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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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effektiv.« Thielke hatte seine Eigenschaft akribisch ausgelotet. »Bei mir ist es vor allem unberechenbar. Angenommen, ich schlafe hier ein, und das rechte Fenster ist offen, dann wäre der Schnitter rechts weiter vorgedrungen, weil das Signal dort weiter schallt. Sie verstehen?«
    Carola nickte. »Wie ist es mit dem Echo?«
    »Weil ich die Berge angesprochen habe?« Thielke überraschte ihre Frage, vor allem, weil er selbst noch nie daran gedacht hatte. »Ich glaube nicht, dass es so etwas gibt.«
Wow, sie denkt wirklich mit.
    »Kommen wir zur abschließenden Frage des Tages: Von wie vielen Todesschläfern wissen Sie, und wie hoch schätzen Sie deren weltweite Gesamtzahl?«
    »Puh, das ist schwierig.« Thielke hätte gerne erneut gelogen und »zwei oder drei« gesagt. Aber damit käme er nicht durch, das sah er der Spanierin an. Er verfluchte sich dafür, die Organisationen ins Spiel gebracht zu haben, woraus sie geschlossen hatte, dass es mindestens ein paar Dutzend seiner Art geben musste.
Was Abhängigkeit und Lebenserhaltungstrieb alles aus einem herauskitzeln.
»Es sind so um die dreißig, von denen ich sicher weiß. Die Gesamtzahl … ehrlich, ich weiß es nicht.«
    Die Organisationen suchten ständig nach Todesschläfern, um sie zu rekrutieren und ihre Fähigkeiten in die gewünschten Bahnen zu lenken. Doch meistens stammte dieser Nachwuchs aus den eigenen Reihen. Neue Todesschläfer auszumachen, gestaltete sich schwierig, wenn es nicht eben auffällige Massenmörder wie Arctander waren. Dazu gab es einfach zu viel Todesfälle, die sich nicht alle überprüfen ließen.
    »Sie würden mir zustimmen, wenn ich sage, dass Ihre Art sehr selten ist?«, fragte Carola. »Eine Art Mutation?«
    Er nahm das leere Wasserglas vom Nachttisch. »Kann ich noch was bekommen?«
    »Sicherlich.« Carola beendete die Aufnahme und klappte den Laptop zu. »Ich lasse Ihnen etwas bringen.« Sie bedachte ihn mit einem Blick, den er schon mal gesehen hatte, allerdings nicht bei ihr. Bei ihrem Vater, gestern, unten bei seinem Ausflug aus dem Krankenbett in die Bibliothek. Señor Hoya hatte sich die Ringe angesehen und war beinahe vor Besitzerstolz detoniert. Denselben seltsamen Glanz sah er nun auch bei Carola. »Sie sind ein sehr seltenes mystisches Wesen, Señor Thielke, und Sie achten so wenig auf sich und Ihre Gesundheit«, sagte sie vorwurfsvoll. »Wir behalten Sie noch ein wenig hier, bis es Ihnen bessergeht, einverstanden? Die neue Unterschenkelprothese wird bald fertig sein. Danach können Sie wieder hinaus in die Welt und nach Todesschläfern suchen, um sie zu bekehren oder sie zu töten. Aber als Dank für meine Sorge berichten Sie mir weiter über sich und Ihr Leben, solange Sie noch hier sind, ja? Ich will alles wissen.«
    Thielke stimmte zu.
    Carola Hoya erhob sich und verließ den Raum.
    Der Ausdruck in ihren Augen beunruhigte ihn.
    Sie ist regelrecht besessen von mir und den Todesschläfern. Sie weiß inzwischen, dass ich die Wahrheit gesagt habe, egal, was ich sonst noch behaupte.
    Thielke vermutete, dass sie ihn liebend gern als Versuchsobjekt behalten wollte, um alles über die Geheimnisse der Todesschläfer herauszufinden. Vermutlich sollte ihn die Aussicht auf Freiheit nur ruhighalten.
    Zwar brachte er viele Lügen mit ein, um die Wahrheiten zu verbergen, doch er hatte plaudern müssen, um an seine Medikamente zu kommen. Er wollte nicht sterben. Nicht an diesem Ort. Die Villa hatte bestimmt schon genug Geister.
    Thielke prüfte die Wunden in der Hand sowie am rechten Oberschenkel. Die Löcher hatten sich geschlossen, und die Stellen juckten unglaublich.
Diese
Theorie hatte er ihr wissentlich verschwiegen: dass Todesschläfer während ihres Schlafs schneller regenerierten. Bei ihm schien es jedenfalls zu funktionieren, auch wenn er nicht mal richtig schlief.
    Ab morgen, entschied er, wollte er die Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen. Der Sammeltrieb der Familie Hoya flößte ihm eine gehörige Portion Unbehagen ein.
    Zaragoza, Spanien
    Kristin sah Arctander im Getümmel verschwinden und Korff die Verfolgung aufnehmen.
    In der abendlichen Gasse herrschte helle Aufregung, die Panik trieb die Menschen auseinander und ließ sie im Schutzreflex Rücksicht und sonstige Tugenden des sozialen Miteinanders vergessen. Stürzende wurden liegen gelassen, Stände und Tische umgerissen, um sich vor dem Mann mit der Waffe in Sicherheit zu bringen.
    Johnny steckte die Halbautomatik weg und tauchte ins Durcheinander

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