Onkel Schwein (German Edition)

zu Boden gelaufen. Auch der Penis war dunkelrot und Zavadil meinte zu erkennen, dass er verletzt aussah. Fast am schlimmsten empfand Zavadil eine Nebensächlichkeit: Aus der Lache am Boden führten Spuren von Mäusen heraus.
    Zavadil stolperte aus dem Stall. Später meinte er sich zu erinnern, dass ein Stück Fell oder Haare auf dem Boden gelegen hätten. Mühsam stützte er sich an seinem Wagen ab und übergab sich erneut. Während das Erbrochene über seine Schuhe lief, dachte er an seine Kindheit, an Schulferien, die er meistens bei seiner Großmutter auf dem Land verbracht hatte, auf einem Hof, kleiner als der hier, aber in einer ähnlichen Landschaft mit sanften Hügeln und dichtem Nadelwald. Eines Tages hatte er mit Freunden beim Spielen in einem verfallenen Bauernhaus die Leiche eines alten Mannes gefunden. Der Landstreicher war friedlich im Schlaf gestorben, in der Hand noch eine Flasche mit Schnaps, Reiseproviant für seinen letzten Weg. Raubtiere und Vögel hatten sich an dem Körper zu schaffen gemacht. Ein Auge fehlte und die Arme undBeine waren mit Bissspuren übersät. Am fürchterlichsten aber war der Geruch nach Verwesung. Ein Geruch, den Zavadil nie wieder hatte riechen wollen. Bis heute war er diesem Vorsatz Treu geblieben.
    Er wischte sich Speichel aus den Mundwinkeln und lutschte an frischem Schnee, um den Geschmack nach Magensäure zu vertreiben. Dann griff er zu seinem Handy und wählte mit zitternden Fingern den Notruf.

2. Dezember: Beatrice
    Björn Stringheim verließ dass Gebäude von ROCX FM gegen Mittag. Ein gutaussehender großer Mann in Jeans und Daunenweste, eine Verschwendung für das Radio, wie manche Frauen sagten. Zwei Wochen Urlaub unter der Sonne der Kanarischen Inseln lagen vor ihm. Die Taschen waren gepackt. Der Flug ging am nächsten Morgen um 8 Uhr von Malmö nonstop nach Las Palmas. Es sollte eine Überraschung für seine Freundin werden, die die dunkle Jahreszeit auf El Hierro verbrachte. Beide liebten die Abgeschiedenheit dieser kleinen, wenig bekannten und für den Massentourismus schlecht erreichbaren Insel. Die alte Finca, die er schon ein paar Mal gemietet hatte, lag völlig abgeschieden und jemand, der lediglich Björn Stringheims aufgeregte Seite als Moderator kannte, wäre überrascht, dass er im Urlaub auf Radio oder Fernsehen verzichtete. Und sogar ohne Mobiltelefon auskam, eine absurde Vorstellung für sein Leben in Schweden.
    Die Finca lag in einem Funkloch. Im Urlaub störte ihn das überhaupt nicht. Allerdings konnte er so auch nur selten mit seiner Freundin telefonieren, was ihn langsam nervte, denn im Telefonsex war sie klasse.
    In dem Häuschen über dem Meer gab es einen antik anmutenden Plattenspieler mit knisternden LPs aus Stringheims Jugend, ein schönes Schlafzimmer, das er nach der langen Enthaltsamkeit ausgiebig zu nutzen gedachte und eine Wohnküche mit Veranda zur See hin. Unter dem Meer lag ein Vulkan und wer weiß, vielleicht hatte er Glück und konnte einen unterseeischen Ausbruch live erleben.
    Seine Freundin hatte nächste Woche Geburtstag und der Urlaub war das Geschenk für sie. Vielleicht würde er sich an entsprechendem Körperteil noch eine rote Schleife umbinden, dachte er und lachte lüstern. Sex im Freien, das wär’s.
    Die Sonne schien aber nicht nur jenseits von Afrika, sondern auch in Schweden. Stringheim hatte Alex, dem Sohn aus einer kurzen Ehe, eine Rodelpartie versprochen und gedachte, endlich einmal ein Versprechen einzuhalten. Das Versprechen an seine Ehefrau, ihr ewig treu zu sein, hatte er jedenfalls bereits nach zwei Ehejahren gebrochen. Wie die Kleine hieß, mit der es geschah, wusste er schon gar nicht mehr, nur dass ihm ihre großen Brüste gefallen hatten. Er fragte sich, ob er sie überhaupt nach ihrem Namen gefragt hatte. Ja, doch, irgendetwas Kurzes. Mira oder so. Im Bett war sie eine Enttäuschung gewesen. Die Brüste durfte er kaumberühren und sie hatte sich als viel zu jung und unerfahren gezeigt, um seine manchmal bizarren Bedürfnisse zu befriedigen. So was in der Art hatte er ihr dann wohl auch gesagt, es kam zum Streit und am Ende hatte die dumme Kuh seiner Frau alles erzählt. Ein paar Wochen später war seine Ehe ein Teil der Statistik, nach der jede zweite Verbindung keine drei Jahre hält. Nach ein paar weiteren belanglosen Bettgeschichten hatte er seine momentane Freundin getroffen. Ann mit der erotischen Stimme.
    Seinen Sohn Alex liebte er, auch wenn es ihm ganz gut gefiel, dass der Junge bei seiner