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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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kannst du Gift drauf nehmen, Diggär.«
    »Russe? Ach so, Russe ! Ach du Scheiße, echt?«
    Das Hopper’s war voll wie ein Flüchtlingsboot, doch Händchens Charme effizient. Wann immer ein Theken-Hocker – zwei davon mit voreiligen Unmutsäußerungen – rücklings jene unnachgiebige Verdrängungsmasse gewahr wurde, unterm grellen Strahl von Händchens Lächeln wurde er Wachs.
    Der erste war ein überfeinerter Meister Proper mit Mohrenohrringen. Stumm, aber überschwenglich bejahte er durch einfache Folgeleistung Händchens Frage, ob er nicht schleunigst mal wieder zum Ponyschneiden müsse.
    Der zweite war ein lauter, breiter Wiener unter grauem Pudel und senffarbenem Schnauzer. Ausflügler aus El Arenal. Sprach, sich angerempelt fühlend, im Ton einer gestopften Trompete über die eigene Schulter: »Konn i Eahna hölfn?« Erblickte dann allerdings Händchens Halsstamm. Und einen Adamsapfel, der rasche Erkenntnis zeitigte. Und hob, abrupt ermüdet, den torčgetränkten Blick. Spermatrübes Augenweiß.
    »Du hast doch garantiert ’n Schlagring mit Svarowsky-Steinen«, sagte Händchen aalmäßig vorbildlich prononciert – gäräntiät, Schlächring  – und mit grandiosem Grinsen. »Stimmt’s, Diggär? Kauf ich dir ab.« Dann langte er in seine Hosentasche. Blätterte in einer fetten €-Kladde und zupfte unter des Wieners Nase einen Fuffiheraus, mit prophylaktisch universell gekränkter, effeminierter Geste.
    Der Schnauzer ganz Senf, schmatzte sein Eigner sprachlos.
    »Mann, bis du hart«, sagte Händchen. Häät . »Hart wie’n Hühnerauge!« Seufzte, pflegte den Fuffiwieder ein, blätterte daumenmäßig weiter und zückte einen Zehner. Rot wurde der Wiener. Händchen stopfte achselzuckend auch den Zehner ins Bündel zurück, und als er Fiona fragte: »Hast mal ’nen Euro, Süße?« – Silber und Kupfer galten im Milieu als Restmüll (und ein Portemonnaie übrigens als Armutszeugnis) –, kapierte der k.   u.   k. Kanzler. Flatterte, kapitaler Sperling, Richtung Ausgang.
    Und die Frauen? Einige schienen kaum zu registrieren (oder es kümmerte sie wenig), daß ein Hecht in den Karpfenteich eingedrungen war; zwei, drei zogen ihre Partner angst- und ahnungsvoll von dannen – und umgekehrt. Doch gab es auch etliche … Wenn es nicht der Wahnsinn war, was sich in ihren Pupillen widerspiegelte (oder die gesamte Evolutionsbiologie), dann allemal ein Eisprung. Wie hatte doch, möglicherweise unter spontanem Einfluß von Vaginaneid, Albert Loy in der Roswitha Bar gesagt? »Kuck mal, wie die da steht! Der rinnt doch grad die genetische Fitness in die Pumps!«
    Und, im besonderen, Fiona Popo? Ich sehe sie geradezu vor mir. Spielend mit der Zungenspitze am Haken des dünnen Celluloidsyphons, der aus ihrem Reagenzglas voll des blutroten Torčs on crushed rocks emporragte, versuchte sie, nichts als spöttisches Amüsement auszudrücken. Die Extremitäten jenseits der unchristlichen Reichweite ihres Kleides übereinandergeschlagen, signalisierte sie, Händchen jederzeit im Banne ihrer aphrodisischen Aura zu wissen. Doch das Leuchten aus den Untiefen ihres Irisblaus sprach eine noch archaischere Sprache: Ich , Ladies. Ich! Und ihr legt euch gehackt, ihr Ziegen, meinethalben nackt. Und mit wehenden Negligéschößen und schnalzenden Strapsen fuhr eine Göttinnenimago in ihr Ego wie der Teufel in Miss Jones.
    [33]
    Es kam zu keinerlei Schlägerei. Händchen f***te sie nur. F***te sie mit dem Blick. Sie alle, Männer, Frauen, all die Hoppers, alle wie sie da waren. Eine virtuelle, autokratische Vergewaltigungsorgie. Gang Bang Reversed.
    In seinem Hotelbett brauchte Onno etliche schlaflose Stunden, um herauszufinden, woran ihn die sterile Leere unterhalb der aufgewühlten Brust erinnerte: an Enttäuschung.
    Woran hatte es gelegen, daß die beiden einen Narren aneinander fraßen?
    Während jener schwarzmagischen mallorquinischen drei Tage hatten Händchens Arme immer wieder Onnos Blicke auf sich gezogen. Die Innenbahnen seiner Unterarme, verziert mit der Stacheldrahtzeichnung der Ritzungsnarben, doch durch die mesopotamischen Adern mit um so trotziger strotzendem Leben gespeist, Adern, die via Pulsdeltas in jene Hände münden, denen Händchen seinen Ruf verdankte. Die Hügel der Bi- und Trizepse. All die formschönen Flexor pollicis longus, Flexor carpi ulnaris und brachialis, Brachioradialis, Coracobrachialis  …
    War er, so fragte sich Onno amüsiert, auf seine alten Tage schwul geworden wie Mutter Berta? (Was

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