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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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kam das eigene Wohnzimmer fremder vor als der gemütliche, überheizte Raum bei den Farflers. Seine Großeltern hatten eine gute Stube gehabt, in die man nur zu Weihnachten oder anderen festlichen Anlässen ging. Auch bei ihm spielte sich alles in der Küche ab. Doch jetzt lag er auf dem Sofa. Das Radio lief.
    Michael Farfler hatte es sich nicht nehmen lassen, ihn in dem Landrover nach Hause zu fahren, während Lisa mit dem Wagen der Farflers hinterhergefahren war. Da er nicht ins Bett wollte, hatte sie ihn gegen seinen halbherzigen Widerstand auf das Sofa gelegt und ihren Bruder nach Hause geschickt. Er würde sie später wieder abholen. Von Härlingetorp zu Teever waren es keine zwanzig Minuten.
    Teever lächelte Lisa zaghaft an.
    „Die Frau heute früh …“.
    „Die Halbnackte?“
    „Ich bin, ich habe …Also, sie ist nicht …“
    „… schlecht gebaut? Das habe ich gesehen“, neckte sie ihn. Teever lief wieder rot an.
    „Sie heißt Ellen und sie wohnt hier nur. Sonst nichts. Ich …“
    Lisa legte einen Finger auf seine Lippen. „Pssst.“
    Dann gab sie ihm einen ersten vorsichtigen Kuss.
    Teever wusste nicht, wie lange der Augenblick dauern würde, doch in diesem Moment war er glücklich. Er wusste nicht, ob sich alles zum Guten wenden würde, doch zum ersten Mal seit Jahren hatte er das Gefühl, dass es gut werden könnte.
    Selbst seine verletzte Lippe spürte er kaum.
    Daran konnte sogar das unvermeidliche „Last Christmas“ von Wham nichts ändern, das leise im Hintergrund erklang.

24. Dezember: Eva
    Teever erwachte mit starken Rückenschmerzen. Er hatte im Sitzen geschlafen. Außerdem dröhnte sein Kopf. Die Wunde an der Lippe pochte. Und nichts davon störte ihn wirklich. Selbst die Albträume der Nacht auf den Heiligen Abend waren nur blasse Schemen ohne Leuchtkraft in den Tag.
    Die türkis-blaue Uhr an seinem Fernseher zeigte halb sieben. Er bewegte sich ganz vorsichtig, um Lisa nicht zu wecken. Sie hatte sich in die andere Ecke des Sofas gekuschelt und umklammerte ein Kissen wie ein Kind einen Teddy oder die Lieblingspuppe.
    Teever dachte, wie schön es wäre, hier den ganzen Tag zu sitzen und Lisa anzusehen. Wie merkwürdig sich manche Dinge entwickeln und wie falsch man bestimmte Sachen deuten konnte.
    Galt das auch für den Fall „Kent“? Lag die Polizei falsch? Für ihn deutete viel darauf hin. Waldén musste so vielen Leuten auf die Füße getreten sein, dass die möglichen Verdächtigen Schlange stehen konnten. Calle Berg hatte sich inzwischen auf der Warteliste ganz nach oben vorgearbeitet, doch konnte es so einfach sein? Er war jähzornig und brutal, aber war er auch ein Mörder? Oder hatte er sogar etwas mit dem Verschwinden von Selma Waldén zu tun?
    Als er sich reckte, durchzuckte ihn ein stechender Schmerz in den Weichteilen. Unwillkürlich stöhnte er auf.
    Lisa schlug die Augen auf. Sie blinzelte und schien sich orientieren zu müssen.
    Ein unsicheres Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    „Entschuldige, dass ich dich geweckt habe“, sagte Teever und erhob sich. Seine Fußgelenke knackten.
    „Wie geht es dir?“ fragte Lisa und setzte sich mit hochgezogenen Füßen in die Ecke des Sofas.
    Teever nickte. „Es tut nur weh, wenn ich lache.“
    „Und du lachst nicht viel?“
    „Manchmal.“
    „Du hast im Schlaf gestöhnt und geschluchzt.“
    Er wandte den Blick ab, tat, als ob er etwas suchen würde.
    „Der Kerl hat mich ganz schön zugerichtet.“
    Teever deutete auf seine Lippe. Lisa sah ihn an und er wusste, dass sie seine Lüge durchschaute. Er starrte auf den Teppich.
    „Ich habe dir doch von den Kindern erzählt“, sagte er
schließlich. „Die Kinder, die von ihrem Vater ermordet wurden.“
    Lisa nickte bedächtig.
    „Ich träume von ihnen. Fast jede Nacht. Und von einem anderen Jungen. Ich bekomme sie einfach nicht aus dem Kopf“, meinte Teever und deutete Schläge mit den Fäusten gegen seine Schläfen an.
    Lisa sprang urplötzlich auf und rief: „Und was gibt es zum Frühstück?“
    Dabei klatschte sie in die Hände.
    Teever sah sie verwirrt an. Die Geste erinnerte Teever an Catharina. Die hatte das auch immer so gemacht, wenn es galt, etwas anzupacken. War es in Ordnung, wenn er sich durch Lisa an seine frühere Freundin erinnerte?
    Jetzt sah sie ihn verwirrt an.
    „Das war unsere erste gemeinsame Nacht“, sagte Lisa schließlich. Teever strich sich über das unrasierte Kinn und wurde rot.
    „Na ja.“
    „Nach einer heißen Liebesnacht habe ich immer

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