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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Tod«, erwiderte der andere, »mir widersteht niemand, und auch du mußt meinen Befehlen gehorchen.«
    Der Riese aber weigerte sich und fing an, mit dem Tode zu ringen.
    Es war ein langer, heftiger Kampf, zuletzt behielt der Riese die Oberhand und schlug den Tod mit seiner Faust nieder, daß er neben einem Stein zusammensank.
    Der Riese ging seiner Wege, und der Tod lag da besiegt und war so kraftlos, daß er sich nicht wieder erheben konnte.
    »Was soll daraus werden«, sprach er, »wenn ich da in der Ecke liegenbleibe? Es stirbt niemand mehr auf der Welt, und sie wird so mit Menschen angefüllt werden, daß sie nicht mehr Platz haben, nebeneinander zu stehen.«
    Indem kam ein junger Mensch des Wegs, frisch und gesund, sang ein Lied und warf seine Augen hin und her. Als er den halb Ohnmächtigen erblickte, ging er mitleidig heran, richtete ihn auf, flößte ihm aus seiner Flasche einen stärkenden Trank ein und wartete, bis er wieder zu Kräften kam.
    »Weißt du auch«, fragte der Fremde, indem er sich aufrichtete, »wer ich bin und wem du wieder auf die Beine geholfen hast?«
    »Nein«, antwortete der Jüngling, »ich kenne dich nicht.«
    »Ich bin der Tod«, sprach er, »ich verschone niemand und kann auch mit dir keine Ausnahme machen. Damit du aber siehst, daß ich dankbar bin, so verspreche ich dir, daß ich dich nicht unversehens überfallen, sondern dir erst meine Boten senden will, bevor ich komme und dich abhole.«
    »Wohlan«, sprach der Jüngling, »immer ein Gewinn, daß ich weiß, wann du kommst, und so lange wenigstens sicher vor dir bin.«
    Dann zog er weiter, war lustig und guter Dinge und lebte in den Tag hinein.
    Allein Jugend und Gesundheit hielten nicht lange aus, bald kamen Krankheiten und Schmerzen, die ihn bei Tag plagten und ihm nachts die Ruhe wegnahmen.
    »Sterben werde ich nicht«, sprach er zu sich selbst, »denn der Tod sendet erst seine Boten, ich wollte nur, die bösen Tage der Krankheit wären erst vorüber.«
    Sobald er sich gesund fühlte, fing er wieder an, in Freuden zu leben.
    Da klopfte ihn eines Tages jemand auf die Schulter: Er blickte sich um, und der Tod stand hinter ihm und sprach: »Folge mir, die Stunde deines Abschieds von der Welt ist gekommen.«
    »Wie«, antwortete der Mensch, »willst du dein Wort brechen? Hast du mir nicht versprochen, daß du mir, bevor du selbst kämest, deine Boten senden wolltest? Ich habe keinen gesehen.«
    »Schweig«, erwiderte der Tod, »habe ich dir nicht einen Boten über den andern geschickt? Kam nicht das Fieber, stieß dich an, rüttelte dich und warf dich nieder? Hat der Schwindel dir nicht den Kopf betäubt? Zwickte dich nicht die Gicht in allen Gliedern? Brauste dir’s nicht in den Ohren? Nagte nicht der Zahnschmerz in deinen Backen? Ward dir’s nicht dunkel vor den Augen? Über das alles, hat nicht mein leiblicher Bruder, der Schlaf, dich jeden Abend an mich erinnert? Lagst du nicht in der Nacht, als wärst du schon gestorben?«
    Der Mensch wußte nichts zu erwidern, ergab sich in sein Geschick und ging mit dem Tode fort.
    Gebrüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen
    Ausgabe von 1857

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    XII

    Ich fürchte nicht den Tod,
    der mich zu nehmen kümmt;
    Ich fürchte mehr den Tod,
    der mir die Meinen nimmt.
    Friedrich von Logau, Sinngedichte
    Marrakesch, Marokko
    K onstantin hielt den Elfenbeinring in den Fingern, sah den Harlekin-Opal im Licht aufleuchten und die silbernen Nelken schimmern.
    Zehntausend Euro.
Die Summe hallte wie ein Glockenschlag in seinem Kopf.
Ist das zu viel oder angemessen?
Wie sollte er so schnell prüfen können, ob die Forderung überzogen war? Am Ende bezahlte er für nichts, weil das Schmuckstück keiner der legendären Schnitterringe war. »Welches Unglück brachte er denn?«
    Rabih hatte sich nicht bewegt, präsentierte sein Händlerlächeln, das deutlich machte, dass es ausnahmsweise kaum Verhandlungsspielraum gab. Auch nicht durch die Geistergeschichten, die sich um den Schmuck rankten. »Weiß ich nicht, mein Herr. Monsieur Bouler könnte Ihnen da behilflich sein.« Er nahm Konstantin den Ring behutsam, doch bestimmt aus den Händen. »Am besten, Sie kommen morgen wieder.«
    Konstantin zögerte, doch er hatte kaum eine andere Wahl. Er konnte den Ring ohnehin nicht bezahlen, ohne vorher eine Bank aufzusuchen. »Gute Idee. Ich wüsste schon gerne, welches Elend ich mir vielleicht an die Fersen hefte, bevor ich zehntausend Euro in einen Ring investiere.« Er machte gute Miene zum Händlerspiel und sah

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