Operation 9.11 - Der Wahrheit auf der Spur
der Anschläge gebraucht hatten. Es war ein Sammelsurium von Dingen: ein Boeing-Glanzmagazin, Flugpläne, ein Handbuch mit dem Titel ›Anleitung zum Fliegen‹, eine Karte des Luftraums über der amerikanischen Ostküste, Englisch-Lehrbücher, Disketten und ein Flugsimulator-Programm auf CD . Das alles stammte aus der Wohnung in der Marienstraße, wo er mit Atta, al-Shehhi, Bahaji und Essaber gelebt hatte, und Ramzi hatte es mitgenommen, als er Deutschland verließ, um nach Pakistan zu fliehen. (…) Fouda half Ramzi, seine ›Souvenirs‹ auf dem Boden von Raum 5 auszubreiten. Später sollte er sie auch filmen.« [212]
Allerdings erlebte der Leser im Zusammenhang mit diesem bedeutenden Filmmaterial einige Überraschungen. Die erste: Foudas geheimnisvolle Gesprächspartner wollten dem Fernsehmann die historischen Geständnisse gar nicht mitgeben: »Du kriegst sie in ein paar Wochen. (…) Wir müssen unsere Stimmen verzerren und alles rausschneiden, was uns nicht passt, und vielleicht auch unsere Gesichter unkenntlich machen.« [213]
Auch ein versprochenes Video mit einem angeblichen Testament Mohammed Attas bekommt Fouda nicht zu sehen: »Das werden wir erst mal wie einen Schatz hüten«, sagt Ramzi. [214]
So reiste also der Reporter Yosri Fouda in Wahrheit mit leeren Händen ab – und damit ohne jeden Beweis, dass das Treffen überhaupt stattgefunden hat und dass sich irgendwelche Araber zu den Anschlägen vom 11. September bekannt haben. In Wirklichkeit ist das Fernsehinterview mit den beiden Drahtziehern überhaupt nicht erhalten geblieben – oder existierte es etwa nie? Im Folgenden schildern Fouda und sein Co-Autor Nick Fielding ein wochenlanges telefonisches Tauziehen um die Aufnahmen. Irgendwelche Dunkelmänner wollten angeblich plötzlich eine Million Dollar für die Bänder haben, dann nur noch 17000 Dollar. Erst viel später will Fouda eine CD - ROM und einen Brief mit Antworten auf ein paar Fragen von ihm bekommen haben. Auf der CD - ROM war allerdings auch nicht das TV -Interview, sondern nur noch eine Tonaufnahme des Interviews mit Drahtzieher Ramzi Binalshibh vorhanden – ein kümmerlicher Rest. Keine Videoaufnahmen, nichts. Nur ein paar angeblich von Ramzi Binalshibh geschriebene Zeilen: »Hier sind die Antworten auf die Fragen, die du uns geschickt hast. Beigefügt ist eine Tonaufnahme unseres Interviews. Leider konnten wir die Masteraufnahme nicht mehr auftreiben aus den Gründen, die du ja schon kennst.« Mit Masteraufnahme sind wohl die siebzigminütigen Videobänder gemeint, mit den »bekannten Gründen« der seltsame Hickhack um die angeblich verlangte Bezahlung der Bänder. Sonst, so Fouda und Fielding, enthielt die Sendung »nichts«: »nichts von den Interviews mit Khalid oder mit Abu Anas und nichts von den ›Hamburger Souvenirs‹ aus dem Koffer.«
Das ist nichts anderes als eine journalistische Bankrotterklärung. Der investigative Al-Dschasira-Reporter Fouda wird von den genialsten Terroristen der Geschichte zu einem Fernsehgeständnis eingeladen – und kommt ohne ein einziges Bild davon nach Hause. Eine größere Pleite ist eigentlich kaum noch vorstellbar, aber Fouda und sein Co-Autor Fielding machen aus der Not eine Tugend. Sie verkaufen zwei Geschichten gleichzeitig: zum einen, wie sie einmal unumstößliche Beweise für die Schuld von al-Qaida und bin Laden in den Händen hielten, und zum anderen, wie diese Beweise leider wieder verlorengingen. Denn – Überraschung – auch die Tonaufnahme des Interviews auf der CD - ROM ist als Beweis nicht zu gebrauchen. Und zwar, weil die Stimme darauf verzerrt war. Zwar behauptet Fouda, Ramzis Stimme entzerrt zu haben, bis er sie wieder im Original hören konnte. Das müssen wir ihm aber schon glauben, denn »dann entschied er sich dafür, doch die verzerrte Version zu senden, die sie ihm geschickt hatten. So hatten sie dies schließlich vereinbart.« [215]
Dies war das ziemlich unrühmliche Ende des Knüllers von zwei Journalisten, die ein für alle Mal die Schuld von al-Qaida, bin Laden, Binalshibh und Scheich Mohammed an den Attentaten vom 11. September beweisen wollten. Irgendwie muss das auch den Autoren klargeworden sein, denn schließlich versuchten sie in ihrem Buch, das reale oder auch nicht reale Treffen mit den »Drahtziehern« des 11. September auf andere Weise zu retten. Und zwar habe Khalid Scheich Mohammed, also einer der beiden Drahtzieher, das Interview am 21. September 2002 schriftlich bestätigt: »Das
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