Opas Eisberg: Auf Spurensuche durch Grönland (German Edition)
man nicht der Erste ist, der in seinen Genuss kommt.
Wir nähern uns dem höchsten Punkt unserer Reise: In nächster Nähe des Polarkreises werden wir noch einmal Zelte und Messinstrumente aufbauen, nach rund 160
Kilometern auf dem Eis.
»Ein bisschen wie Astronauten sind wir schon, so weit weg von allem«, sagt Wilfried. Ich gebe ihm recht, doch gleichzeitig bin ich überrascht, wie wenig einsam sich echte Einsamkeit anfühlt: In keinem Moment bin ich weiter als 50 bis 100 Meter entfernt von einem anderen Menschen. Selbst wenn man die Energie hätte, würde es keinen Sinn ergeben, abends vom Camp noch mal einen Spaziergang zu machen, einen oder zwei Kilometer weg, weil sowieso alles gleich aussieht. Die Menschheit ist weit weg, aber allein ist man in der Eiswüste nie.
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Grönland, Inlandeis. Information für Touristen
Den Klängen des Windes lauschen, die Weite der Landschaft genießen, sauberste Luft atmen: Die völlige Kargheit von Grönlands Eiswelten bietet fernab vom Massentourismus beste Möglichkeiten zum Abschalten vom Alltagsstress.
Trotzdem steht in keinem Reiseführer das idyllische Zeltcamp »Zum Polarkreis«, das sich an historisch interessanter Stätte befindet. Oder besser: befand. Denn leider existierte diese Unterkunft nur für eine Nacht – als Zwischenstopp auf einer Expedition. Die Schönheiten dieses Ortes möchten wir Ihnen trotzdem nicht vorenthalten.
Geschichte:
Erstmals wird eine hier angesiedelte Unterkunft im Jahr 1912 von Alfred de Quervain in seinem Buch »Quer durchs Inlandeis« erwähnt. Dort heißt sie »Zeltplatz 26« oder kurz »Z
26«. Vor allem die Aussicht auf eine Bergkette im Nordosten wird vom Verfasser sehr gelobt. Prompt taufte er sie wegen ihrer Schönheit nach seiner eigenen Heimat »Schweizerland«.
Lage:
Ostgrönland, 66° 29,9’ Nord, 39° 43,2’ West, 1850 Meter über dem Meer.
Verpflegung:
Eine riesige Auswahl an Energieriegeln, Schokoladensorten und Tütengerichten steht bereit. Besonders empfehlenswert sind Chili con Carne (»Schmeckt super, macht aber furchtbare Blähungen«, Wilfried K., Geodät), der Rindfleisch-Gourmettopf und die Gorgonzola-Spinatsuppe. Als Dessert wird Mousse au Chocolat gereicht, dessen Konsistenz und Qualität allerdings stark von der Tagesform des Kochs abhängt. Zubereitet wird alles mit viel Liebe im saubersten Wasser, das man sich vorstellen kann – direkt aus dem Inlandeis geschmolzen. Zu jeder Mahlzeit wird als Sättigungsbeilage Pemmikan in den Geschmacksrichtungen Röstzwiebel, Chili oder Schinken serviert.
Zimmer:
Zur Auswahl stehen die Räume Red und Yellow, die jeweils Platz für zwei Personen bieten und mit neun Zentimeter dicken Luxus-Daunenluftmatratzen ausgestattet sind. Red ist ein Tunnelzelt und etwas geräumiger, Yellow ein kuscheliges Kuppelzelt (ideal für Paare), das bei Wind etwas weniger Lärm macht. Bettwäsche kann nicht vor Ort entliehen werden. Dringend empfohlen wird ein Schlafsack mit einem Komfortbereich in den zweistelligen Minusgraden, besonders geeignet sind Modelle, die abenteuerliche Namen wie Everes, Denali oder Ice Peak tragen.
Sanitäre Einrichtungen:
Hier müssen Abstriche im Vergleich zu üblichen Hotelstandards einkalkuliert werden. Dusche und Waschbecken fehlen komplett, als Ersatz werden auf Wunsch Feuchtigkeitstücher auf Ölbasis gereicht. Die Toilette ist unbeheizt und hat drei Wände weniger als üblich und keine Decke.
Sport und Freizeit:
Hervorragende Möglichkeiten für Kiteskiing und Langlauf (Loipen nicht präpariert). Für Kraftsportler ist das Bergaufziehen eines 100 Kilogramm schweren Pulkaschlittens ein empfehlenswerter Workout, der viele Muskelgruppen beansprucht. Golffans können ein Loch in den Schnee bohren und sich abends kleine Schneebälle zurechtlegen. Am nächsten Morgen sind die steinhart gefroren und bestens für Abschläge mit dem Ski-Schläger geeignet.
Wellness:
Auf Wunsch kann das geräumige Küchenzelt mit zwei Benzinkochern auf etwa zehn Grad Celsius beheizt werden. Für eine unvergessliche Sauna-Erfahrung wälzt man sich anschließend nackt im Schnee. Mit Inlandeiswasser zubereitete Tees sollen eine besonders wohltuende Wirkung haben.
Einkaufen:
Etwaige Pläne, hier Outlets bekannter Mode- und Uhrenfirmen unterzubringen, sind derzeit noch weit von einer Realisierung entfernt. Der nächste Supermarkt ist zehn Tagesreisen entfernt. Vor Ort hat sich deshalb ein reger Tauschhandel entwickelt (»Dein Hühnchencurry hatte mehr Fleisch als meins, kriege
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