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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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doch an das Alleinsein hatte Teever sich immer noch nicht gewöhnt. Es gab schöne Momente in seinem Leben, doch wirkliches Glück empfand er nur, wenn er es teilen konnte. Teever hatte immer in der Angst gelebt, dass seine Eltern sich trennen würden. Und hatte sich selbst schon vor der Ehe scheiden lassen.
    Rechts von Teever lag der dunkle Helgasjön. Im Radio wurde nun bereits zum gefühlten tausendsten Mal die Frage nach einem Geräusch gestellt. Er konnte es nicht mehr ertragen. Teever griff nach einer CD. Nirvana. Seit Catharina ihn verlassen hatte, übten die Stimme und die Texte von Kurt Cobain eine merkwürdige Faszination auf ihn aus.
    Das Auto ruckelte durch ein Schlagloch. Die silberne Scheibe fiel ihm aus der Hand. Teever fluchte. Als er versuchte, sie vom Boden aufzuheben, nahm er für einen winzigen Moment den Blick von der Straße. Er war schon halb auf der Gegenfahrbahn, als er wieder durch die Windschutzscheibe guckte. Ein einzelnes Licht strahlte ihn an, ein böses Zyklopenauge, bereit, ihn zu vernichten. Teever riss das Lenkrad nach rechts. Der Wagen schlingerte. Ein Motorrad, hatte er zuerst gedacht, doch dann sah er im Rückspiegel, dass er beinahe ein helles Auto gerammt hatte, das gerade aus einem Seitenweg auf die Hauptstraße eingebogen war. Eine Scheinwerferbirne musste kaputt sein. Der Fahrer hupte wütend.
    Teever rollte im Schritttempo weiter, hielt dann halb auf dem Gras an. Sein Herz pochte. Das war knapp, dachte er zitternd. Einen Moment nicht aufgepasst – und aus. Die Phase in seinem Leben, in der ihm das nichts ausgemacht, kam Teever in den Sinn. Das war gar nicht so lange her. Jetzt aber war er nur erschrocken. Er erinnerte sich an einen Cousin, der im Sekundenschlaf frontal mit einem Lkw zusammengestoßen und dabei ums Leben gekommen war.
    Teever blickte in den Außenspiegel. Auch der andere Wagen hatte gehalten, war einen Moment stehen geblieben, ehe er wendete und Teever mit seinem einen Licht böse anfunkelte.
    Scheiße, dachte Teever. Er hatte keine Lust auf eine Diskussion. Doch das Auto bog kurz vor ihm nach links dahin ab, wo es hergekommen war. Teever seufzte und gab Gas. Kurt Cobain war vor Schreck verstummt. Ohne Musik fuhr er nach Hause.
    „So ein Arschloch“, schrie Freddy und trat auf die Bremse, „kann der Idiot nicht auf seiner Spur bleiben? Soll doch ins Gelände fahren mit seiner Scheißkarre.“
    Kent rieb sich die Stirn. Er war erneut gegen das Armaturenbrett gestoßen. Freddy hatte trotz des Wodkas erstaunlich schnell reagiert, auch wenn sein Herzschlag sich kurzzeitig erhöht hatte. Er grinste Kent an.
    „Erst gurten, dann spurten.“
    „Wichser!“
    Heftiges Hupen half Freddy, sich zu entspannen, doch er atmete schwer und griff in die Tasche nach seinem Inhalator. Nichts. Das Gerät war nicht da.
    Jetzt kam echte Panik in ihm hoch.
    „Guck noch mal genau nach“, schlug Kent vor.
    „Brauch ich nicht“, patzte Freddy zurück. Das Ding war seine Lebensversicherung und die war immer am selben Ort.
    „Ich muss ihn eben verloren haben.“ Die Angst hatte ihn schlagartig ausgenüchtert. „Wir müssen zurück.“
    „Zu dem Alten? Was willst du sagen: Entschuldigung, ich habe sie gerade zusammengeschlagen und dabei etwas verloren?“
    „Ist mir egal. Zur Not haue ich ihn tot. Ist sowieso ein perverses Schwein. Ich brauche das Ding.“
    „Mensch, vielleicht hat er schon die Bullen gerufen.“
    „Der auch gerade. Außerdem: Hast du einen Polizeiwagen gesehen?“
    „Vielleicht kommt der von der anderen Seite.“
    „Wir schleichen uns an.“ Seine Stimme wurde schrill.
    „Hast du keinen Ersatz?“
    „Nein, der ist leer. Nachschub gibt es morgen.“
    Freddy atmete tief ein.
    Er wendete den Alfa. Ein paar hundert Meter voraus stand der Landrover am Straßenrand.
    Wenn Freddy wegen des verschwundenen Inhalators nicht so in Panik wäre, würde er den Arsch aus seinem Landrover ziehen und ihm eins aufs Maul hauen, dachte Kent.
    Freddys Gesichtausdruck bestätigte ihn.
    Doch seine Angst zu ersticken siegte. Freddy bog auf den Sandweg ab und trat aufs Gaspedal. Im Rückspiegel konnte er durch eine blattlose Hecke noch erkennen, dass auch der andere Wagen anfuhr.
    „Verpiss dich bloß“, rief er ihm hinterher.

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