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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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hatte sich als stärker erwiesen als amerikanisches Polyethylen. Auf einer alten Kommode stand ein altertümliches Röhren-Radio aus Holz. Teever liebte den satten und vollen Klang des Gerätes und den gelblichen Schein der Lampe hinter der Skala. Außerdem lud es zum Reisen ein. Wie ein Globus oder der Schulatlas. Viele fremde Orte in aller Welt machten auf der Skala in kleiner weißer Schrift auf sich aufmerksam. Zwar hatte Teever nie einen Sender aus den jeweiligen Städten einstellen können, dennoch gefiel ihm der Gedanke, durch das Drehen des leicht geriffelten Knopfes von Budapest nach Turin und dann nach Moskau oder Wien reisen zu können. Jetzt war P2 eingestellt. Gut. Er war in Stimmung für Klassik. Schwedens Radio spielte ein Orgelwerk von Buxtehude. Noch besser. Teever mochte Orgelmusik. Sie war wie für das alte Gerät komponiert.
    Er richtete einen kräftigen Strahler auf das beschädigte Boot. Es hieß Reiher. Alle Boote hatten Vogelnamen. Teever würde dies auch bei neuen Kanus als Reminiszenz an seine Tante so beibehalten. Außerdem glaubte er, die Kunden würden mit dem geliehenen Material besser umgehen, wenn es einen Namen hätte.
    Er säuberte den Riss und raute ihn mit Schmirgelpapier auf. Dann nahm er einen Klebestick aus PVC, legte eine Art Raupe über den Riss und erhitze die Stelle mit einer Klebepistole.
    Teever arbeitet schnell und konzentriert. Die Beschädigung war stärker, als zunächst vermutet. Nachdem er fertig war, untersuchte Teever vorsichtshalber den Rest des Rumpfes, fand aber keine weiteren Risse, die er kleben musste. Er packte die Arbeitsmaterialien ordentlich zurück, lauschte den letzten Klängen Buxtehudes und verließ dann den Bootsschuppen.
    Es war noch nicht ganz hell und das würde es heute wahrscheinlich auch nicht mehr werden. Teever blickte zu Helgis Hütte. Die Türwar geschlossen, es brannte kein Licht. Der Isländer schien noch zu schlafen.
    Teever ging zurück in seine Küche. Aus dem Kühlschrank nahm er eines der letzten Gläser der herrlichen Marmelade, die seine Tante eingekocht und ihm hinterlassen hatte, belegte ein Knäckebrot mit Ziegenkäse, schmierte dick Himbeermarmelade drüber und schenkte sich einen weiteren Kaffee ein. Die neue Mischung schmeckte ungewöhnlich gut. Obwohl er ihn mit Milch trank und auch süßte. Früher hatte er sich gelegentlich über Weinkenner und ihre Sprache lustig gemacht: Erkennbarer Südhang, mild im Abgang, samtenes Aroma. Doch mittlerweile konnte auch er erkennen, ob er temperamentvollen Kaffee aus Mexiko trank, süßlichen Java oder den unvergleichlichen, zartsauren Blue Mountain aus Jamaika. Zumindest bevor er den Zucker hinein tat.
    Die körperliche Arbeit und das Frühstück hatten ihm gut getan. Teever schaltete seinen Computer an. Neben der Sache mit Helgi ging ihm natürlich auch die Bitte von Axelsson durch den Kopf. Es konnte auf jeden Fall nicht schaden, sich detaillierter als am Vortag zu informieren.
    Er rief die Homepage der Smålandsposten auf und fand schnell, was er suchte. Mehrere Artikel beschäftigten sich mit den Geschehnissen in Ör. Auf Fotos sah man den Hof im Herbst, ein unvorteilhaftes Bild des Opfers und unscharfe Rückenansichten der Hauptverdächtigen auf dem Weg in das Untersuchungsgefängnis. Bis zum Mittag hatte sich Teever einen Überblick über die Angelegenheit verschafft. Je nach politischer Richtung oder Sensationslust war der Fall unterschiedlich dargestellt worden; eine Schnittmenge von Fakten blieb und entsprach dem, was ihm Axelsson am Vorabend erzählt hatte. Auch für die Presse war die Sache klar: Die Schuldigen saßen in Haft und man konnte sich anderen Themen zuwenden.
    Teever merkte, wie ihn die Sache zu interessieren begann. Nicht wegen Axelsson junior oder senior. Es war dasselbe Gefühl, das ihn einst zur Polizei geführt hatte. Weniger die Freude an der Jagd als das Lösen von Rätseln, dem Entwirren von Knoten. Und das Ganze ohne den Druck der Vorgesetzten oder der Öffentlichkeit und vor allem ohne intrigante Kollegen. Torbjörn Teever, Privatermittler.
    Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Und?“ kam eine Stimme gleich zur Sache, „wirst du uns helfen?“ „Hallo Lennart.“
    Axelsson schwieg fragend.
    „Ich kann nichts versprechen“, sagte Teever. Er hörte den Steinförmlich von Axelssons Herzen fallen. Ihm selbst hätte die Antwort nicht behagt. Sie baute die Möglichkeit des Scheiterns gleich mit ein. Wie eine vorauseilende

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