Operation 9.11 - Der Wahrheit auf der Spur
riecht nach Drehbuch.
Nehmen wir zum Beispiel Deena Burnett, eine hübsche Blondine mit einem frisch geschminkten Gesicht. Die Frau des Geschäftsmannes Thomas E. Burnett, der sich an Bord des »Heldenfluges« United Airlines 93 (Pennsylvania) befindet, will von Bord des todgeweihten Flugzeugs einen Anruf von ihrem Mann erhalten haben, wie sie erzählt:
»›Deena, ich bin auf Flug United Airlines 93, das Flugzeug wurde entführt.‹ Ich war verwirrt, weil er vom Handy anrief, und fragte ihn, ob er am Boden sei oder in der Luft. Da sagte er: ›Hör gut zu‹, er sprach leise und schnell, ich hatte das Gefühl, er wurde beobachtet, er sagte: ›Sie haben eine Bombe, ein Mann wurde erstochen, ruf die Behörden an.‹ Dann legte er auf.«
Bei einem weiteren Anruf wollte Thomas Burnett von ihr wissen:
»›… Wie viele Flugzeuge sind betroffen, wo sind sie gestartet?‹ Ich beantwortete seine Fragen, so gut ich konnte, er war sehr besorgt. Er verstand sofort, dass es eine Selbstmordmission war, und sagte das den Leuten, die um ihn herumstanden. Er erzählte ihnen vom World Trade Center. Dann kam er zum Telefon zurück und sagte, er würde wieder anrufen, und legte auf.«
Schließlich, offenbar bei einem weiteren Gespräch, sagte Burnett laut seiner hinterbliebenen Frau, die Passagiere »wollten mit ihrem Angriff [auf die Flugzeugentführer; G. W. ] warten, bis sie über einer ländlichen Gegend wären. Ich erinnerte mich sofort an meine Ausbildung als Stewardess und was man bei Entführungen tun soll, ich sagte ihm: ›Setz dich hin, sei ruhig, lenk keine Aufmerksamkeit auf dich, tu gar nichts.‹«
So entsteht ein amerikanischer Held: Beim ersten Mal spricht er über die Situation, in der er sich befindet. Beim zweiten Mal scheint er bereits über seine eigene Existenz hinauszublicken und informiert sich bei seiner Frau über den Gesamtplan der Entführung. Und beim dritten Mal enthüllt er nicht nur, die Entführer angreifen und die Maschine zum Absturz bringen zu wollen, sondern gibt auch zu verstehen, dies erst über einer ländlichen Gegend tun zu wollen – um weitere Menschenleben zu schonen. Doch die besorgte Ehefrau hält nichts davon, sie fordert ihn auf, sich lieber ruhig zu verhalten. Indem er dieses Ansinnen entschieden von sich weist, beginnt sich der Held in seiner ganzen Pracht zu entfalten – doch leider auf eine Art und Weise, die seinen geplanten Angriff womöglich hätte scheitern lassen. Denn hatte Thomas Burnett nach Aussagen seiner Frau zuvor noch »schnell und leise« gesprochen, gibt er nun jede Zurückhaltung auf und posaunt seinen Plan ungeniert hinaus. Deena Burnett:
»Da schrie er ins Telefon: ›Nein, Deena, nein! Wenn wir dieses Flugzeug in den Boden bohren wollen, müssen wir etwas tun!‹«
Gut gebrüllt – oder vielmehr schlecht. Denn es wäre wohl besser gewesen, Burnett hätte überhaupt nicht gebrüllt und seinen Angriffsplan dabei laut herausgeschrien. Es ist kaum anzunehmen, dass echte Flugzeugentführer einen solchen Schlachtruf einfach hingenommen hätten und dass Burnett mit seiner Attacke nun noch eine Chance bekommen hätte.
Deena Burnett aber saß da, »froh, dass er nicht auf mich hörte, und bedauerte sofort, was ich gesagt hatte. Und ich sagte: ›Ich liebe dich.‹ Und er sagte: ›Mach dir keine Sorgen, wir tun etwas‹, und er hängte auf, und ich hörte nie wieder von ihm.«
Sehr interessant ist das weitere Verhalten von Frau Burnett. Statt sich nun, verrückt vor Angst um ihren Mann, die Finger wundzuwählen, um ihn wieder zu erreichen, statt Verwandte, Rettungsdienste und Polizei reihum anzutelefonieren und zwischendrin sämtliche Nachrichtensendungen durchzuzappen, um etwas über das weitere Schicksal der Maschine und das ihres Mannes zu erfahren, wollte sie »das Telefon nicht weglegen. Ich hielt den Hörer drei Stunden, bis die Batterien leer waren, wartete auf seinen Anruf.«
Seltsam. Aber damit nicht genug: Normalerweise waren die Batterien eines drahtlosen Telefons damals nur dann innerhalb von drei Stunden leer, wenn man es benutzte. Im Bereitschaftsbetrieb hielten die Akkus schon damals wesentlich länger, mindestens zwölf Stunden, jedenfalls dann, wenn sie frisch aufgeladen waren, wovon man morgens um 10.00 Uhr in der Regel ausgehen darf. Vielleicht hatte Deena Burnett in ihrer Erstarrung die Verbindung ja nicht getrennt, und die Batterien waren deshalb nach drei Stunden leer. Allerdings hatte es dann keinen Sinn, auf den Anruf ihres
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