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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nahm die schweigende Rüge mit einem halb zerknirschten, halb spöttischen Lächeln zur Kenntnis.
    Beim Mittagstisch wurde alles weitere geregelt. Chapman würde in zwei Wochen frei sein. Er entschuldigte sich wegen der Verzögerung, konnte aber seinen jetzigen Arbeitgeber nicht im Stich lassen, der sich auf einer Englandreise befand und erst in einer Woche zurückkam. Diese bewundernswerte Rücksicht gefiel Robert, der wohlmeinend glaubte, sie hätten einen jungen Mann mit untadeligen Grundsätzen gefunden.
    »Wir werden bis dahin schon zurechtkommen«, sagte Judy und lächelte Chapman freundlich zu, »aber wir werden uns sehr freuen, wenn Sie endlich da sind.«
    Robert hörte erstaunt diese Worte. Judy benahm sich wie eine junge Frau von Welt. Schließlich war sie zwanzig, wenn man es ihr auch nicht ansah. Ihre Mutter hatte ihm erzählt, Judy habe fünf Jahre in einem teuren Internat verbracht. »Es war für uns sehr schwierig, aber wir hatten das Gefühl, wir schulden es ihr.« Im Augenblick war sie das Produkt jener fünf Jahre, dazu gesellte sich die Würde der zukünftigen Besitzerin und Arbeitgeberin.
    Was ihn selbst betraf, so zog er die andere Judy vor, das Mädchen, das mit Terry lachte, das sich auf die Armlehne seines Sessels hockte und sich hin und wieder die schockierende Freiheit herausnahm, ihm übers Haar zu fahren. In diesem Augenblick fing er Terrys Blick auf. Der Junge lachte. »Unsere Judy als große Dame ist ein wahrlich erhebender Anblick«, sagte er. Als könnte er die Gedanken Roberts erraten, sagte er obenhin: »Und der Junge aus der Erziehungsanstalt steht im Schmollwinkel, weil er deklassiert wurde.«
    »Ich stimme mit dir in beiden Punkten überein«, sagte Robert kurzangebunden, jeder Zoll ein Schulmeister.
     
     

6. Kapitel
     
    In der Zeit zwischen der Schafschur und der Ankunft des neuen Verwalters schien sich vorübergehend Friede auf den Haushalt zu senken. Roberts Bücher und andere Dinge, um die er gebeten hatte, trafen ein, und so glaubte er, daß jetzt die beste Gelegenheit sei, Kapitel zwei seiner »Viktorianischen Dichtung« zu beginnen. Er kam tatsächlich so weit, in seiner schönen, altmodischen Handschrift die Überschrift »Industrie und Dichtung« zu schreiben — dann aber erhob das Schicksal seine Faust und schlug ihn schwer.
    Rückblickend wurde er sich darüber klar, daß die Affäre an jenem Morgen begann, als er und Dora allein am Frühstückstisch saßen. Mit einem kleinen, rasch unterdrückten Aufseufzen sagte sie: »Wir müssen noch diese Woche nach Marston fahren. Ich möchte wissen, wie Judy mit ihrem Benzin dran ist.«
    »Ich habe gestern gehört, daß sie sich Benzin besorgen muß.«
    Dora fuhr fort, daß diese regelmäßigen Fahrten nach Marston dazu dienten, dem Bewährungshelfer Bericht zu erstatten. »Sie rufen wöchentlich an, aber man hat mir wegen der Entfernung entgegenkommenderweise erlaubt, weniger oft zu kommen. Ich mag diese Fahrten gar nicht, und für den armen Terry ist der Weg auf die Polizeistation überflüssig.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Und dazu bedeutet es eine nicht unerhebliche Ausgabe«, bemerkte Robert kurz.
    Unglücklicherweise betrat Terry eben jetzt den Raum und konnte Roberts Worte hören. Er errötete und sagte: »Ich wünschte wirklich, Mrs. Moore, Sie ließen sich von mir das Benzin bezahlen. Es ist meine Schuld, daß Sie fahren müssen.«
    Robert hoffte, sie würde darauf eingehen. Er hielt es für gerechtfertigt und für Terry sehr heilsam. Doch sie sagte bloß: »Was für ein Unsinn! Ich muß unbedingt manchmal in die Stadt, sonst käme ich nie zu neuen Kleidern. Und ein Bummel durch die Läden ist eine nette Abwechslung.«
    Diese halbe Unwahrheit überzeugte keinen der beiden, doch man ließ das Thema fallen, obwohl Dora später zu ihrem Onkel sagte: »Ich wünschte, Terry hätte das mit den Unkosten nicht gehört. Er ist so schrecklich empfindlich.«
    »Du kannst doch nicht dauernd auf seine Empfindsamkeit Rücksicht nehmen. Ich glaube vielmehr, es ist sehr nützlich, wenn ihm klar wird, wie sich sein Benehmen auf andere auswirkt.«
    An jenem Tag hatte sich Judy im Laden kein Benzin besorgt, und als sie am nächsten Morgen mit dem Wagen ausfuhr und auf die Benzinuhr sah, sagte sie: »Fast leer und dazu das Telefon gestört, so daß ich keinen Sprit per Laster kommen lassen kann! Wie idiotisch von mir! Ist noch was im Faß, Terry?«
    »Kein einziger Tropfen. Aber keine Bange, ich habe etwas Benzin.«
    »Du? Wozu

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