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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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aber sie waren schon so gut wie geschieden.“
    „Dein Vater hat es mir erzählt. Jetzt sind sie wieder zusammen. Vielleicht auch wegen dir?“
    „Pahh.“
    Teever sah auf die Uhr.
    „Wie dem auch sei“, fuhr er fort, „er hat mich gebeten, mich mal umzuhören.“
    „Bist jetzt Privatschnüffler?“
    „Nein, als Freund. Auch als dein Freund.“ Teever machte eine Pause und fragte sich, was der Junge von ihm hielt. Er wusste ja nicht einmal, was er selber von sich halten sollte.
    „Wie war das denn nun damals in Backen?“
    „Ich bin rein, habe dem Typ das Herz aus der Brust gerissen, es mit Salz und etwas Muskatnuss gegessen, seine Katze vergewaltigt, mich dann ins Bett gelegt und gut geschlafen.“
    Kent widmete sich dem Anblick seiner Fingerspitzen, als ob ihn der kahle Beamte inspiriert hätte und es nichts Interessanteres auf der Welt gäbe.
    Teever blieb ruhig und massierte die Anspannung aus den Augenwinkeln.
    „Soll ich bleiben?“ fragte er leise, aber, wie er hoffte, mit bedrohlichem Unterton. So leise, dass der Glatzkopf aufhorchte. Kent sah Teever an.
    „Was glaubst du. War ich es?“
    „Ehrliche Antwort?“
    „Sicher.“
    „Ich weiß es nicht. Kann sein.“
    Kent betastete mit dem Zeigefinger seinen Herpes. Muss unangenehm sein, dachte Teever.
    „Wer ist eigentlich dein Anwalt?“ fragte er.
    „Samuelson. Ein Schulfreund von Mama.“
    „Und? Wie ist der so?“
    Kent zuckte mit den Schultern. Sein Blick ging zu Teever, dann zur Decke. Er fixierte den kahlen Wärter und blickte auf die blassen Bilder an den Wänden. Dann wendete er sich Teever zu.
    „Was willst du wissen?“
    „Die Wahrheit. Was passiert ist.“
    Kents Herpes fing leicht zu bluten an. Er betrachtet den kleinen roten Fleck auf einer Fingerspitze. Mit einem Ruck ließ er sich erneut an den Tisch zurück fallen.
    „Ich war mit Freddy unterwegs. Freddy Borg. Wir sind Richtung Lammhult und haben dann bei Ör im Wald so eine Bude klargemacht.“
    „Klar gemacht?“ unterbrach ihn Teever.
    „Na, eingebrochen“, präzisierte Kent, als ob er einen Begriffsstutzigen vor sich hätte. „Da war aber nicht viel zu holen. Kleinkram. Außerdem wurden wir gestört. Da kam jemand vorbei. Wir haben uns versteckt. Freddy wollte den Laden wie immer auseinander nehmen, aber ich hatte keinen Bock. Wir sind dann abgedampft. Beim nächsten Hof haben wir es dann noch mal versucht. Da war bestimmt etwas mehr zu holen, aber wir wurden wieder gestört und sind dann auch schnell wieder weg. War ein Scheißtag.“
    „Warum macht ihr das eigentlich?“ fragte Teever.
    „Was?“
    „Warum brecht ihr in die Häuser anderer Leute ein. Klaut Autos. Schlagt Leute zusammen. Werdet erwischt. Bestraft.“
    Teever hatte Kent dieselbe Frage vor ein paar Jahren schon einmal gestellt. Diesmal erhielt er eine Antwort.
    „Warum leckt sich ein Hund die Eier?“ lautete die für Kent schon fast philosophische Gegenfrage.
    Teever nickte. „Weil er es kann?“
    Kent verzog zustimmend das Gesicht.
    „Wann war das mit dem Haus bei Ör?“ nahm Teever den Faden wieder auf.
    „Irgendwann im November.“
    „Und ihr habt niemanden getroffen?“
    „Ich sagte doch, da kam jemand vorbei…“
    „Nicht in dem Ferienhaus. Ich meine in Backen. Kam da einer?“
    „Wer?“
    „Na zum Beispiel den Typ, der später tot im Stall hing.“
    Kent schüttelte bedächtig den Kopf.
    Irgendwas geschah mit ihm.
    Die Neonröhre kämpfte.
    „Ich bin nicht schuld an seinem Tod.“
    „Wer dann? Freddy?“
    Kent zuckte wieder mit den Schultern. „Jedenfalls nicht, als ich dabei war. Wir sind abgehauen, als immer wieder Autos zu hören waren.“
    Plötzlich klingelte ein Telefon. Der Wächter unterbrach das Nachzählen seiner Finger und meldete sich. Weiter sagte er nichts, nickte in den Hörer und legte wieder auf.
    „Zum Schluss kommen“, meinte er dann.
    „Die halbe Stunde ist doch noch gar nicht rum“, protestierte Teever.
    „Anweisung vom Chef.“ Er stand auf, strich seine Uniformjacke glatt und öffnete die Tür.
    Die defekte Leuchtstoffröhre hatte mittlerweile ihren Geist ganz aufgegeben.
    Teever erhob sich ebenfalls. Auch Kent wollte aufstehen.
    „Sitzenbleiben“, fuhr ihn der Wärter an.
    Der Junge sah wirklich elend aus.
    „Hast du eigentlich eine Freundin?“
    Kent sah ihn an, sagte aber nichts.
    „Hast du ein Mädchen?“ wiederholte Teever.
    Kent schüttelt fast unmerklich den Kopf.
    „Hole mich hier raus“, sagte er und sackte auf seinem Stuhl

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