Onkel Schwein (German Edition)
werde ihr wohl mal einen Besuch abstatten müssen“, meinte Wilhelmsson. „Könnte sie auch mit dem Verschwinden von Waldéns Frau zu tun haben?“
„Die beiden bringen die nervige Alte um die Ecke?“
„Das klassische Motiv.“
Teever dachte einen Augenblick nach.
„Ich muss natürlich für alles dankbar sein, was Kent entlastet oder jemand anderes verdächtig macht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er mit Annika Aulin zusammenleben wollte. Was natürlich nicht heißt, dass du diesen Gedanken nicht verfolgen solltest.“
Wilhelmsson nieste zustimmend.
„Und ich denke, ihr solltet Kent Axelsson freilassen.“
„Das ist Sache der Staatsanwaltschaft. Über Weihnachten läuft da gar nichts.“
„Versuche doch noch mal dein Glück. Die Familie würde sich freuen.“
„Wieso engagierst du dich eigentlich so für den Jungen? Oder den Vater? Da war doch diese Geschichte mit dem Segeltörn.“
Teever wusste keine Antwort.
Hoffnung? Vergebung?
„Was ist denn nun mit Freddy? Wieso ist der aus der Sache raus?“
„Am 9. November um 21 Uhr hat Waldén laut Zeugin wie gesagt noch gelebt. Warum sollte sie lügen. Und für die Zeit ab 9 hat der Junge das beste Alibi der Welt.“
„Das beste Alibi wäre es, wenn er da schon tot gewesen wäre.“
„Dann das zweitbeste“, fuhr Wilhelmsson unbeirrt fort. „Eines von den Ermittlern gegen die organisierte Kriminalität.“
„Tatsächlich? Weswegen?“
„Autoschieberei. Um die Zeit kam er zu einem bekannten Kunden der Kollegen. Ein lettischer Automechaniker mit einem gut florierenden Nebenerwerb.“
„Zemgals-Autostopp?“
„Genau der.“
„Aber der ist doch noch geöffnet.“
„Die wollen an die dicken Fische. Jedenfalls haben sie Borg an diesem Abend dort mit einem gestohlenen Alfa ankommen sehen und irgendein Blödmann hat ihn für wichtig gehalten. Von da an stand er unter Beobachtung und …“
Wilhelmsson verstummte als ob er bereute, Details aus der laufenden Ermittlung ausgeplaudert zu haben.
„…und hat Waldén nicht umgebracht“, vervollständigte Teever dessen Satz. „Keine Angst, ich erzähle es nicht weiter. Und wie lange wurde er observiert?“
„Bis Ende November. Keine Chance, Torbjörn, die Kollegen haben es mir leider auch erst gestern erzählt, aber als sie die Überwachung eingestellt haben, war Waldén laut der Gerichtsmedizin definitiv tot. Das Ganze war mal wieder ein schönes Beispiel für die fehlende Abstimmung unter den
einzelnen Dezernaten.“
„Warum haben sie Freddy wegen des gestohlenen Alfas nicht hochgenommen?“
„Ermittlungstaktik.“
„Okay. Wenn aber klar ist, dass es Freddy nicht war und ebenso feststeht, dass beide zusammen auf Einbruchstour waren, dann scheidet doch Kent als Täter aus, oder?
„Du könntest ja Recht haben. Aber das entscheidet der Staatsanwalt.“
„Dann frag ihn.“
„Der ist bei seiner Familie und trinkt Glögg.“
„Es wird eine Vertretung geben.“
„Ja, die hat er. Den Notdienst hat – täterätä: Zauder-Malmqvist!“
Teever stöhnte auf. Der Mann hatte seinen Beinamen nicht von ungefähr. Er war bekannt dafür, dass alles doppelt wasserdicht sein
musste. Hosenträger und Gürtel. Und bloß keine Einmischung in die Fälle der Kollegen. Kent würde sein Weihnachtsfest in der Untersuchungshaft feiern.
„Ist Freddy schon wieder raus?“ fragte Teever. Mit dem würde er sich gern mal unterhalten.
Wilhelmsson verneint. „Der hat so viel Dreck am Stecken und außerdem noch einen Beamten bei einem Wutanfall verletzt. Der bleibt.“
Schade, dachte Teever.
„Was ist denn eigentlich aus der ROCX-Sache geworden. Jetzt wo der Moderator tot ist, könnte man doch langsamer an die Sache gehen und sich den Lebenden zuwenden?“
„Wo denkst du hin. Der Polizeichef will immer noch das schnelle Ergebnis. Der geht mit Vorliebe über Leichen – direkt nach Stockholm.“
„Gibt es schon Hinweise?“
„Torbjörn“, sagte Wilhelmsson vorwurfsvoll und Teever konnte sich das Gesicht seines alten Kollegen gut vorstellen: Die Wangen hochgezogen und die Augen aufgerissen.
Doch er beantwortet die Frage.
„Er ist verdurstet. Das wird sowieso bald veröffentlicht.“
„Tatsächlich verdurstet? Und in einem See wieder aufgetaucht? Was für ein Witz.“
„Na ja, er hat wohl weniger gelacht. Aber er war ansonsten, bis auf ein paar blaue Flecken, unverletzt. Keine Schusswunde, kein Messerstich, kein Schlag mit dem berühmten stumpfen Gegenstand.“
Bei der
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