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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Impulse im Delta-Bereich zu halten, komme was wolle.
    Ein solches Desaster wie mit Patient 22 durfte sich keinesfalls wiederholen. Es war schon diesmal schwer genug gewesen, Ersatz für die Toten zu finden. Außerdem war jede Kontaktaufnahme heikel. Es konnte Aufmerksamkeit geweckt werden, die das Institut Leben in den Fokus der westlichen Medien rückte.
    »Senden Sie mir eine Liste der möglichen Träger des Gehirns von Patient 23 . Ich suche einen davon aus. Inzwischen können Sie die ersten Chemos bei ihm anwenden«, sagte sie und wandte sich ab, um den Raum zu verlassen. Smyrnikov folgte ihr. Sie wollte dafür sorgen, dass Clarence ein gutes neues Zuhause bekam. Ein Körper, in dem er sich wohl fühlte, sobald sie ihn aus dem künstlichen Koma holten. »Wie lange wird die Stammzellenkur brauchen, um die separierten Verbindungen zu reparieren?« Die anhaltenden Erfolge dieser Therapie fand sie sehr vielversprechend. Die vollständige Verschmelzung von Träger und Hirn rückte näher.
    »Wir gehen von sechzehn Wochen aus, um eine Wiederherstellung von sechsundsiebzig Prozent zu erreichen. Patient 22 wurde nur drei Monate entsprechend behandelt und lag bei sechsundsechzig Prozent. Es wird sicherer sein, die Immobilisierung auf vier Monate auszudehnen, um die Stammzellen ihre Arbeit machen zu lassen. Es ist ein Jammer, dass wir bei dem Zwischenfall auch Patient 34 verloren haben.« Smyrnikov sah ehrlich betroffen aus, wobei das vor allem am Verlust seiner Arbeitsergebnisse lag.
    »Ja. Sehr bedauerlich.« Kristin sah das Mischwesen aus Singh und Estevez vor sich, das sich so gut entwickelt hatte. Dennoch machten die Forscher unglaubliche Fortschritte und setzten Visionen um, die Mary Shelly mit
Frankenstein
vor beinahe zweihundert Jahren aufgeworfen hatte. »Ich muss zu einem Termin, Professor. Denken Sie bitte an die Einschätzung der Pariser Aspirantin. Gibt es noch etwas Dringendes?«
    »Ja«, antwortete er zögernd und deutete auf die Tür seines Büros, an dem sie gerade vorbeigingen. »Kommen Sie, bitte.«
    »Wird es länger dauern?« Kristin wollte zu ihrem Sohn. Eugen erwartete sie in Sankt Petersburg auf dem Flughafen. Sie hatte ihm versprochen, mit einer eigenen Maschine zu kommen. Dank einer Spende an die weißrussischen Flugsicherheitsbehörden besaß der mexikanische Learjet eine neue offizielle Kennung und einen frischen Transponder mit harmlosem Code. Die
Los Zetas
würden das Flugzeug niemals zurückbekommen.
    »Nein. Aber ich möchte darüber nicht auf dem Gang sprechen.« Er öffnete ihr die Tür, und Kristin ging in sein Büro, verschränkte die Arme.
    Smyrnikov umrundete den Schreibtisch, setzte sich und sah zu ihr hoch. »Es geht um die Ergebnisse Ihrer letzten Routinekontrolle.« Da sie sich nicht setzte, fing er an zu erklären. »Wir haben festgestellt, dass die Medikamente, die wir Ihnen gegen die Insomnie verabreichen, schneller als prognostiziert ihre Wirkung verlieren. Auch die Stammzellenkur spricht nicht an. Weitere Regionen Ihres Gehirns sind bereits betroffen. Die Symptome der Krankheit werden zunehmen.«
    Kristin spürte, wie sich ihr Magen hob. »Reden Sie von Jahren, Monaten oder Wochen, die mir bleiben?«, flüsterte sie. Ihre Stimme war gegen ihren Willen rauh geworden. Das Treffen mit Eugen wurde umso wichtiger für sie, und er hielt sie mit schlechten Nachrichten auf.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir werden die Stammzellenzufuhr verstärken und versuchen, die Prionen, die Ihr Gehirn zersetzen, aggressiver zu hemmen. Meiner Einschätzung nach sollte es unmittelbarer geschehen als bisher. Die Zugabe mittels Lumbalpunktion reicht nicht aus. Ich plädiere für einen direkten Angriff auf die Herde, die wir bei Ihnen lokalisierten.«
    »Oder?«
    »Sie leiden bereits an extremen Schlafstörungen und gelangen aus eigener Kraft nicht mehr in die wichtigen tiefen Schlafphasen, Frau von Windau. Es kann nicht mehr lange dauern, bis auch oneiroide Zustände auftreten. Sie werden Traum und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden können. Halluzinatonen, Aufmerksamkeitsstörungen, Muskelzuckungen, Gedächtnisaussetzer folgen. Sie wissen das doch.« Smyrnikov betrachtete sie voller Mitleid, und dieses Mal konnte man es tatsächlich für echt halten. »Mit dem, was wir bei Ihnen erreichten, wäre uns schon ein Nobelpreis sicher.«
    »Eine Spritze direkt in mein Hirn«, sprach Kristin aus, was er so verklausuliert ausdrückte. So schnell wurde sie also zu einem seiner Probanden. Sie dachte an

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