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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Spanisch. Sie drehten sich nicht um, als die beiden Männer eintraten.
    Zwanzig Minuten bis zum Anpfiff.
    Das Vorprogramm hatte begonnen, Jugendmannschaften zeigten, wie der Nachwuchs bei Real gefördert wurde. Jeder Schuss aufs Tor wurde begeistert mit
Olé
quittiert. Eine La Ola raste durch das Rund.
    Thielke schlug Raphael mit einem Hieb in den Nacken ohnmächtig. Der muskulöse Mann brach zusammen und krachte unüberhörbar auf den Boden. Das Quartett wandte sich um.
    Auftritt des verwirrten Attentäters.
»Hallo«, sagte Thielke auf Englisch und richtete die große Mündung seines LeMat auf die Gruppe. »Sie verstehen mich, ja?« Allgemeines Kopfnicken. »Also, ich bin Igor, ehemals FSB , russischer Geheimdienst, und vom großen Manitou geschickt worden, um die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen. Ich war das mit dem A 380 und in Marrakesch. Und die gleichen Gaszylinder, die ich dem FSB gestohlen habe, liegen überall im Stadion verteilt. Wir spielen jetzt ein lustiges Spiel namens ›Lauf um dein Leben‹. Mal sehen, wie viele ihr retten könnt. Manitou sagt, die Unschuldigen werden frei sein, die Sünder werden sterben.« Er langte in die Tasche und zog seinen Insulinstift heraus, hielt ihn wie einen Zünder. »Das ist der Fernzünder für die Öffnungsventile. Verstanden?«
    Das Quartett nickte synchron. Sie waren alle kalkweiß geworden.
    Thielke zeigte auf die Frau. Verzweifelte Weiber waren am Telefon immer gut. »Sie rufen die Polizei an und sagen ihr, was los ist. Wenn sie wollen, können sie herkommen und mitrennen. Und du«, er zeigte auf den dunkelhaarigen Mann, »rufst die Leute an, die für die Sicherheit im Stadion verantwortlich sind. Sie sollen niemanden mehr ins Stadion lassen. Wir haben genug Teilnehmer.«
    Am ganzen Körper bebend nahm sie den Hörer ab und wählte den Notruf.
    Zehn Minuten.
    Die Jugendlichen klatschten zum Abschied und erhielten im Gegenzug Applaus von hundertsechzigtausend Händen, dann rannten sie in den Tunnel, der in die Umkleiden führte.
    »Wer von euch ist der Stadionsprecher?« Der Kleinste der Männer hob die Hand. »Wie ist Ihr Name?«
    »Ringo.«
    »Ringo, gehen Sie ans Mikro und machen Sie die Durchsage, dass das Spiel in letzter Sekunde abgesagt wurde. Wegen eines Darmvirus, der die Mannschaft von Real nach dem Genuss des Caterings erwischt hätte. Sagen Sie auch, dass die Karten ihre Gültigkeit behalten und das Match nachgeholt wird. Schicken Sie die Menschen raus! Los! Geben Sie sich Mühe und wiederholen Sie den Spruch so lange, bis die Leute es verstanden haben. Gleich lasse ich das Gas ausströmen.« Dass ein verrückter Attentäter eine Panik unter seinen Opfern vermeiden wollte, war zwar nicht unbedingt logisch, aber der Revolver und der vermeintliche Auslöser sorgten dafür, dass niemand seine Anweisungen hinterfragte.
    Ringo tat, wie ihm befohlen worden war, und spielte zuerst den Jingle, um die Aufmerksamkeit der Leute zu wecken, dudelte eine heitere Melodie hinterher und sagte seinen Text auf.
    Thielke zeigte auf den dritten Mann. »Sie rufen in der Mannschaftskabine an und sagen denen, was los ist. Ich will keinen Spieler auf dem Feld sehen. Sie dürfen schon mal loslaufen und entkommen.«
    Ringo redete und redete, berichtete von der Diarrhö und dass man es bedauerte und das Spiel nachgeholt werden würde und so weiter. Monoton wiederholte er die Aufforderung, das Stadion zu verlassen. Dafür, dass er so sehr schwitzte, dass er sich die Tropfen vom Gesicht wischen musste, und zitterte wie Espenlaub, war seine Stimme erstaunlich ruhig.
    Währenddessen telefonierte die junge Frau heulend mit der Polizei, der eine Mann mit der Sicherheitsabteilung, der andere mit den Spielern in den Kabinen. Es ging zu wie im Wertpapierhandel an einem schwarzen Freitag.
    Zu der dramatischen Anspannung in der Kabine passte überhaupt nicht, dass im Stadion selbst wieder La-Ola-Wellen liefen, ein lautes Lachen brandete durch die Ränge. Die Fans glaubten an einen Scherz und bewegten sich nicht. Manche riefen auch Buh und stimmten Schmäh-Chöre gegen den Sprecher an.
    Verpisst euch endlich! Wie kann man nur so stur sein?
Auf einem unbesetzten Telefon gingen Anrufe ein, wie das Display anzeigte. Thielke vermutete, dass es Fernsehteams oder Reporter waren, die sich nicht erklären konnten, was der Unsinn sollte oder warum sie nichts davon wussten.
    Ringo sah verängstigt zu ihm. »Sie gehen nicht! Sie halten es für einen Witz!«
    »Geben Sie sich Mühe, verdammt!«,

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