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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Treppe nach unten.
    Ihn grauste es davor, über die Toten steigen zu müssen. Auf die Toten. Aber schweben konnte er nicht, und so hob er den Fuß und machte den ersten Schritt.

[home]
    XV

    Death must be so beautiful. To lie in the soft brown earth,
    with the grasses waving above one’s head, and listen to silence.
    To have no yesterday, and no tomorrow.
    To forget time, to forgive life, to be at peace.
    Oscar Wilde, The Canterville Ghost
    Idar-Oberstein, Deutschland
     
    K onstantin sah Kristin von Windau auf den Tisch zukommen.
    Ihm schoss durch den Kopf, was Jester ihm über die Baronesse erzählt hatte, die Gerüchte über verschwundene Todesschläfer.
Das ist ihr zweiter Versuch bei mir.
    Er hatte nicht vor abzuwarten und Kristin höflich zu fragen, was sie von ihm wollte. Ein schneller Abgang war eindeutig die bessere Option. Vor allem, wenn er Marna nicht in Gefahr bringen wollte.
    »Nein, keine Freundin von mir. Eher das Gegenteil.« Hastig stand er auf.
    »Was ist?«, fragte Marna beunruhigt. »Wer ist die Frau?«
    »Später«, erwiderte er lakonisch. »Wir gehen, Frau Herbst.« Er zog sie am Ellbogen in die Höhe, achtete nicht auf ihre Proteste und schob sie auf den Ausgang zu. Dabei schirmte er sie mit seinem Körper vor Kristin ab.
    Der Kellner beobachtete verwundert, wie sich die Gäste davonmachten, denen er eben das Essen serviert hatte. »Verzeihung, aber …«
    Konstantin warf ihm einen 50 -Euro-Schein zu und ging einfach weiter.
    Kristin presste die Lippen zusammen und ging parallel zu den beiden, um ihnen den Weg abzuschneiden.
    Inzwischen war die
Achatkammer
gut besetzt, etwa siebzig Besucher saßen in dem Restaurant, redeten und aßen. Das verhinderte, dass Konstantin sich mit der Todesschläferin unterhalten konnte. Was geschah, sobald sie vor der Tür standen, wusste er nicht. Dem Gesichtsausdruck nach war die Baronesse kaum in versöhnlicher Stimmung.
    Sie hatten die Tür beinahe erreicht, als sich von Windau breitbeinig davorschob. »Wenn Sie mitkommen, Korff, i-i-ist alles gut«, sprach sie leise, damit die Gäste nichts hörten.
    »Ich habe erfahren, dass Menschen spurlos verschwinden, die Ihnen begegnen. Daran bin ich nicht interessiert.« Er sah kurz über die Schulter.
Der Durchgang zur Küche.
»Hinten raus«, flüsterte er Marna zu. »Steigen Sie in Ihren Wagen. Los!«
    »Und Sie?«
    »Ich komme nach. Warten Sie auf mich. Ich muss noch mehr wissen.«
    Sie lief los, das Geräusch ihrer Schritte entfernte sich von ihm.
    Konstantin bemerkte die Blicke, die ihm und Kristin zugeworfen wurden. Niemand mochte es, wenn in einem Restaurant herumgestanden wurde. Ihr auffälliges, latent aggressives Verhalten verbreitete Unruhe und Befremden.
    Der Kellner steuerte auf sie zu, um die Ordnung wiederherzustellen.
    »Was ist, Korff? Machen Sie Scherereie oder begleiten Sie mich?« Kristin hielt die rechte Hand so, als würde sie etwas darin verbergen.
    Vorsicht!
»Das Lokal ist voll besetzt. Würden Sie es riskieren …«
    »Korff, ich habe keine Zeit zu verschenken. Also kommen Sie her! Auf der Stelle«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich werde Sie weder verletzen noch töten. Ich möchte Sie lediglich mitnehmen, Ihnen etwas zeigen und von meiner Vision des ewigen Lebens für unsere Art erzählen. Ohne Alterung, ohne Zerfall.«
    Jester hatte recht: Sie ist eine Spinnerin.
Konstantin ging langsam rückwärts, auf die Küche zu. »Freiwillig nicht.«
    Kristin folgte ihm – bis sich der besorgte Kellner zwischen sie schob. »Meine Herrschaften, wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er beflissen, was so viel bedeutete wie: Wenn Sie sich streiten wollen, dann bitte nicht in der
Achatkammer.
    Kristin drängte ihn zur Seite und folgte Konstantin zum Kücheneingang. Als der Ober sie unauffällig daran hindern wollte, versetzte sie ihm einen blitzschnellen Schlag mit der Handkante gegen den Hals. Er fiel zwischen den Tischen nieder, riss eine weiße Decke samt Besteck und Essen herunter. Teller und Speisen landeten auf ihm und den Schößen der Gäste, die sofort aufsprangen.
    Konstantin hatte die Küche erreicht und orientierte sich. Drei Köche bereiteten die Bestellungen zu, es war heiß und roch nach Frittierfett und Gebratenem. »Wohin ging die Frau?«
    Der Jüngste von ihnen, wohl der Azubi, zeigte auf eine Tür neben sich. Konstantin hatte kaum zwei Schritte hinter sich gebracht, da stieß Kristin zu ihnen. Aus dem Gastraum erklangen laute Stimmen, jemand rief nach der Polizei.
    »Was soll das

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