Operation 9.11 - Der Wahrheit auf der Spur
Mannes zu warten – und zwar, weil ihr Anschluss in diesem Fall besetzt gewesen wäre.
So, wie das Ganze hier geschildert wurde, konnte das also nicht funktionieren. Auch nachdem die drei Stunden vorbei waren, gab Deena Burnett ihren seltsamen Autismus nicht auf, sondern »ging nach oben, um einen Moment allein zu sein. Als ich herunterkam, stand da ein Polizist. Ich sah in sein Gesicht und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.« Nanu – wo kam denn nun der Polizist her? Hatte er geklingelt? Hatte sie ihn hereingelassen oder wer sonst? Und vor allem: Natürlich »stimmte etwas nicht«! Stunden zuvor hatte sie ihr Mann aus einer entführten Maschine angerufen und ihr am Telefon angekündigt, das Flugzeug »in den Boden bohren« zu wollen. Doch an das alles schien sie sich nicht erinnern zu können, denn nun musste sie der Mimik eines Polizisten entnehmen, »dass etwas nicht stimmte«. Eines Polizisten, der nicht etwa an der Haustür klingelte oder klopfte, sondern einfach so geisterhaft am Treppenabsatz stand, als sie »herunterkam«. Der Polizist »sagte: ›Ich habe schlechte Nachrichten.‹« Burnett: »Ich schaute zum Fernseher: Der Reporter sprach über einen weiteren Flugzeugabsturz, und ich fragte: ›Ist das Toms Flug?‹ Und er sagte: ›Ich fürchte, ja.‹ Und dann sagte der Reporter: ›Flug 93.‹«
Wie gesagt, roch das Ganze nach einem Drehbuch, und zwar nach einem typischen Hollywood-Drehbuch. Soll heißen: Logik ungenügend, Poesie sehr gut. Denn nun entfaltete Deena Burnett ihre ganze dichterische Kraft:
»Ich begann zu fallen, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. Der Polizist fing mich auf und trug mich zum Sofa, ich weiß nicht, wie lange ich dort lag, aber ich hörte mich selbst weinen und jammern, aber es waren Töne, die ich nie zuvor gehört hatte, und Gefühle, die ich noch nie gefühlt hatte. Eine schreckliche Leere, als wäre ein Teil von mir in diesem Flugzeug gewesen.«
Eine ebenso schöne wie interessante Geschichte, besonders, wenn man sie mit jener der properen farbigen Telefonistin Lisa Jefferson vergleicht, die einen Mitpassagier von Tom Burnett, Todd Beamer, am Telefon gehabt haben will: »Er bat mich, das Vaterunser mit ihm zu beten und seiner Frau zu sagen, wie sehr er sie und die Kinder liebe. Ich versprach es, und wir beteten: ›Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe …‹«
Das Gespräch zwischen der Telefonistin Lisa und Todd Beamer bricht ganz ähnlich ab, wie jenes zwischen Deena und Tom Burnett, nämlich im Augenblick des angeblichen Angriffs der Passagiere auf die Entführer. Lisa Jefferson erzählte in der erwähnten Dokumentation: »Ich hörte Schreie, Weinen, und Todd fragte jemanden: ›Jungs, seid ihr bereit?‹ Dann sagte Todd: ›Okay, los geht’s.‹ Das war das Letzte, was ich von Todd Beamer hörte.« Dieses »Los geht’s« ist das berühmte »Let’s roll«, das die USA nach dem 11. September in einen Schlachtruf für ihren illegalen Krieg gegen Afghanistan umwandelten. Und aus meiner Sicht macht das alles den Eindruck, als seien der gesamte Kriegsgrund und die Entstehungsgeschichte dieses Krieges buchstäblich »geschrieben« worden.
Obwohl die Verbindung zu ihrem Gesprächspartner etwa im selben Moment abbrach wie bei Deena Burnett, nämlich kurz vor dem Angriff der Passagiere auf die Entführer, entwickeln sich die Ereignisse bei Lisa Jefferson viel schneller. Während Deena Burnett drei Stunden ohne irgendeine Nachricht von ihrem Mann regungslos am Telefon verharrte, um anschließend »nach oben zu gehen, um einen Moment allein zu sein«, wusste die Telefonistin Lisa Jefferson innerhalb von Minuten über das Schicksal des Flugzeugs Bescheid. Sie hörte »im Radio, dass das Flugzeug abgestürzt war. Meine Kollegen sagten: ›Leg auf.‹ Ich blieb noch 15 Minuten in der Leitung und rief seinen Namen. Immer wieder. Dann sagten sie: ›Das war der Flug, Lisa, es gibt keine Überlebenden.‹«
Das hört sich so an, als seien Lisa Jeffersons Kollegen nur 15 Minuten nach dem Abbruch des Gesprächs zwischen ihr und Todd Beamer nicht nur über die Tatsache eines Flugzeugabsturzes informiert gewesen, sondern auch über die Identität der Maschine sowie den Umstand, dass es keine Überlebenden gab. Rettungsdienste, Polizei und Flugunfalluntersuchungskommissionen dürften es schwer gehabt haben, in dieser Zeit zum Ort des Geschehens, geschweige denn zu ähnlich weitreichenden
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