mal nach Hause zu deinen Eltern, lenk dich ab, und dann wirst du schon merken, was richtig ist. Man kann gewisse Dinge im Leben nicht lösen, indem man sie totdenkt!«
    »Na gut.«
    »Schlaf noch ein bisschen.« Jule klingt zwar lieb wie immer, aber ich vermute, sie hat keine große Lust, noch weiter mit mir zu diskutieren. Was auch sehr verständlich ist, schließlich ist es halb vier Uhr morgens.
    »Okay«, schniefe ich, »danke dir.«
    »Kein Problem, Süße.« Dann legt sie auf. Ich liege den Rest der Nacht trotzdem wach.

11. Kapitel
Ein weiser Rat
    Das letzte Wochenende vor Weihnachten muss ich unbedingt noch meine Großeltern in Frankfurt besuchen. Freitagnachmittag packe ich eine kleine Reisetasche und begebe mich auf die Autobahn, von der ich hoffe, das sie staufrei ist. Leider habe ich kein Glück. Ich brauche über vier Stunden, das ist fast schon mein persönlicher Rekord.
    Oma und Opa wohnen in einem der schickeren Wohnorte in einer Jugendstilvilla, die in mehrere Eigentumswohnungen unterteilt ist. Ich muss geschätzte dreihundert Mal um den Block fahren, um endlich einen Parkplatz zu ergattern. Freitagabend scheint hier niemand mehr vor die Tür zu gehen.
    Die beiden wohnen ebenerdig, weil Opa nur noch schwer Treppen laufen kann. Oma öffnet mir die Tür mit einem leicht vorwurfsvollen Blick.
    »Lilly, endlich, ich habe mir schon Sorgen gemacht!«
    »Ach, es war Stau, wie immer.«
    Sie zieht mich in ihre Arme und riecht nach teurem französischen Parfum. Über ihrem hellblauen Kaschmir-Rolli liegt weich eine dreireihige Perlenkette. Die mittlerweile blond getönten Haare sind adrett in sanften Wellen um ihren Kopf frisiert. Oma ist von Natur aus dunkelhaarig, doch als ihre Haare grau wurden, entschieden sie und ihr Friseur sich für einen goldigen Vanilleton.
    Oma legt einen Arm um meine Taille und lässt die schwere Tür hinter uns zufallen.
    »Bring erst mal deine Sachen in dein Zimmer, und dann essen wir. Du hast bestimmt Hunger.«
    Ich nicke darbend. Ich werde im Gästezimmer nächtigen. Oma sagt gerne, dass es mein Zimmer ist, weil niemand anderes dort schläft. Sie hat sogar Bettwäsche in meiner Lieblingsfarbe Lila gekauft. Ich stelle nur schnell meine kleine Reisetasche auf der Tagesdecke ab und mache mich auf ins Wohnzimmer. Dass Opa mal mit Antiquitäten gehandelt hat, ist nicht zu übersehen, die Wohnung atmet es aus allen Poren. Die Parkettböden sind gepflastert mit echten Persern, man findet Chippendale-Sofas, chinesische Vasen, große Ölbilder in Goldrahmen, unzählige Bücher, alles echt und alles alt.
    »Lilly-Schatz«, ruft Oma. Das kam eindeutig aus dem Esszimmer. Ich schlage einen Haken und biege scharf links ab.
    »Dein Opa war schon auf der Suche nach dir.«
    »Wo ist er denn?«
    »Keine Ahnung, er hat das Talent, immer wieder zu verschwinden.« Bevor ich ihn suchen kann, hat er mich gefunden.
    »Lilly, da bist du ja.«
    »Ich hab nur eben meine Tasche ins Zimmer gebracht.«
    Opa humpelt noch stärker, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Seine Augen werden auch immer schlechter. Er trägt eine Brille mit überdimensional dicken Gläsern, die ihn aussehen lassen wie einen gelehrten Maulwurf aus einem Kinderbuch.
    »So ein großes Mädchen«, sagt er, als er mich umarmt. Das sagt er immer.
    »Setzt euch doch endlich«, drängelt Oma.
    »Jajaja.« Opa macht eine wegwerfende Handbewegung und quetscht sich auf einen der Rosenholzstühle. Der runde chinesische Esstisch ist beladen mit kleinen feinen Häppchen, die Oma in ihrem

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