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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Such dir deine Freunde im Internet, benutz den Chat und die Kamera, aber verpiss dich aus Gebieten, in denen Menschen leben.« Thielke sprach absichtlich von Alternativen, um ihn zu locken. Ihm war klar, dass er den Narko nicht aus dem Stadion lassen durfte. Er würde hier und heute sterben, das war Arctanders Schicksal. Das hatte er wegen all der Toten verdient. Tausendfach. Achtzigtausendfach.
    Arctander rollte sich plötzlich hinter eine mehrere Meter große Werbetafel mit dem Schriftzug eines Autoherstellers. Sie taugte nicht, um die Kugeln des LeMat aufzuhalten, verschleierte aber die genaue Position von Arctander auf der anderen Seite.
    Langsam bewegte sich der Aufsteller vorwärts, der Schwede schob ihn auf der Seitenbahn in Richtung Ausgang und verbarg sich dahinter.
    Thielke feuerte den LeMat in rascher Folge, der Widerhall der Detonationen wurde zu einem anhaltenden tiefen Donnern.
    Die Einschüsse wanderten von rechts nach links, jeden halben Meter ein dickes Loch stanzend.
    »Ich will nicht draufgehen. Ich kenne die Geschichten. Todesschläfer vergehen nicht. Ihre Seelen erlangen niemals Frieden«, rief Arctander aus seiner Deckung.
    Thielke brachte sich in eine bessere Schussposition, hob den Arm. Er sah auf einer Seite ein paar helle Haare herausragen. Einen letzten Schuss, die neunte Patrone, hatte er noch, bevor er nachladen musste. Er vertraute seiner ruhigen, sicheren Hand und dem Auge, das ihm geblieben war.
    KLICK .
    Nein!
Er konnte sich unmöglich verzählt haben!
    Thielke spannte den Hahn, zielte nochmals, sah den hellen Schopf ganz genau und drückte ab.
    KLICK .
    »Ich will doch auch, dass es aufhört. Aber ich will leben«, rief ihm Arctander zu und rutschte erneut aus.
    Die Tafel fiel ihm aus der Hand und klappte um. Der Schwede kniete auf der Erde und sah erschrocken zu Thielke. Freie Schussbahn. Sekundenlang starrten sie sich an, ihre Blicke trafen sich.
    Dann verstand Arctander, dass dem anderen die Munition ausgegangen war. Er rappelte sich auf und rannte auf den Durchgang zu, der in die Umkleiden führte. »Ich verspreche es«, schrie er. »Es wird aufhören! Ich habe es bald geschafft! Aber folgt mir nicht!«
    »Bleib hier! Ich …« Thielke schoss die Schrotladung auf Arctander, auch wenn es völlig sinnlos war. Sie erreichte die andere Seite nicht einmal und verstreute sich ohnehin viel zu sehr, um dem Narkoleptiker etwas anhaben zu können. Doch er hatte das Gefühl gehabt, etwas tun zu müssen, ein letzter Versuch.
    Bent Arctander war im Durchgang verschwunden.
    Die Verfolgung sparte sich Thielke, er würde ihn nicht einholen, weil er mit seiner Prothese über weiche Leichen klettern musste.
    Zutiefst erschüttert setzte er sich auf die Stufe vor der Sprecherkabine, auf der Raphael vorhin Wache gehalten hatte, und ließ seinen Blick schweifen.
    Höchstens der Einschlag eines brennenden Meteorits oder eine gewaltige Explosion im Zentrum der Arena hätte vertuschen können, welche Hinterlassenschaft auf Arctanders Konto ging.
    Thielke wollte nicht vergessen.
    Niemals. Das Bild brannte sich in sein Gedächtnis.
    Die achtzigtausend Toten von Madrid würden sein Ansporn sein, den Schweden zu finden und zu töten. Denn niemand konnte diesen gefährlichen Mann jagen, ohne von seinem Fluch getroffen zu werden.
    Niemand, außer einem anderen Todesschläfer.
    Sirenen heulten rund um das Stadion auf. Die Rettungsmaschinerie hatte sich in Gang gesetzt und würde dennoch mit diesem Unglück überfordert sein. Die Welt würde damit überfordert sein.
    Thielke schluckte. Selbst wenn jeder Tote einen Ausweis bei sich trug, würde die Identifikation Wochen andauern.
Wie transportieren sie die Leichen ab? In würdigen Leichenwagen oder in Kipplastern wie die Marokkaner?
    Er öffnete die Trommel, ließ die leeren Hülsen sowie den Blindgänger aus dem Revolver auf den Betonboden regnen. Sollten sich die Forensiker über Spuren freuen und nach Igor vom FSB suchen.
    Das metallische Klirren klang in der Stille des Stadions gleich einem Windspiel, das von einer leisen Böe angestoßen wurde.
    Thielke lud nach, ließ die Trommel zurückschnappen und steckte die Waffe in das Holster. Dann erhob er sich, um die Sicherheitszentrale aufzusuchen und die Aufnahmen zu löschen. Er wollte sein Gesicht nicht in den Nachrichten sehen. Danach würde er sich als Leiche tarnen und abwarten, bis sich die Gelegenheit bot, sich unter die Retter zu mischen und zu verschwinden.
    Sein Blick wanderte die leichenübersäte

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