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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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und kratzte sich an ihrem Arm, als ob es immer noch jucken würde.
    „Cäcilies Heim hieß es. Ich erinnere mich, dass ich das mit dem Namen so niedlich fand. Er hatte ein kleines Holzschild gemalt. Das passte gar nicht zu Folke.“
    Teever blickte auf.
    „Wissen Sie, ob er das Haus zuletzt noch besaß?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Wie gesagt, ich war nur einmal da. Folke hatte so eine Andeutung gemacht, von wegen, dass in dem Haus niemand außer ihm und Cäcilie etwas zu suchen habe, oder so. Nicht einmal seine Frau. Ich fand das unangenehm und fühlte mich gar nicht wohl. Cäcilie hatte deshalb einen kleinen Streit mit ihm.“
    „Wissen sie noch, wo sich das Haus befand?“
    Sie blähte die eingefallenen Wangen auf und wiegte den Kopf hin und her.
    „Die Adresse bestimmt nicht. Aber es war direkt am See. Am Asasjön, da bin ich sicher. Asa. So hieß nämlich meine kleine Schwester.“ Sie seufzte unmerklich und Teever kam es vor, als ob sich ihre Augen trübten. Sie schien kurz woanders zu sein. In einer vergangenen Zeit. Doch dann war der Moment vorbei und sie nahm den Faden wieder auf.
    „Andere Verwandte als Folke hatte Cäcilie jedenfalls nicht und so hat sie den Jungen zu sich genommen, damit er nicht ins Heim musste. Sie haben ziemlich lange zusammengelebt, ehe Cäcilieihren Mann geheiratet hat. Er war Steuerinspektor. Folke ist dann auf eine staatliche Schule gegangen und Landwirt geworden.“
    „Sie war verheiratet?“ fragte Teever überrascht.
    Sie ahnte seine Frage. „Ja, eine moderne Frau. Sie hat ihren Namen behalten.“
    Glück für mich, dachte Teever und biss sich etwas Nagelhaut von einem Zeigefinger.
    Die alte Dame sah ihn missbilligend an, sagte aber nichts.
    „War sie schon lange Witwe?“
    Frau Byström nickte. „Erik ist bestimmt schon zwanzig Jahre vor ihr gegangen.“
    Beide schwiegen einen Moment.
    „Folke wollte Cäcilie zu sich holen, doch sie hatte Angst, ihm zur Last zu fallen. Er war ja auch verheiratet. Ich will nicht das dritte Rad am Wagen sein, hat Cäcilie immer gesagt.“
    „Kannten Sie Folke Waldéns Frau.“
    „Ich habe sie in den Jahren nur drei- oder viermal gesehen. Hieß sie nicht Selma? So eine kleine Person. Ich denke, sie fühlte sich überflüssig, wenn Bruder und Schwester zusammen waren.“
    „Kinder hatten also weder Cäcilie noch ihr Bruder?“
    „Von Folke weiß ich es nicht, kann ich mir aber nicht vorstellen. Cäcilie hatte einen kleinen Sohn, doch der ist früh gestorben.“
    Teever sah zur Uhr. Immer mehr der alten Leute verließen den Raum.
    „Mittagszeit?“ fragte er.
    Frau Byström nickte. „Heute gibt es Fisch.“
    „Ich wünsche Ihnen guten Appetit“ sagte Teever, „und vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.“
    Sie lachte und wieder wunderte er sich, wie alt sie schon war.
    „Es ist merkwürdig mit der Zeit. Sie ist das einzige, was ich habe und auch wieder nicht.“
    Sie legte ihr Strickzeug zur Seite und erhob sich mühsam.
    „Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach“, sagte sie schmunzelnd. Nun sah man ihr das Alter an.
    „Eins noch, Frau Byström, möchten Sie noch irgendetwas von Cäcilie haben? Ein Andenken? Ich hole gerade die letzten Sachen ab und da Folke nicht mehr ist…“
    Sie tippte sich an die Stirn. „Alles was ich noch brauche, ist hier drin“, antwortet sie. „Und in meiner Pillendose“. Sie lachte. „Das letzte Hemd hat keine Taschen und meinen Plunder will nach mir auch keiner haben. Aber trotzdem: Vielen Dank. Ich behalte Cäci auch so in Erinnerung.“
    „Cäci?“ Ein Gedanke regte sich in Teever. Eine Erinnerung. Ein feiner Widerhaken.
    „Cäci. So hat Folke seine Schwester genannt. Ich fand das ganz niedlich und habe es auch manchmal gesagt.“
    Teever sah ihr nach, wie sie langsam durch eine Tür in Richtung Speisesaal verschwand, ohne sich noch einmal umzublicken. Er nahm den Karton und wunderte sich, dass der Pfleger so gestöhnt hatte. Er war zwar schwer, aber noch gut zu tragen.
    „Schwächling“, dachte er, nickte dem Weißen falsch lächelnd zu und trug den Karton zum Auto.
    Dicke Flocken schneiten ihm in den Kragen.
    Die Heizung benötigte eine ganze Weile, ehe sie den Wagen mit warmer Luft erfüllte. Im Radio lief die unvermeidliche Weihnachtsmusik. Dazwischen die besten Geschenktipps zum Fest. Teever überlegte, ob er Helgi etwas schenken sollte. Bisher war das zwischen den beiden nicht üblich gewesen. Er wusste nicht einmal, wann der Isländer

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