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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Wohnung Borgs fand man nicht nur mehr hochwertige Geräte der Unterhaltungselektronik, als ein normaler Bürger üblicherweise verwendete, sondern in einem Schlafzimmer eine kleine, aber feine Hanfplantage mit Bewässerungssystem und ausgeklügelter Beleuchtung. Dope mit freundlicher Förderung der Sozialbehörde. Niemand schenkte Freddys Erklärung Glauben, dass es sich um Nutzhanf zur Herstellung von Kleidung handeln würde. Im Übrigen wäre auch diese rechtlich nicht zulässig, belehrte ihn einer der Beamten.
    Freddy und Kent verbrachten den Tag im neuen funktionellen Polizeipräsidium der Stadt. Hochmodern und fast in Sichtweite ihrer Wohnungen. Selbstmordsichere Zellen und Essen in Alufolie inklusive.
    Ob der sichergestellte Hanf zu Drogen oder zu Shampoo verarbeitet werden sollte, spielte in den Verhören ebenso wenig eine Rolle wie die Tatsache, dass man bei Kent Legosteine gefunden hatte, die in Form, Farbe und ungefährer Anzahl denen ähnelten, die von den Besitzern des Ferienhauses in der Nähe von Backen als gestohlengemeldet worden waren. Selbst der Fund eines leeren Köchers für ein Fernglas, in dem man bei genauer Suche den mit Filzstift eingetragenen Namen „F. Waldén, Backen“ hätte lesen konnte, war nur eine Randnotiz. Es ging um etwas viel Größeres. Es ging um Mord.

12. Dezember: Alexander
    Teever war gerade einmal wieder besonders glücklich darüber, dass Helgi bei ihm arbeitete. Der große Isländer hielt ganz allein das Dach einer Hütte, deren Stützbalken erneuert werden mussten.
    „Wenn ich dich nicht hätte“, sagte Teever.
    „Hättest du einen anderen“, vervollständigte Helgi und lachte. Teever schmunzelte.
    Ansonsten sprachen sie nicht viel.
    Teever wusste über seinen isländischen Helfer kaum mehr als an dem Tag, an dem er ihn kennengelernt hatte. Er hatte einige weitere Male versucht, etwas mehr über Helgi zu erfahren, über dessen Familie oder warum er nicht nach Island zurückkehren wollte. Doch Helgi hatte das Gespräch immer in unverbindlichere Bahnen gelenkt oder geschwiegen. Erstaunt war Teever, wie schnell Helgi, obwohl er wenig sprach, ein passables Schwedisch erlernt hatte. Einmal hatte Teever Helgi unbemerkt zugehört, als dieser isländische Lieder gesungen hatte, während er am Lagerfeuer saß und über den See blickte. Teever hatte nicht viel verstanden, nur dass es traurige Texte sein mussten. Es war ihm unangenehm gewesen, Helgi zu belauschen und so war er leise zurück ins Haus gegangen.
    Während der Isländer, wie Atlas in der griechischen Mythologie, den Himmel der Hütte hochhielt, schob Teever den ersten von drei dunklen, alten Balken ein. Er hatte sich sehr gefreut, als ihm Baumaterialien aus einem alten Stall angeboten worden waren, der -ihm völlig unverständlich und eine Sünde - abgerissen und humorlos einem modernen Carport weichen sollte. Sie waren kostenlos, aber noch größer war die Freude daran, das Alte zu bewahren.
    Eigentlich war es viel zu kalt zum Arbeiten, doch die Zeit drängte. Im nächsten Jahr sollten mehr Gäste als bisher kommen und die Saison würde auch nicht erst im Juni beginnen. Der neue Partner aus Deutschland wollte naturverbundenen Menschen Småland ohne Touristen präsentieren. Tage der Ruhe auf einsamen Flüssen im Frühling. Eigentlich kamen die ersten Urlauber im Frühsommer. Besonders für Jugendgruppen, Pfadfinder und Leute mit Wohnmobilen waren die Seen in Südschweden ein beliebtes Ziel. Manchmal zu beliebt, wie Teever fand, wenn er sich einmal nicht als jemand verstand, der von den Sommergästen lebte. Die Urlauber hatten leider immer weniger Gespür für das Jedermannsrecht. Rastplätze und Feuerstellen wurden zu Dauercampingplätzen, den Müll würde schon jemand anderes entsorgen und Privateigentum wurde auch immer weniger respektiert. Doch vielleicht konnte erdem Verfall der Sitten, dem schlechten Umgang mit der Natur wenigstens kleine Maßnahmen entgegensetzen. Und wenn es Halbpension aus biologisch-organischen Lebensmitteln war. Teever hatte besonders in Bezug auf seine Erfahrung mit ökologischer Verpflegung in seinen Verhandlungen mit den Deutschen stark übertrieben. Den großen Nachholbedarf auf diesem Gebiet stillte er jetzt mit der Lektüre einschlägiger Bücher. Das verschlang kostbare Zeit. Trotzdem hatte er sogar einen Kochkurs besucht, bei dem ihm neben Kenntnissen zu Mondphasen und Anbauverbänden allerlei Anregungen jenseits von Kartoffelmus mit Hackfleischklößchen vermittelt worden

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