Onkel Schwein (German Edition)
Capri, keine Gondeln, nur wenige italienische Flaggen. Und keine aufdringliche Weihnachtsdekoration. Teever gefielen die roten Töpfe mit unterschiedlichsten Kräutern, die in der Mitte der rohen Holztische standen.
Seine Gastgeber verspäteten sich um ein paar Minuten und betraten das Lokal im Abstand einer Minute. Eva Axelsson hatte sich dezent geschminkt. Sie gewann dadurch an Leben. Ihr Mann trug einen dunklen Anzug, was Teever übertrieben fand. Er selbst war in Jeans und Pullover.
Bis das Essen kam, plauderten sie über unverfängliche Dinge wie das Wetter, die neue Restaurantvielfalt in Växjö und die bemerkenswerten städtebaulichen Maßnahmen der letzten Jahre. Ernsthafte Gesprächsgegenstände wurden in unausgesprochenem Einverständnis ausgeklammert. Teever fand das in gewisser Weise angenehm; andererseits dachte er trotzdem immer daran und fragte sich, ob man nicht besser zum Thema kommen sollte. Doch er war kein Mann des ersten Schrittes.
Auch wenn er sich aus der italienischen Küche, wenn man einmal von Spaghetti Carbonara absah, nicht viel machte, gefiel ihm die Darreichung des gesamten Vorspeisenangebots des kleinen Restaurants. Allerdings kostete ihn dabei der Oktopus, der am Tisch seziert und angerichtet wurde, einiges an Überwindung, während die Austern Teever vor eine echte Mutprobe stellten, die er mit Ekel und Abscheu bestand. Toll, dachte er, ich schlürfe hier ein Aphrodisiakum und weiß dann nicht wohin damit.
Viel besser gefielen ihm der Schinken auf Ruccola oder große frische Ravioli, die außer der Form nichts mit den von Paddel- oder Segeltouren vertrauten Dosenravioli in Tomatensauce gemein hatten.
Das Personal war ein Panoptikum. Das gefiel Teever. Ein mürrischer Chef, der so dreinblickte, als ob jede Scheibe Thunfischcarpaccio von seinen eigenen schmalen Rippen geschnitten wurde. Eine dralle junge Frau, die keine Speise servieren konnte ohne zu kleckern und ein junger Kellner, der die Teller mit zitternden Händenmillimetergenau zwischen das Bestecksortiment platzierte, ständig Getränke herantrug und ansonsten hauptsächlich vor einer antiken Anrichte stand und mit seinen großen Schneidezähnen wie eine riesige Maus durch den Raum blickte. Am Nachbartisch hatte ein bekannter Handballtrainer gesessen und eine Zigarette nach der anderen geraucht. Ein echter Sportsmann.
Wenn man von den unausgesprochenen Fragen absah, fand Evas Versuch einer Wieder-Annäherung in einem netten Ambiente statt. Auch wenn Teever lieber eine große Portion Kartoffelmus mit Hackklößchen gegessen hätte. Zu viel Schickimicki schreckte ihn ab.
Eva und Lennart Axelsson hatten sich zurückgehalten. Das merkte Teever besonders Lennart an. Eva hatte immer wieder tapfer versucht, das Gespräch in seichte Bahnen zu lenken. Dann kam das Gespräch auf Catharina. Teever erzählte, dass er sie vor Wochen getroffen hatte. Dass er mit der Trennung inzwischen ganz gut umgehen könnte. Dadurch kamen sie auf den Kanu-Verleih und seinen Landrover mit der Werbung. Eva freute es, dass er sich den Traum von einem Geländewagen erfüllt hatte. Teever glaubte, beim Wort „Traum“ ein Flackern auf dem Gesicht Lennarts erkannt zu haben. Etwas schwelte unter der dünnen Decke der Belanglosigkeit.
Beim Kaffee brachen die Flammen dann endlich durch. Es war Lennart Axelsson, der auf seinen Sohn zu sprechen kam, während seine Frau zur Toilette gegangen war.
„Eva hat mir gesagt, dass du Fortschritte machst. Du hast jemand anderes in Verdacht?“
Schluss mit dem Quatsch, dachte Teever. Er machte eine besänftigende Handbewegung.
„Ich habe gesagt, dass es ein paar Leute geben könnte, ich wiederhole, geben könnte, die möglicherweise auch ein Interesse daran gehabt haben könnten, sich an Waldén zu rächen. Könnten! Möglicherweise! Das sind erst vage Vermutungen. Die einzigen Fakten sprechen jedoch bisher gegen Kent. Alles andere ist im Konjunktiv.“
„Es ist trotzdem ein Hoffnungsschimmer. Besonders für Eva. Sie macht sich große Vorwürfe. Das merke ich. Ich bin gar nicht so unsensibel, wie manche denken.“
Aha, dachte Teever und fragte sich, ob jetzt alles auf den Tisch käme. Doch Lennart Axelsson führte den Gedanken nicht weiter.
„Ich habe keine Ahnung, warum sie sich die Schuld gibt. Ich habe viel nachgedacht. Du hast mich vor ein paar Tagen gefragt, ob ichZeit für ihn hatte. Wahrscheinlich hatte ich die nicht. Ich habe alles Eva überlassen. Einer Frau, die ihre Probleme nicht einmal mit Hilfe
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