Onkel ist der Beste
blickten hell und neugierig.
»Nur eine Zeitlang, weil seine Haushälterin weg mußte. Er hat in Christchurch ein eigenes Haus.«
Christchurch und eine Haushälterin! Das klang zu schön, um wahr zu sein. Und für einundsechzig wirkte er sehr jugendlich. Elsa machte ein nachdenkliches Gesicht, dann lachte sie: »Ich kann ihn mir hier auf dem Land gar nicht vorstellen. Er sieht so eindrucksvoll aus — jeder Zoll der pensionierte Professor. Eigentlich gehört er in ein Arbeitszimmer mit Büchern an den Wänden und großen Fenstern, die sich auf herrliche Rasenflächen öffnen.«
»Ich glaube, so ähnlich sieht sein Haus auch aus, aber ihn scheint die Primitivität hier draußen nicht zu stören. Da — ich habe mein Bestes für das Essen getan, Elsa. Du hättest anrufen und mir sagen sollen, daß du kommst.«
»Liebling, es war eine Eingebung des Augenblicks — und um die Wahrheit zu sagen, ich wußte nicht, ob der alte Ferguson es schaffen würde. Ich mußte ihn dauernd antreiben und ihm einreden, die Farm liege um die nächste Biegung.« Sie lachte schamlos.
Diese Antwort erinnerte Dora an Terry. Wo steckten sie bloß alle? Auf jeden Fall mußte sie Elsa von Terry erzählen. Vorsichtig begann sie: »Kannst du dich an Joan Mason erinnern? Sie hieß damals Joan Rendal und war mit uns gemeinsam auf der Schule. Nun, sie und ihr Mann wurden bei einem Flugzeugabsturz vor sechzehn Jahren getötet und haben einen kleinen Jungen namens Terry hinterlassen.«
»Terry Mason? Natürlich kenn’ ich ihn, obwohl ich nicht wußte, daß er Joans Sohn ist. Ein Temperament wie ein sprühender Funke, aber immer in der Klemme. Ich habe über seinen letzten Fall berichtet. Ein hübscher Junge. Ja, ich erinnere mich. Was ist mit ihm?«
»Er ist da, lebt hier und...«
Wie bestellt, trat Terry ein, gefolgt von einer schuldbewußten Judy. Elsa war überaus liebenswürdig. »Terry, ich habe Ihre Mutter gekannt. Ein bildhübsches Mädchen. Wir waren zusammen auf der Schule. Wie schön, Sie hier zu treffen.« Und zu Judy gewendet: »Die kleine Judy! Noch immer klein, wie ich sehe. Meine Liebe, wie ist dir das geglückt, bei diesen großen Eltern?«
Robert war überzeugt, daß Mrs. Ward es freundlich meinte, und bedauerte, daß Judys Antworten so karg ausfielen. Sie machte ein ausgesprochen düsteres Gesicht. Jetzt bat Dora alle schleunigst zu Tisch. Trotz Judys abweisender Stimmung wurde es eine sehr angenehme Mahlzeit. Sogar die Fergusons tauten unter Doras Liebenswürdigkeit und dem höflichen Geplauder ihres Onkels auf. Doch die zwei jungen Leute wollten sich nicht einbeziehen lassen und beäugten die Neuankömmlinge mit der Wachsamkeit ungezähmter Tiere. Gegen Ende zeigten sie deutlich das Bestreben zu entkommen, ja sogar ungewöhnliche Begeisterung fürs Geschirrspülen. Als schließlich Robert in die Küche kam, fand er die Spüle voll ungesäuberter Teller vor, während Judy und Terry auf dem Tisch saßen und ihre nicht gerade schmeichelhaften Ansichten über die Gäste austauschten.
»Wer sind denn diese Leute nur?« fragte Terry erstaunt. »Mr. Ferguson habe ich identifizieren können, weil er wegen seines Wagens besorgt zu sein scheint, aber die anderen...?«
»Bloßer Hintergrund für Elsa«, sagte Judy ungehalten. »Elsa soll der Teufel holen! Ich habe Mutter entlockt, daß sie früher schlicht Elsie hieß, und als ich darüber lachte, sagte Mutter: >Warum nicht? Jedem steht das Recht zu, zwei Buchstaben seines Namens zu ändern< — als ob es ein Verbrechen wäre, drei zu ändern.«
Terry nickte weise. »Sie ist eine echte Bedrohung. Eines dieser vitalen kleinen Wesen, die herumhüpfen und allen auf die Nerven fallen. Wie die Fliegen. Ich hoffe inständig, ihre Wagenachse bricht auf der ersten Fahrt hierher. Unsere friedlichen Sonntage werden sich in nichts auflösen, wenn erst die quirlige Elsa und der neue Adonis da sind.«
»Wie verächtlich du von Colin Chapman sprichst! Albern, wo du doch weißt, daß wir jemand brauchen und es nicht seine Schuld ist, daß er gut aussieht.«
»Bestimmt nicht, eher sein Glück.«
»Du bist eifersüchtig. Du möchtest unser bestes Stück bleiben und...« Robert schaltete sich mit Bestimmtheit ein: »Falls dies einer eurer friedlichen Sonntage sein soll, dann haben wir durch das Kommen Mrs. Wards nicht viel zu verlieren. Außerdem befinden sich in der Spüle eine Unmenge Teller. Soll ich spülen oder abtrocknen?«
Damit war für die notwendige Ablenkung gesorgt, die Harmonie war
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