Onkel Schwein (German Edition)
Erwähnung, dass Stringheim geschlagen worden war, fiel Teever sein Erlebnis vom Vortag wieder ein. Und dass er sich gar nicht so weit weg von Bergs kleinem Hof befand. Das fehlte noch, dass der ihn hier stehen sah.
„Ach, Daniel, ich habe da noch etwas für dich.“
„Ich habe es befürchtet. Du hast mir weitere wichtige Fakten verschwiegen.“ Wilhelmsson seufzte. „Nur raus damit.“
„Kennst du Mein-Calle Berg?“
„Berg, Berg. Nein, sagt mir nichts. Aber was heißt Mein-Calle?“
Teever rollte die Augen. Prioritäten, schoss es ihm durch den Kopf. „Mein-Calle nenne ich den Nachbarn von Waldén.“
„Der mit der mongoloiden Tochter?“
„Genau, kennst ihn also doch.“
„Ich erinnere mich, Kollegen über ihn reden gehört zu haben. Das Mädchen hatte auf die Oma gewartet, glaube ich und erzählt, dass ihr Vater im Morgenland sei.“
Teever lachte.
„Nett gesagt. Er war wirklich dort. In Dubai. Jetzt ist er wieder da. Und hat mich vermöbelt.“
„Wie bitte?“ Wilhelmsson prustete und feixte: „Andererseits: Strafe muss sein.“
„Danke für dein Mitgefühl.“
Und dann erzählte Teever ihm die Geschichte mit Berg. Von den Fotos mit Ida in Cäcilies Heim.
Teever ließ sich in einen Sessel fallen und öffnete den obersten Knopf seiner Hose. Helgi unterdrückte mehr recht als schlecht ein Rülpsen und Ellen Ammann sah in die Runde und forderte ein Lob. Sie bekam es umgehend.
„So gut habe ich seit Jahren nicht mehr gegessen“, stellte Teever fest. „Du bist eine fantastische Köchin.“
Helgi pflichtete ihm bei. „Das war fast so gut wie bei meiner Mutter.“
Ihr Hund bellte wie zur Bestätigung.
„Mensch, wenn das ein Mann sagt, muss ich mich wohl wirklich geschmeichelt fühlen. Aber ich bin auch ganz zufrieden mit mir“, stellte sie mit gespielter Bescheidenheit fest und verzog das Gesicht.
„Kannst du eigentlich auch aus Bio-Zutaten etwas kochen?“ fragte Teever.
Sie sah ihn verdutzt an. „Wieso? Klar.“
„Nur so“, antwortet Teever und entwickelte langsam eine Idee. Plötzlich klingelte es an der Tür.
„Der Weihnachtsmann!“ rief Ellen.
Helgi kippelte auf seinem Stuhl zurück und spähte aus dem Fenster.
„Ich würde eher sagen, die Weihnachtsfrau.“
Er grinste Teever anzüglich an.
25. Dezember: Jul(ius)
Lisa hatte nicht gesagt, dass es ihr ein wenig zu schnell gehen würde, aber Teever hatte diese Befürchtung in sich verspürt. Natürlich.
Bloß nichts falsch machen.
Auch wenn er ein wenig enttäuscht gewesen war, als sie sich am Vorabend gegen halb elf verabschiedet hatte, um zurück nach Härlingetorp zu fahren, konnte er sie verstehen. Und wenn er eines aus der Beziehung zu Catharina, oder besser aus der Trennung gelernt hatte, war es die Tatsache, dass er seiner Partnerin Luft lassen musste. Catharinas Worte, dass seine Liebe sie ersticken würde, dröhnten in seinen Ohren. Er würde noch genug Fehler machen in seinem Leben; diesen gedachte er jedoch nicht zu wiederholen. Es würde schwer werden, das wusste Teever. Er war, was er war. Jemand der Liebe gab, aber auch Liebe benötigte.
Sie hatten zunächst zu viert Kaffee getrunken und endlich die guten Kekse aus dem Hause Farfler genossen, ehe Ellen und Helgi dezent grinsend gegangen waren.
Dann hatten sich Lisa und Teever vor den Ofen gesetzt, klassische Musik im Radio gehört und sich unterhalten. Oder gemeinsam geschwiegen, ohne dass es unangenehm war. Teever hatte von früher erzählt, aus seiner Jugend und wie er zum Kanuverleih gekommen war. Er hatte ein wenig über Kent Axelsson gesprochen, ohne auf die Details des Falles einzugehen.
Es war ein wenig wie eine Vorstellungsrunde.
Lisa hatte ihr Elternhaus beschrieben und wie die Jugend einer Pfarrerstochter verlaufen war.
Nach der Schule hatte sie zunächst ein paar Semester Theologie studiert, ehe sie ihren Eltern in einem schmerzhaften Prozess klarmachte, dass dieser Beruf für sie keine Berufung darstellte. Aber nur, wenn sie mit Leib und Seele, mit Feuer und Flamme hinter einer Sache stehen würde, könnte sie diese auch gut machen und nur so wollte sie ihren Lebensunterhalt verdienen. So war Lisa zum Entsetzen der Eltern Uhrmacherin geworden. Für die Ausbildung in Süddeutschland verließ sie ihr Elternhaus, was besonders ihre Mutter sehr getroffen hatte.
Lisa erzählte, dass sie viele Jahre an der engen Bindung zu ihrer Mutter gelitten hatte und nicht in der Lage gewesen war, ihre einzige Tochter, Freundin und Psychotherapeutin
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