Onkel Schwein (German Edition)
himmlisch.“
„Danke nein.“ Er zeigte auf seinen Bauch. „Aber einen Kaffee würde ich nehmen.“ Teever trat an den Schreibtisch heran. Die Schuhe quietschten.
„Hallo Daniel.“
Sie gaben sich etwas förmlich die Hand.
Wilhelmsson erhob sich. Er ging aus dem Büro, klapperte im Nebenraum herum und kehrte dann mit zwei dampfenden Bechern zurück.
„Mein alter Becher. Den gibt es noch?“ sagte Teever und zeigte auf die Kaffeemaschine auf der Fensterbank.
„Kaputt?“
Wilhelmsson lachte und fuhr sich mit der Hand durch das graue, aber volle Haar.
„Die ist in Ordnung. Aber wenn Pjotr nicht da ist, spendiert er uns gelegentlich ohne sein Wissen Kaffee. Er will es nicht zugeben, aber es macht ihn fertig, dass wir immer an seine Vorräte herankommen, obwohl er sie ständig woanders einschließt. Außerdem hat er eine tolle Maschine. High Tech.“
„Ist er immer noch wie früher?“
„Schlimmer. Er speist jetzt gelegentlich mit dem Polizeichef.“
„Oje!“
„Du sagst es.“
Beide nahmen einen Schluck Kaffee. Teever blickte sich um. Im Büro hatte sich nicht viel verändert. Wie früher hingen neben einem Fahndungsplakat Zeichnungen von Wilhelmssons Enkelkindern, auch wenn aus den Kopffüßlern echte Menschen geworden waren. Graue Aktenschränke. Aktenordner. Die Fenster waren schlecht geputzt. Sparmaßnahmen. Auf der Fensterbank standen Kakteen. Eine blühte rosa. Ein neuer Fußboden aus strapazierbarem blauen Velours war verlegt worden und hatte den grauen PVC-Belag ersetzt. Wie früher hatte sich sein ehemaliger Kollege hinter einer Wand aus Postkörben verschanzt. Die fast an Pedanterie grenzende Ordnungsliebe Wilhelmssons hatte Teever immer gefallen. Die Kästen waren mit einer feinen und exakten Handschrift beschildert. Eingang, Ausgang, zu erledigen, Wiedervorlage. Wilhelmsson hatte immer sofort gefunden, was er gesucht hatte.
„Die Neuzeit hat Einzug gehalten.“ Er deutete auf den Bildschirm. „Flachbildschirme. Danke, lieber Steuerzahler.“
Wilhelmsson kippte etwas Milch in seinen Becher.
„Was führt dich her?“ fragte er, „es geht doch wohl nicht um alte Zeiten? Hast du genug vom Paddeln?“
Teever lachte.
„Nie. Ich bin wirklich froh mit dem, was ich jetzt tue. Aber manchmal holt einen die Vergangenheit ein.“
„Klingt ja geheimnisvoll.“
„Ein alter Bekannter von mir macht sich Sorgen um seinen Sohn.“ Das Wort Freund kam ihm nicht über die Lippen.
Ein Sonnenstrahl brach durch die Wolkendecke und schien auf Wilhelmssons Gesicht. Irritiert blickte er zur Seite.
„Kenne ich ihn?“
„Ich glaube nicht. Lennart Axelsson.“
„Doch wohl nicht der Vater von Kent Axelsson.“
„Genau der.“
„Und was sollst du machen?“
„Den Fall lösen. Den wahren Täter entlarven und Kent aus dem Gefängnis holen.“
„Und auch noch die Jungfrau retten und das halbe Königreich gewinnen? Was macht dich so sicher, dass der Junge unschuldig ist?“ fragte Wilhelmsson.
Teever schnaubte. „Ich bin mir gar nicht sicher. Selbst der Vater ist sich nicht sicher. Er hat nur das Gefühl, dass man sich nicht genug bemüht, Entlastendes zu finden. Warum zum Beispiel diese Brutalität. Kent und dieser Freddy waren zuvor niemals derart gewalttätig. Wie ich gelesen habe, hat man auch keine Tatwaffe gefunden. Keine Fingerabdrücke. Nur Rückschlüsse und Indizien.“
„Sie waren da und haben eingebrochen. Borg war auf Bewährung. Da dreht man schon mal durch, wenn sie dich erwischen.“
„Kann sein, kann aber auch nicht sein. Vielleicht war es auch Borg? Dann ist Kent nur Mitwisser. Könnt ihr aber mit Bestimmtheit sagen, dass der Tag des Einbruchs auch der Todestag Waldéns war? Wisst ihr überhaupt das genaue Datum? Es könnten andere Einbrecher gewesen sein. Hatte Waldén Feinde? Schulden?
Wilhelmsson machte eine beschwichtigende Geste.
„Mit den Details bin ich nicht vertraut. Als die Ermittlungen begannen, war ich krank. Ein Kollege, Martin Claesson, den kennst du wohl nicht, kam nach deiner Zeit aus Säffle, hat den Fall.“
„Man munkelt, dass die Angelegenheit wegen einer anderen Sache keine Priorität mehr hat.“
„Wer munkelt das?“
Statt einer Antwort hob Teever die Hände und symbolisierte Unwissen.
„Gibt es einen anderen Fall?“
„Es gibt immer einen anderen Fall.“
Wilhelmsson entdeckte einen winzigen Krümel auf seiner Tischplatte, tippt mit dem Zeigefinger darauf und zog ihn langsam zur Kante.
„Einen wichtigeren anderen Fall.“
Das war
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