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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Dienst hatte sich Przybilski durch unerträgliches Verhalten ausgezeichnet. So hatte er seine pflegebedürftigen Eltern in ihre Heimat nach Polen abgeschoben und es sich in deren Haus am See wie eine Made im Speck gemütlich gemacht. Teever war sich sicher, dass er sie nicht ein einziges Mal in ihrem Heim in Krakau besucht hatte.
    „Ist Wilhelmsson im Haus?“ fragte Teever und dachte, dass er besser vorher angerufen hätte.
    „Ja, der ist in seinem Büro“, antwortete Berglund, „soll ich dich anmelden?“
    „Nein danke, ich überrasche ihn.“
    Seine Schuhe machten wie früher ein schmatzendes Geräusch auf dem grauen Plastikboden. Zu Beginn seiner Tätigkeit war ihm dass äußerst peinlich gewesen. Wenn er an den Büros vorbeiging, hatten ihn alle angestarrt. So war es ihm zumindest vorgekommen und er hatte lange nach Sohlen gesucht, die keine Geräusche von sich gaben.
    Teever fühlte sich merkwürdig in die Vergangenheit zurückversetzt. Der Gang über die Flure erweckte in ihm das Gefühl einer Zeitreise. Als ob er nur einen Tag fort gewesen wäre immer noch hier arbeiten würde. Nicht, dass dieser Wunsch in ihm war, doch scheinbar hatten sich die Eindrücke aus den Jahren im Polizeidienst stärker eingeprägt als erwartet. Der Geruch nach Akten und Schweiß und die gedämpften Geräusche waren ihm seltsam vertraut und an den Türen wusste er genau, ob sie nach innen oder außen aufgingen oder klemmten.
    Teever hatte zu keinem der Kollegen eine persönliche Beziehung aufbauen können. Mit einer Ausnahme: Daniel Wilhelmsson war trotz seines deutlich höheren Alters bald Teevers engste Bezugsperson geworden. Es war eine Freundschaft, auch wenn sie sich fast ausschließlich auf die Arbeitszeit bezog und sie sich privat selten getroffen hatten. Dies war auch nach Teevers Ausscheiden nicht anders geworden. Im Dienst hatten sie umso enger zusammengearbeitet.Auch wenn Teever meinte, eine Menge von seinem erfahrenen Kollegen gelernt zu haben, sah der sich nie als Lehrmeister oder väterlicher Freund. Im Gegenteil, des Öfteren hatte der Alte den Jungen um Rat gefragt. Sie ergänzten sich prima, konnten trotz unterschiedlicher Denkansätze zum selben Ergebnis kommen. Das hatte sich oft als großer Vorteil herausgestellt, da Sachverhalte auf diese Weise von mehreren Seiten angegangen wurden, sich Widersprüche auftaten und sie Fakten so äußerst gründlich gegenprüften. Oftmals diskutierten sie hart aber fair und meistens kamen sie am Ende zu einem guten Ergebnis. Teever schätzte an Wilhelmsson besonders dessen Verlässlichkeit. Das bezog sich nicht nur auf getroffene Absprachen, sondern auch auf Pünktlichkeit. Und so wusste Teever auch nach dem Blick auf seine Armbanduhr, über deren Erwerb er sich immer noch wie ein Kind freute, dass sein alter Kollege jetzt an seinem Schreibtisch sitzen und eine Zimtschnecke essen würde.
    Die meisten Büros lagen verlassen da, in manchen saßen Beamte, die er nicht kannte. Auf dem Schreibtisch einer ehemaligen Kollegin, die auch schon auf die Rente zugehen musste, sah Teever das Bild ihres tödlich verunglückten Sohnes. Es hatte ihn immer verlegen gemacht, wenn er es hatte ansehen müssen und eine Zeit lang betrachtete er die Frau sogar vorwurfsvoll. Er wusste nie, wie er sich verhalten sollte, was er sagen durfte, welche Themen man mied. Hätte sie das Bild nicht wegstellen können? An einen weniger öffentlichen Ort? Und wieso konnte sie den Anblick, die Erinnerung an das Kind jeden Tag ertragen? Erst später ging ihm auf, wie selbstsüchtig der Gedanke und wie gering seine Verlegenheit im Vergleich zu ihrem Schmerz war.
    Als er vor Wilhelmssons Büro angekommen war, sah er durch eine Glasscheibe, dass er fast Recht behalten hatte. Die Tür stand offen. „Keine Zimtschnecken mehr?“ fragte er in die Stille.
    Verdutzt blickte Wilhelmsson auf. Er trug denselben fadenscheinigen Anzug wie vor Jahren. Der Hemdkragen offen. Normalerweise trug er eine Fliege und war damit für Teever der einzige Mann, der das ungestraft tun durfte. Sie passte zu ihm, so wie manche einen Schnurrbart tragen können, der für Teever an sich eine völlig sinnlose und peinliche Modeentgleisung war.
    „Mensch, Torbjörn!“
    Teever grinste.
    „Das ist ja eine Überraschung. Komm, setz dich.“ Er wies auf einen Stuhl. „Komisch, eben habe ich an dich gedacht. Weiß gar nicht warum.“
    Teever hatte da so eine Idee, sagte aber nichts.
    „Möchtest du auch ein Stück? Die Vanillefüllung ist

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