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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Doch jede Minute ist eine Qual. Ich habe sogar wieder angefangen zu rauchen.“ Sie lachte bitter. „Dafür esse ich nicht mehr.“
    Teever war auch schon aufgefallen, wie schmal sie geworden war. Ihre Halsmuskeln traten deutlich hervor.
    „Die Polizei glaubt sowieso was sie will. Für sie ist Kent der Mörder. Aber vielleicht war es auch dieser schreckliche Freddy? Oder keiner von beiden? Würdest du als Vater stillsitzen und Däumchen drehen?“
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, so als ob Teever niemals verstehen könnte, was sie als Mutter durchmachte. In gewisser Weise hatte Eva Axelsson damit natürlich Recht.
    „Ich kenne meinen Jungen. Ich habe ihm die Brust gegeben, ihm die Windeln gewechselt und zur Schule gebracht.“
    Obwohl er nicht sehr prüde war, fühlte sich Teever von der Vorstellung peinlich berührt, wie sie ihren Sohn stillte.
    Ihr linkes Augenlid zuckte unkontrolliert. Wie bei ihrem Mann, dachte Teever verwundert. Als sie einen Schluck aus dem Schwenker nahm, zitterte ihre Hand leicht. Es klirrte auf dem Glastisch, als sie ihn absetzte.
    „Er ist kein übler Kerl. Bestimmt kein Mörder.“ Sie lachte leise in sich hinein. „Er hat doch früher immer die Mücken und Wespen aus dem Haus gebracht. Papa, hat er gesagt, Papa, du darfst keine Lebewesen töten. Und Lennart hat gesagt, dass das nicht für Tiere gilt, die stechen und einem wehtun. Doch Kent hat sie weiterhin mit Gläsern gefangen und Bierdeckel drüber gehalten und sie an vor der Tür freigelassen. So war er, mein Kent.“
    War er oder ist er, dachte Teever.
    „Kannte Kent das Opfer?“
    „Diese Waldén? Woher denn? Was haben wir mit einem Bauern zu tun?“
    Teever war sich nicht sicher, ob sich in dieser Aussage ein Standesdünkel versteckte. So hatte er Eva jedenfalls nicht gekannt. Sie selbst stammte zwar nicht aus ärmlichen, aber dennoch aus einfachen Verhältnissen.
    Sie sah Teever zum ersten Mal direkt in die Augen. Teever konnte den Ausdruck nicht so recht deuten. Wut? Hass? Trauer? Aber sie konnte doch nicht wütend auf das Opfer sein, weil es die Frechheit besessen hatte, mit seinem Tod ihrem Sohn Ärger zu machen. Dennoch hatte er das Gefühl, als ob da etwas mehr war. Doch Eva Axelsson verscheuchte seinen Gedanken, indem sie in abgehackten Worten feststellte:
    „Ihn trifft überhaupt keine Schuld! Da bin ich sicher.“
    „Er war aber auf jeden Fall in der Nähe des Tatortes. Hat im Nachbarhof eingebrochen und Fingerabdrücke seines Kumpanen waren im Haus des Toten.“
    „Dann war der auch der Mörder“, stellte sie trotzig fest und schlug mit der flachen Hand auf das Kissen, als ob das Stück Stoff Freddy Borg oder die Polizei war.“
    Teever nickte zustimmend.
    „Das ist natürlich möglich. Und ich habe auch andere Personen gefunden, die vielleicht ein Motiv gehabt hätten.“
    Bei seinen letzten Worten beugte sie sich ganz aufmerksam zu ihm hin.
    „Ja?“
    „Ein Nachbar, den er bei einem Grundstückskauf über den Tisch gezogen hat, eine Frau, die er geschwängert hat, Leute aus dubiosen Porno-Kreisen, in denen er verkehrte.“
    Teever erwähnte nicht Liza und dachte sofort wieder an Lisa. Als wollte er den Gedanken an sie förmlich abschütteln, stieß er laut Luft aus. Eva Axelsson blickte ihn verwirrt an.
    „Es gibt schon ein paar andere Möglichkeiten. Dieser Waldén war ein ziemliches Ekel. Seine Frau…“ Er hielt inne.
    „Was ist mit seiner Frau?“ fragte Eva Axelsson.
    Teever dachte, dass man sie wohl von der Liste der Verdächtigen streichen müsste, wenn sich sein aufkeimender Verdacht mit den Knochen bestätigen sollte. Aber womöglich boten sich dadurch ganz andere Ansätze: Ein rachsüchtiger Verwandter, ein Zeuge? Jemand der Waldén erpressen wollte? Der lehnte ab, es kam zum Streit – peng. Die Brutalität der Tat, diese Zurschaustellung, passte für ihn einfach immer noch nicht zu einem stinknormalen Einbrach. Sollte Wilhelmsson sagen, was er wollte. Der Gedanke an tiefere Gründe ließ ihn nicht los.
    „Nichts“, sagte Teever ohne weitere Erklärung, „die Frau können wir wohl ausschließen.“
    „Und ermittelt die Polizei nun weiter? Hast du mit denen geredet?“ Er schüttelte den Kopf.
    „Mein Draht zur Polizei ist aus nahe liegenden Gründen im Moment nicht der beste“, erwiderte er mit einem Unterton, den sie sofort zu deuten vermochte.
    Sie wollte etwas sagen, doch Teever hob abwehrend die Hand.
    „Wenn ich etwas Konkretes habe, dann gebe ich es weiter.

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