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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schmeckte noch mehr Blut. Der Wagen drehte sich noch zweimal um die eigene Achse, dann kam er endlich zum Stehen.
    Die Benommenheit ließ sich nur schwer abschütteln, der deformierte Innenraum des Wagens schwankte vor seinen Augen. Mit zitternden Händen fummelte McNamara am Verschluss des Anschnallgurtes herum, bis er ihn endlich aufbekam.
    Er hörte mehrere russische Stimmen durcheinanderrufen. Hände packten ihn, zerrten ihn aus dem Fenster ins Freie.
    McNamara wusste nicht, wie ihm geschah, und schon fand er sich am Fahrbahnrand liegend wieder. Jemand warf ihm eine Rettungsdecke um, eine Frau hielt seine Hand und untersuchte gleichzeitig sein Gesicht. Was sie zu ihm sagte, verstand er nicht.
    Plötzliche Übelkeit ließ ihn würgen, die Folgen einer Gehirnerschütterung, nahm er an. Wegen des Adrenalins spürte er geringe Schmerzen. Doch die würden noch kommen. Die Welt hörte auf zu schwanken, aber sein Blick blieb etwas unscharf.
    Er drehte langsam den Kopf und sah die Kreuzung, wo ein Autotransporter mit eingedellter Front hielt, der sie anscheinend erwischt hatte. Auch der Pkw, der sie gerammt hatte, stand nicht weit daneben. In ihm saßen mehrere Verletzte. Menschen liefen umher, versuchten, die Türen der verbeulten Pkws zu öffnen, andere telefonierten.
    McNamara richtete sich gegen den Protest seiner Helferin auf und schob sie zur Seite. Er musste weg, solange das Adrenalin noch wirkte. Zum Flughafen.
    Mit unsicheren Bewegungen erhob er sich, wankte los und folgte der Straße. Er hatte Pass und Geld dabei, alles andere war unwichtig. Er musste zum Flughafen.
    Gelegentlich sprachen ihn Passanten an, doch er marschierte an ihnen vorbei, dorthin, wo sich in der Ferne bereits die Terminals erhoben. Als Erstes musste er mit seiner Schwester telefonieren. Sie sollte verschwinden, raus aus Killarney, bevor ihr das zustieß, wovon die Riesen im Wagen gesprochen hatten.
    Ein knatterndes Motorengeräusch näherte sich, ein Motorrad fuhr zwischen den Reihen der Autos entlang, die im Stau weder vor noch zurück kamen, bis es auf gleicher Höhe mit ihm war. Der Polizist darauf bedeutete ihm, stehen zu bleiben.
    McNamara dachte nicht daran. »Flugzeug«, sagte er undeutlich und spuckte einen Klumpen geronnenes Blut aus.
    Der Polizist schüttelte den behelmten Kopf und wies ihn wieder an, anzuhalten. Der Ton wurde schärfer und unfreundlich.
    McNamara fragte sich, ob Smyrnikov ihn geschickt hatte, um ihn abzufangen. Aber so schnell konnte er nicht erfahren haben, was mit seinen Handlangern geschehen war. Der Beifahrer musste tot sein, aber vielleicht hatte der andere überlebt und Smyrnikov verständigt? Aber egal, jede Verzögerung bedeutete einen Vorteil für die Gegenseite.
    Jetzt stellte der Polizist die Maschine ab, stieg ab und lief hinter McNamara her, packte ihn am Arm.
    »Nein, nein!«, schrie der Ire ihn an. »Ich habe nichts getan. Ich muss zu meinem Flieger! Ich will weg! Verstehen Sie nicht? Ich will weg! Ich …«
    Es knallte leise hinter ihnen.
    Der Polizist gab ein Stöhnen von sich und griff sich an die Schulter. Blut rann zwischen seinen Fingern hervor, er schwankte.
    McNamaras Kreislauf sackte ab, er wollte sich in Deckung werfen, doch er fiel lediglich nach vorne und schrie vor Schmerzen, als er auf dem Boden aufprallte. Die dämpfende Wirkung des Adrenalins hatte ihre Grenze erreicht. Prellungen, Quetschungen, Platzwunden verschonten ihn nicht länger.
    Wieder knallte es, die Schüsse kamen näher. Menschen schrien, Autotüren schlugen, Wagen starteten und wollten weg, verkeilten sich dabei jedoch nur mit anderen Autos. Der verletzte Polizist hatte sich inzwischen hinter einen Transporter gekauert.
    McNamara kroch ächzend einen halben Meter auf dem Bürgersteig entlang, dann brach die Ohnmacht über ihn herein.
    Den Schuss, der ihn aus der gestohlenen Makarov traf, spürte er nicht mehr. Die Waffe befand sich jetzt in der Hand des verletzten Fahrers mit dem abgerissenen Ohr. Der Mann schoss noch zwei weitere Male. Von drei Kugeln getroffen, starb Ian McNamara.
    Moskau, Russland
    Konstantin saß im Freien, im
Bosco Café
und genoss das herrliche Moskauer Wetter.
    Pärchen schlenderten über den Roten Platz, Kinder rannten umher und spielten Fangen. In dem regen Trubel mischten sich Touristen und Einheimische zu einem bunten Durcheinander.
    Die Fotoapparate der Urlauber erinnerten ihn an die Speicherkarte, die er dem Reporter abgenommen hatte. Die Bilder darauf waren zum Glück harmlos gewesen: er

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