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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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aufhalten.«
Nate beobachtete, wie sich das Rudel in die Schlucht zurückzog. Was hatte es vor?
»Wir haben Gesellschaft«, sagte Carrera plötzlich gepresst. Sie zeigte in die entgegengesetzte Richtung, tiefer in den Cañon hinein.
Nate wandte sich um, sah jedoch bloß dunklen Dschungel und die zerklüftete Felslandschaft am Fuße der Steilwand. »Was haben Sie –«
Auf einmal nahm er eine Bewegung wahr.
Ein Stück weiter die Schlucht hoch trat eine dunkle Gestalt aus dem Dschungel aufs Schiefergeröll hinaus. Es war ein Mensch. Ein Mann. Er war nicht minder schattenhaft als die Raubkatzen, von Kopf bis Fuß schwarz bemalt. Er hob den Arm, dann drehte er sich um und schritt den Cañon entlang, ohne sich zu verstecken. Sie beobachteten ihn verdutzt.
»Das muss ein Ban-ali sein«, sagte Nate.
Die Gestalt blieb stehen und drehte sich abwartend zu ihnen um.
»Ich glaube, er möchte, dass wir ihm folgen«, sagte Manny.
»Solange die Jaguare nicht verschwinden, haben wir keine andere Wahl«, meinte Carrera. »Die haben sich im Dschungel niedergelassen.«
Die ferne Gestalt stand reglos da.
»Was sollen wir tun?«, fragte Carrera.
»Wir folgen ihm«, antwortete Nate. »Deshalb sind wir schließlich hergekommen. Wir wollten die Ban-ali finden. Vielleicht war das Jaguarrudel ihre letzte Prüfung.«
»Oder bloß eine weitere Falle«, meinte Kostos.
»Ich finde, uns bleibt nichts anderes übrig«, sagte Carrera. »Mein Gefühl sagt mir, entweder wir folgen ihm oder das Rudel gibt uns den Rest.«
Nate blickte sich in die Höhle um. Zehn Meter hinter ihnen waren Kelly, Kouwe und die anderen noch immer um Frank versammelt, der nackt war bis auf die Boxershorts. Offenbar hatte er Beruhigungsmittel bekommen. Anna hielt einen Infusionsbeutel hoch. Kelly hatte bereits einen Beinstumpf verbunden und klemmte im anderen Stumpf gerade ein Blutgefäß ab. Kouwe kniete neben ihr und hielt den Verband bereit. Auf dem Höhlenboden waren leere Spritzenverpackungen und kleine Medizinfläschchen verstreut.
»Ich werde mal nachfragen, ob Frank transportfähig ist.«
»Wir lassen niemanden zurück«, sagte Kostos.
Nate nickte erfreut. Er ging zu den anderen. »Wie geht es Frank?«, wandte er sich an Kouwe.
»Er hat eine Menge Blut verloren. Wenn sich sein Zustand stabilisiert hat, will Kelly ihm eine Transfusion geben.«
Nate seufzte. »Es könnte sein, dass wir ihn verlegen müssen.«
»Was?«, sagte Kelly, damit beschäftigt, die Wunde zu vernähen. »Er ist nicht transportfähig!« Panik, Erschöpfung und ungläubiges Staunen ließen ihre Stimme ganz hart klingen.
Nate hockte sich neben Kelly, während Kouwe damit begann, den zweiten Stumpf zu verbinden. Frank stöhnte leise.
Nate schilderte ihnen, was sich am Höhleneingang zugetragen hatte. »Die Ban-ali haben Kontakt mit uns aufgenommen. Vielleicht ist das eine Einladung, in ihr Dorf mitzukommen. Ich vermute, es handelt sich um ein einmaliges Angebot.«
Kouwe nickte. »Offenbar haben wir einen letzten Test bestanden, eine spezielle Herausforderung gemeistert«, schloss sich der Professor Nates erster Einschätzung an. »Wir haben uns als würdig erwiesen, den nächsten Schritt zu tun.« »Und was ist mit Frank?«, wandte Kelly ein.
»Ich könnte aus Bambusstöcken und Palmwedeln eine Trage anfertigen«, meinte Kouwe leise und berührte Kellys Hand. »So wie ich die Indianer kenne, wird er sterben, wenn wir uns nicht von der Stelle rühren. Wir alle werden sterben.«
Kellys Gesicht verhärtete, ihr Blick trübte sich. Erst ihre Tochter, jetzt ihr Bruder.
Nate hockte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter. »Ich werde darauf achten, dass er unbeschadet ankommt. Sind wir erst mal im Dorf, kann Olin das Funkgerät hochfahren.« Nate blickte den Russen an.
Olin nickte heftig. »Ich kann zumindest ein korrektes GPSSignal senden.«
»Und dann wird man uns helfen. Man wird Ihren Bruder ausfliegen. Er wird es schaffen. Wir alle.«
Kelly lehnte sich an ihn, entspannte sich allmählich. »Versprechen Sie mir das?«, bat sie mit tränenerstickter Stimme.
Er drückte sie fester an sich. »Natürlich verspreche ich das.« Wie er so in das bleiche Gesicht ihres Bruders schaute, während das Blut allmählich durch die frisch angelegten Verbände sickerte, hoffte er inständig, sein Versprechen auch halten zu können.
Kelly regte sich in seiner Umarmung, ihre Stimme wurde energischer. »Dann lassen Sie uns aufbrechen.«
Er half ihr hoch.
Sie machten sich umgehend an die Vorbereitungen.

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