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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Leuchtstoffröhren. Eine würde es nicht mehr lange machen. Sie knackte und setzte alle zehn Sekunden aus. Tote Fliegen klebten an dem matten Glas.
    An den Wänden hingen Drucke von Blumenwiesen. Sie schienen sich wie ein Chamäleon der Farbe der Wand anzupassen und schafften es nicht, dem Raum Behaglichkeit einzuhauchen.
    Kent trug ein schmuddeliges T-Shirt mit blasser Werbung für ein Café in Stockholm, dazu eine zerrissene Jeans ohne Gürtel und Stoffslipper. In letzter Zeit hatte es in schwedischen Gefängnissen mehrere Selbstmorde gegeben. Schnürsenkel oder Gürtel und alles, an dem man sich aufhängen konnte, durften nicht mit in die Zelle. Erst kürzlich hatte sich daraufhin ein Mann umgebracht, indem er mit voller Wucht immer wieder gegen die Wand gelaufen war. Not macht erfinderisch.
    Kent saß an einem hellgrauen Kunststofftisch, an dessen Kanten sich in hunderten Gesprächen nervöse Häftlinge, Mütter und Ehefrauen zu schaffen gemacht hatten. Meistens ging es um Bagatellen, doch gelegentlich saßen hier auch hart gesottene Schwerverbrecher ihren unsicheren Rechtsanwälten gegenüber. Teever erinnerte sich an seinen ersten Besuch. Zusammen mit einem Kollegen verhörte er einen Mordverdächtigen. Niemals hatte Teever kältere Augen und eine eisigere Stimme erlebt. Obwohl draußen die Juli-Sonne vom Himmel gestrahlt hatte, waren ihm Schauer über den Rücken gelaufen. Am Ende des Verhörs hatte er tief durchgeatmet. Später erfuhr er, dass die Aussagen des Mannes für den Fall gar nicht so wichtig und seine Anwesenheit völlig unnötig gewesen waren. Es hatte sich lediglich um einen Test für Teever gehandelt. Bestanden. Seine Karriere hatte sich fortgesetzt.
    Teever blieb einen Moment in der Tür stehen und nickte dann einem glatzköpfigen Beamten zu, der mit stoischer Ruhe auf einem Holzstuhl saß und abwechselnd seine Fingernägel und Kent beobachtete.
    „Hallo Kent“, sagte er.
    Sein Gegenüber nickte.
    „Wie geht es dir?“
    Tolle Frage, dachte Teever und Kent sagte dann auch:
    „Klasse. Zimmerservice, Frühstück am Bett, nicht weit zum Klo und jede Menge haarige Freunde.“
    Teever nickte.
    Der Glatzkopf zählte wieder seine Finger nach.
    „Was willst du?“ fragte Kent. Er wirkte schläfrig, doch Teever wusste, dass Kent die Augenlider seines Vaters geerbt hatte und immer leicht müde aussah.
    „Was willst du?“ fragte Teever mit deutlicher Betonung des letzten Wortes.
    Kent kippelte vom Tisch weg. Und wieder vor. Der Mann mit der Glatze guckte böse, als würde ihn die Kippelei aus dem Konzept bringen, sagte aber noch nichts, sonder begann wieder neu, seine Finger zu zählen.
    „Kann der nicht raus?“ Er schob den Unterkiefer vor und zeigte mit dem Kopf bedächtig in Richtung des Wachpostens, als wäre jede Bewegung eine Last.
    „Der bleibt. Das ist Vorschrift.“ Teever nickte dem Beamten zu.
    „Hat dein Vater dir nichts gesagt?“
    „Der hat mir nie etwas gesagt.“
    Die allumfassende Antwort verwirrte Teever. „Äh, hat er nicht gesagt, dass ich komme?“
    Kent schüttelte den Kopf und kippelte weiter. Er sah blass aus. Die Wangen waren eingefallen. Ein dicker Herpes hatte sich über der Lippe gebildet.
    „Dein Vater war bei mir. Er möchte, dass ich dir helfe. Er glaubt an deine Unschuld und meint, die Polizei tue nicht genug, um den wirklichen Mörder zu finden“, log Teever, denn Kents Vater war sich keineswegs so sicher gewesen.
    „Du bist die Polizei.“
    „Nicht mehr.“
    Kent blickte fragend.
    „Habe den Dienst quittiert und vermiete nun Kanus.“
    Kent schob die Unterlippe vor und nickte anerkennend ohne ein Wort zu sagen.
    Beide schwiegen eine Weile. Dann ließ sich der Junge an den Tisch fallen. Der Beamte hob warnend die Augenbrauen.
    „Egal. Mein Vater möchte nur sich selbst helfen. Wie macht sich das wohl im Geschäftsleben mit einem Mörder als Sohn? Der interessiert sich nur für sich, seinen Laden, seine Umsätze und seine Golfpartner. Mama darf ein bisschen nett dabeistehen und ich mich in ein Loch verkriechen. Mein Vater.“ Er spuckte das letzte Wort förmlich aus. „Immerhin hast du ihn durchschaut.“
    „Kann sein, dass dein Vater und ich unterschiedliche Ansichten entwickelt haben, unterschiedliche Lebensauffassungen. Aber er macht sich Sorgen. Um dich.“
    „Er macht sich Sorgen um seine Umsatzrendite und sein Handicap. Um sonst nichts.“
    „Und deine Mutter? Was ist mit ihr?“
    „Keine Ahnung, was die beiden zusammenhält. Du weißt es nicht,

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