Operation Amazonas
er kroch über den Boden. Sein Gesicht war nur noch blutiger Matsch.
»Ich … ich dachte, er wäre tot«, stammelte Carrera entsetzt und machte einen Schritt auf ihn zu.
Der Captain kam nicht weit, dann schoss eine Pranke vor und grub sich in seinen Oberschenkel. Er wurde in die Dunkelheit zurückgerissen. Er schrie auf, krallte die Finger ins lose Geröll, fand aber keinen Halt.
Ein Schuss knallte. Der Kopf des Captains wurde erst nach hinten geschleudert und flog dann wieder nach vorn, prallte heftig gegen den Felsen. Als Nate den Kopf wandte, sah er Kostos, der in Schusshaltung auf dem Boden kniete und durchs Zielfernrohr seines M-16 blickte. Der Sergeant senkte langsam die Waffe; sein Gesicht war von Schmerz und Schuldgefühlen gezeichnet.
»Alle in die Höhle!«, brüllte er.
Die Gruppe drängte sich noch immer in der Nähe des Eingangs.
Nate und Carrera eilten der Höhlenmündung entgegen.
Frank und Kostos sicherten mit vorgehaltenen Waffen den Eingang. Die beiden Männer hoben sich als dunkle Silhouetten vom Schein der erlöschenden Signalrakete in der Höhle ab. Frank schwenkte den Arm. »Beeilung!«
Nate, der noch ein paar Meter vom Eingang entfernt war, bemerkte auf einmal, wie sich ein dunkler Schatten am Fuße der Felswand entlangbewegte. Links von der Höhlenmündung. »Achtung!«
Dies war der größte der Jaguare, der Anführer, den Nate gleich zu Anfang bemerkt hatte.
Er sprang an der Höhlenmündung vorbei. Frank wurde umgeworfen, flog hoch in die Luft und landete auf dem Rücken. Kostos wurde gegen die Felswand geschleudert. Dann verschwand die Raubkatze wieder in der Dunkelheit.
»Frank!«, schrie Kelly.
Nate rannte mit Carrera zum Höhleneingang. Kostos rappelte sich japsend hoch und hielt sich benommen die Brust. »Hilfe!«, schrie Kelly.
Frank krümmte sich im Geröll. Kellys Bruder war nicht bloß umgeworfen worden. Beide Beine waren unterhalb der Knie abgetrennt. Blut spritzte auf die Steine. Der riesige Jaguar hatte ihm in Sekundenschnelle mit der Präzision einer Guillotine die Beine abgebissen.
Kouwe ließ sich neben Frank zu Boden fallen. Olin half, den stöhnenden Verletzten in die Höhle zu schleifen. Kelly folgte ihnen und riss Aderpressen aus ihrem Rucksack.
Plastikampullen mit Morphium fielen auf den Boden. Nate hob sie auf.
In der Nähe des Eingangs wurde ein Schuss abgefeuert. Draußen wurde es hell. Eine weitere Leuchtrakete. Nate hielt die Morphiumampullen in der Hand und kam sich nutzlos vor, wie gelähmt.
Kouwe nahm ihm die Ampullen ab. »Geben Sie uns Deckung.« Er wies mit dem Kinn in Richtung Eingang.
Olin und Kelly kümmerten sich um den Verletzten. Tränen strömten Kelly über die Wangen, doch ihre Miene war verkniffen vor Entschlossenheit und Konzentration. Sie wollte ihren Bruder nicht verlieren.
Nate gesellte sich zu Kostos und Carrera, die den Eingang bewachten. Im Schein der Leuchtrakete war zu erkennen, dass der Dschungel noch immer von Schatten wogte. Der mit Felsbrocken übersäte Hang bot den Raubkatzen zusätzliche Deckung.
Manny schloss sich ihnen an; er war mit einer Pistole bewaffnet. Tor-tor schnupperte knurrend an Franks Blut.
»Ich habe mindestens fünfzehn Tiere gezählt«, sagte Carrera, das Gesicht zur Hälfte von der Nachtsichtbrille verdeckt. »Sie wollen einfach nicht verschwinden.«
Kostos fluchte. »Wenn sie uns angreifen, können wir sie unmöglich alle aufhalten. Wir haben nur noch einen Granatwerfer, zwei M-16-Gewehre und ein paar Pistolen.« »Und die Schrotflinte«, setzte Nate hinzu.
»Ich hab das Bailey neu geladen«, meinte Carrera. »Aber das war das letzte Magazin.«
Manny hockte sich mit vorgehaltener Pistole auf den Boden. »Hinten in der Höhle hat sich allerhand Zeug angesammelt – Äste, Blätter, was weiß ich. Wir könnten im Eingang ein Feuer anzünden.«
»Tun Sie das«, sagte Kostos.
Als Manny sich umdrehte, war ein leises Grollen zu vernehmen. Alle erstarrten. Die Leuchtrakete beleuchtete eine riesige Raubkatze, die auf dem steinigen Hang aufgetaucht war. Alle Waffen zielten auf sie.
Nate erkannte den Anführer wieder.
»Ein Weibchen«, murmelte Manny.
Es musterte sie, forderte sie heraus. Im Dschungel bewegten sich geschmeidige Schattengestalten, muskelbepackt und mit scharfen Krallen bewehrt.
»Was sollen wir tun?«, fragte Carrera.
»Das Miststück checkt uns ab«, knurrte Kostos und senkte den Kopf aufs Visier.
»Nicht schießen!«, zischte Manny. »Wenn Sie jetzt schießen, hetzen Sie das ganze Rudel auf uns.«
»Nate hat
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